zum Hauptinhalt

Zeitmanagement: Soziologin: Zeitstress ist ein Mythos

Ist es einfach nur "in", im Stress zu sein? Eine Soziologin spricht im Zusammenhang mit Zeitknappheit von einem immateriellem Statussymbol.

Hagen - Stress aufgrund von Zeitmangel ist nach Auffassung der Soziologin Nadine Schöneck ein Mythos. „Das Gros der Deutschen behauptet von sich, dass es ein Zeitproblem hat. Aber wenn man genauer nachfragt, merkt man, dass sich erstaunlich wenig Menschen Gedanken um Zeit machen“, sagte die Zeitforscherin von der Fernuniversität in Hagen.

In ihrer Dissertation zum Zeitempfinden von Erwerbstätigen fand Schöneck heraus, dass nur ein Drittel ihrer Interviewpartner tatsächlich gestresst war. „Wenn man betrachtet, wie populär das Thema Zeitmanagement ist, muss man den Eindruck haben, dass Zeitprobleme sehr, sehr verbreitet sind“, sagte Schöneck. Dem sei aber nicht so. Vielmehr sei es „in“, im Stress zu sein: „Zeitknappheit ist ein immaterielles Statussymbol. Keine Zeit zu haben signalisiert, wichtig und bedeutend zu sein. Das zieht sich durch alle sozialen Schichten und fängt schon bei jungen Leuten an“, erklärte die 33-jährige Soziologin aus Bochum.

In ihrer nichtrepräsentativen Untersuchung kristallisierten sich vier Typen heraus, die unterschiedlich mit Zeit umgehen. Der robuste Zeitpragmatiker und der zufriedene Zeitstrategielose gehen demnach gelassener mit Zeit um als der egozentrische Zeitsensible und der reflektierende Zeitgestresste, die in ihrem Alltag mehr Beschleunigung empfinden. „Es fühlen sich bei weitem nicht alle Erwerbstätigen gestresst“, hat Schöneck herausgefunden. Tendenziell seien es eher Personen mit höherem Berufs- und Schulabschluss, die über Zeit nachdenken und von Zeitproblemen berichten.

Mit der Umstellung auf die Sommerzeit geht am kommenden Wochenende eine Stunde verloren. Allerdings hält Schöneck dies für unproblematisch: „Dadurch, dass die Menschen heutzutage so viel durch die Welt fliegen, kennen sie den Verlust von einer oder mehreren Stunden. Deswegen denke ich, dass diese eine Stunde von den meisten relativ gut weggesteckt wird.“ Die junge Soziologin freut sich auf die Sommerzeit: „Ich bin Hobbysportlerin und freue mich, wenn ich im Hellen trainieren kann.“ Schöneck läuft in ihrer Freizeit Marathon. dpa

Zur Startseite