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Diese Schilder werden weniger werden. Die Postbank möchte deutschlandweit 100 Filialen schließen.

© Tobias Schwarz / AFP

72 Standorte bundesweit betroffen: Postbank schließt auch in Berlin Filialen

Viele Postfilialen sind nicht mehr rentabel. Schuld daran ist die Automatisierung. Die Mitarbeiter sollen neue Aufgaben bekommen.

Die Postbank schließt dieses Jahr voraussichtlich nur drei ihrer 50 Filialen in Berlin. Das teilte eine Sprecherin der Gewerkschaft Verdi am Dienstag auf Anfrage mit. „In manchen abseits liegenden Filialen gibt es kaum noch Kundenverkehr", hieß es zur Erklärung. Die Gewerkschaftssprecherin deutete an, dass es sich hauptsächlich um Filialen am Stadtrand handele. Welche Filialen in Berlin geschlossen werden, wollte die Postbank auf Nachfrage nicht sagen.

Die „Bild am Sonntag“ hatte am Wochenende von einer internen Streichliste berichtet, wonach die Postbank bis Ende des Jahres bundesweit mehr als 100 ihrer rund 1000 Filialen schließen möchte. Das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen ist mit 21 Filial-Schließungen am stärksten betroffen.

Mitarbeiter bekommen neue Aufgaben

„Es gibt immer weniger Notwendigkeiten für die Kunden eine Filiale aufsuchen müssen“, sagte Iris Laduch-Reichelt, Pressesprecherin der Postbank. „Sie können online einen Privatkredit bekommen oder Zahlungen vornehmen.“ Viele Filialen seien daher unrentabel geworden. Vor dem Online-Banking hatten bereits Selbstbedienungsterminals den Schaltermitarbeitern Konkurrenz gemacht. An den Schaltern der Postbank arbeiten derzeit vor allem Beamte der Deutschen Post. Die Postbank hat sie vorübergehend ausgeliehen. Wird eine Postbank-Filiale geschlossen, kehren die Beamten zur Deutschen Post zurück und müssen dort weiterbeschäftigt werden.
Welcher Arbeit die Schaltermitarbeiter dann bei der Deutschen Post nachgehen können, ist unklar. „Ich kann mir da nur die Zustellung vorstellen, sagte die Verdi-Sprecherin.
Bei den restlichen Filialmitarbeitern handele es sich zumeist um Bankkaufleute, sagte Postbank-Sprecherin Laduch-Reichelt. Für sie gilt: Haben sie in einer vom Unternehmen geschlossenen Filiale gearbeitet, genießen sie einen Schutz vor betrieblichen Kündigung bis Mitte 2021. Die Angestellten werden dann in andere Filialen versetzt oder verlassen das Unternehmen mit einer Abfindung. Oder sie arbeiten in einem neuen Vertriebscenter. So nennt die Postbank Filialen, an denen alle Postbankleistungen und Leistungen der Deutschen Post aus einer Hand angeboten werden: Von Briefsendungen bis hin zur Anlageberatung. Bis Mitte 2019 möchte die Postbank rund 25 neue Vertriebscenter eröffnen. In einigen Postbank-Filialen sind Bankberater nur zweimal wöchentlich anwesend. In den Vertriebscentern werden alle Leistungen dagegen täglich angeboten.

Die Post sucht neue Vertriebswege

„Gerade in den geschlossenen und noch zu schließenden Filialen standen überwiegend die Postdienstleistungen im Mittelpunkt der Tätigkeit“, sagt Maik Brandenburger, Pressesprecher der Kommunikationsgewerkschaft DPV. Postdienstleistungen muss die Deutsche Post noch immer flächendeckend anbieten. Dazu verpflichtet sie der Gesetzgeber. Bevor eine Postbank-Filiale geschlossen wird, muss die Post also sicherstellen, dass das Post-Angebot lokal verfügbar bleibt. Dazu setzt die Post verstärkt auf Verkaufspunkte im Einzelhandel, Packstationen und Briefmarkenautomaten. Die Postbank gehört seit 2008 zur Deutschen Bank, die die Tochter stärker in das eigene Geschäft integrieren möchte. Der Stellenabbau habe mit der Integration nichts zu tun, heißt es von Seiten der Postbank. Auch Verdi betont: „Die Filialschließungen gehören zur langfristige Strategie der Postbank.“

Roland Lindenblatt

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