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Eine Familie am vergangenen Wochenende im Licht der untergehenden Sonne an der Ostsee auf der Insel Hiddensee.

© Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa

Weltglückstag 2018: Glück muss man haben

Von einem Gefühl, das manchmal sehr unverhofft kommt – und in kleinen Dingen bestehen kann. Was Tagesspiegel-Kollegen über Glück sagen.

Von Michael Schmidt

An diesem Dienstag ist Weltglückstag. Der wurde weder von einem Pflanzenversand für Kleeblätter ausgerufen noch von einer Versicherung. Der Weltglückstag geht auf die Vereinten Nationen zurück und wird in diesem Jahr zum siebten Mal begangen. Dass Glück für jeden etwas anderes bedeutet, ist klar. Aber was? Wir haben Kollegen gefragt. Zum Glück bekamen wir Antworten.

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Glück? Ich hatte einmal unverschämtes, ganz und gar unverdientes Glück. Bei Karstadt. Ich war acht, oder neun, und stromerte durch die Spielzeugabteilung. Meine Mutter hatte mich hier abgestellt, war kurz weg. Ich sah und wollte diesen Ritter haben, ich sah und wollte diese Figuren für meine elektrische Eisenbahn haben. Beides verschwand in meinen Taschen. Der Detektiv kam auf mich zu. Nein, ich hatte keinen Bon. Aber ja, log ich, natürlich habe ich bezahlt. An welcher Kasse? Na an – – – der da! Die Verkäuferin an der Kasse konnte sich nicht an mich erinnern. Holte dennoch die Bon-Rolle aus der Kasse, las – und gab ungläubig zu Protokoll: „Doch, da, ein Ritter für 5,95 Mark und einmal Märklinfiguren für 9,95 Mark …“ Als meine Mutter mich kurz darauf vor dem Regal mit den Lego-Raumfahrzeugen wieder abholte, hat sie, wie ich vermute, meine vor Aufregung roten Wangen für weihnachtliche Vorfreude gehalten. Zum Glück. Michael Schmidt

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Wenn es beim Salsa so gut läuft, dass der Kopf ausgeschaltet ist, alle Drehungen einfach klappen und es ist wie fliegen! Wenn mir in der Küche ein Experiment gelingt und es nicht nur mir schmeckt, sondern auch den Kindern.

Wenn Informanten aus einer Geschichte von mir, zu der sie beigetragen haben, noch etwas Neues erfahren und dann anrufen und fragen: Wo haben Sie das denn her? (Sag ich natürlich nicht, kein Journalist verrät, wo er etwas her hat). Wenn ich Zeit habe und in der Stadt verlorengehe, mit einer fremden Person ins Gespräch komme, ein intensiver Austausch stattfindet und dann jeder beschwingt und inspiriert seiner Wege geht. Fatina Keilani

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Feierabend, Sonnenschein, Wochenende, meine Frau, meine Kinder, sturmfreie Bude, mit Freunden feiern, ein Tag am Meer genießen, langer Sonntagsbrunch, Händchenhalten, Sommerurlaub, Übers-Wasser-gehen, gute Bücher lesen, Träumen, Erdnussflips, Seifenblasen, über gute Witze lachen, bessere Witze erzählen, Zartbitterschokolade, Tiere beobachten, an nichts denken, Flirten, Fernsehen, Blumen pflücken, Samstagnachmittag, Schmetterlinge, Gemischtsauna, durch die Waschanlage fahren, Sonntagvormittage, unterm Regenschirm spazieren gehen, Sex – allein oder zu zweit, Shopping – aber nur kurz. Stephan Wiehler

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Wollte ich noch in Jugendjahren so schnell wie möglich aus meiner bayerischen Heimat weg, strömen jetzt im „Mittelalter“ Glücksmomente in mich, sobald ich auf der Autobahn A 9 die frühere Grenze mit dem großen Hinweisschild „Brückenrasthaus Frankenwald“ überquere. Ich bin glücklich, wenn ich mit Motorrädern die Alpenpässe überquere, in sauberen bayerischen Seen schwimmen kann, eine richtige Brezn esse (und nicht das, was als Brezel manchmal in Berlin verkauft wird!) und den oberbayerischen Dialekt höre. Es ist Glück, wirklich Zeit zu haben für seine Liebsten, Familie und Freunde. Auch wenn es nicht immer konfliktfrei ist, muss man sich Zeit nehmen für wichtige Dinge. Auch für sich selbst. Denn Glück ist vergänglich, aber Zufriedenheit ein möglichst lange andauernder Zustand. Das gehört zu meiner Work- Life-Balance. Sabine Beikler

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Das Glück, an einem sehr fernen Ort ziellos durch unbekannte Straßen zu gehen, spontan eine Kirche zu besichtigen oder ein Museum, fremde Blüten zu bewundern oder eine besondere Art von Pfütze, eine neue, irgendwie samtige Luft zu atmen, mit Fremden unvermutet ins Gespräch zu kommen, alle Grenzen von Sprache und Kultur hinter sich lassen und zu spüren, man versteht sich auch so. Die Weite des Horizonts genießen. Konkret: ein Spaziergang am Ende der Panamericana, ganz im Süden der Südhalbkugel. Nebenan geht ein Japaner, der die Vegetation aufmerksam betrachtet, gleichsam inhaliert und dann verzückt seufzt: „Just like Salzburg!“ Elisabeth Binder

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