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Patrick Dempsey (52) ist ein US-Schauspieler. Bekannt wurde er als Dr. Derek Shepherd in der US-Serie "Grey’s Anatomy".

© Jürgen Tap/Porsche

US-Filmstar Patrick Dempsey: „Le Mans hat mein Leben völlig verändert“

US-Filmstar und Rennfahrer Patrick Dempsey spricht über seine persönliche Entwicklung durch 24-Stunden-Rennen, den Unterschied zu Hollywood und über Fußball.

Von Sabine Beikler

Herr Dempsey, Sie sind hier in Le Mans beim 24-Stunden-Rennen. Und in Russland läuft die Fußball-WM. Sind Sie Fan?

Ja absolut. ich bin in einer Kleinstadt in Maine aufgewachsen. Dort haben wir nicht American Football gespielt, sondern Fußball. Ich liebe Fußball.

Spielen Sie selbst noch?

Mein Sohn ist total fußballverrückt. Wir haben zuhause in Kalifornien überall kleine Fußballplätze angelegt mit Toren, Linien und Abgrenzungen. Das ist mein tägliches Kreislauftraining. Nur wird mein Sohn leider immer schneller. Da muss ich mithalten können.

Bedauern Sie, dass die USA in diesem Jahr nicht bei der Fußball-WM dabei ist?

Natürlich ist das schade, dass die USA nicht an der WM teilnimmt. Aber wissen Sie, viele meiner Landsleute machen sich inzwischen Sorgen um die Kopfverletzungen beim American Football. Und es gibt ein Entwicklungsprogramm für junge Fußballspieler. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich durch diese Diskussion in den USA der Fußball weiterentwickelt. Denken Sie auch an unsere gute Frauen-Mannschaft, die bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro bis ins Viertelfinale kam. Und wir haben immer wieder US-Spieler in der Bundesliga.

Hat Jürgen Klinsmann als früherer deutscher Trainer der USA dem Fußball in den USA noch einmal einen Schub gegeben?

Ja, er hat dem US- Fußball mit seinem Training eine neue Philosophie gegeben.

Schauen Sie sich zuhause Fußballspiele an oder gehen Sie lieber ins Stadion?

Wenn ich in Europa bin, liebe ich es ins Stadion zu gehen und diesem schnellen, aber auch harten Fußball anzuschauen. Ich mag die Stadionatmosphäre und die Fans, die mit Leib und Seele bei den Spielen und den Spielern sind.

Haben Sie ein Lieblingsstadion?

Barcelona hat für mich eine großartige Atmosphäre. Es ist auch das größte Stadion in Europa, oder? Und Lionel Messi hat sich die Zeit genommen, uns das alles mal gezeigt. Er kann sehr gut mit Kindern umgehen. Das hat meine beiden Söhne und meine Tochter sehr beeindruckt.

Am Sonntag spielt das deutsche Team gegen Mexiko. Schauen Sie sich das an?

Hier in Le Mans stehen überall TV-Schirme. Deutschland spielt erst, wenn das Rennen beendet ist. Das ist ein ziemlich perfektes Timing für mich.

Ihr Tipp: Wer wird Weltmeister?

Deutschland, eindeutig. Sie werden sehen, Ihre Elf wird guten Fußball spielen. Und das ist kein Witz: Mein Sohn trägt seit geraumer Zeit zuhause das deutsche Trikot und er beginnt inzwischen, sagen wir, kraftvolle deutsche Ausdrücke zu benutzen. Die hat er von guten Freunden von uns mit deutschem Background.

Sie selbst sind begeisterter Rennfahrer. Aber Sie starteten mit Skirennen. Warum haben Sie damit aufgehört?

Ich war ein großer Fan von Ingemar Stenmark. Und ich hörte, dass er auch mit einem Einrad trainiert. Also besorgte ich mir ein Einrad und trainierte damit. Ich war ein großer Zirkusfan, dann kam die Jonglage dazu.

Seit wann haben Sie ein Faible für den Motorsport?

Dafür habe ich mich wie jeder kleine Junge interessiert und natürlich auch mit Matchbox-Autos gespielt.

Sie sind inzwischen Mitinhaber des Teams Dempsey Proton Racing und treten in diesem Jahr in Le Mans mit zwei Porsche 911 RSR an. Rechnen Sie mit Podiumsplätzen?

Natürlich wollen wir gewinnen, wir haben das Potenzial dazu. Wir haben ein gutes Qualifying gehabt und starten in der Amateur-GT-Klasse Bond in der Pole-Position. Bei uns im Team fahren junge Porsche-Nachwuchsfahrer mit, die großartig unterwegs sind. Aber man weiß nie, wie sich ein 24-Stunden-Rennen entwickelt.

Was ist das denn für ein Gefühl als Miteigentümer eines Rennstalls aufzutreten und nicht als Hollywoodstar?

Hollywood hat mit meiner Rolle in Le Mans nichts zu tun. Ich liebe es mit jungen Fahrern zusammenzuarbeiten und ihnen die Gelegenheit zu geben, eigene Erfahrungen zu machen. Wäre ich 18 Jahre alt, würde ich auch Carrera Cup-Rennen oder Supercup-Rennen fahren. Aber um in Le Mans zu fahren braucht es noch etwas anderes: Du musst dich mental darauf einstellen eine schwierige Strecke mehrere Stunden bis zum Fahrerwechsel zu fahren. Und du musst ruhig bleiben und nicht überreagieren. Dadurch dass so viele Fahrzeuge unterwegs sind, muss man extrem schnell reagieren. Und Du musst versuchen, in deiner eigenen Komfortzone zu bleiben.

Sie sind 2015 mit einem Porsche 911 RSR in Le Mans gefahren und in der Amateurklasse GTE-AM-Klasse auf dem zweiten Platz gelandet. Ein paar Monate später siegten Sie in Fuji. Juckt es Sie nicht in den Fingern hier in Le Mans selbst zu fahren?

Ich liebe es in Le Mans zu sein, fühle mich hier wie zuhause. Ich habe Ziele im Motorsport gehabt, die habe ich erreicht. Und danach habe die klare Entscheidung getroffen, selbst nicht mehr Langstrecken-Rennen zu fahren. Das ist für mich völlig in Ordnung. Ich habe nicht die Zeit dazu. Aber es ist psychologisch für mich wichtig, noch ein Teil des Rennsports zu sein.

Was bedeutet Le Mans für Sie?

Le Mans hat mein Leben völlig verändert. Ich habe ein neue kreative Ader bei mir entdeckt. Und ich muss auch sagen, dass die Unterstützung von Porsche von mir und dem Team wirklich großartig ist. Wir sind eine Familie im Motorsport. Ich habe selten so eine Kameradschaft erlebt – weitaus mehr als ich das in Hollywood erlebe.

Sie fahren mit Ihrem Team in der Langstrecken-WM mit. Finden Sie die WEC interessanter als die Formel 1?

Ich mag die Formel 1 und kenne ein paar Fahrer. Die meisten wollen ja auch in Le Mans fahren wie in diesem Jahr zum Beispiel Fernando Alonso.

Was sind Ihre nächsten Filmprojekte? Nach „Bridget Jones' Baby“ mit Renée Zellweger etwas mit Motorsport?

Ich habe viele Projekte. Gerade habe ich eine Doku über Rennfahrlegende Hurley Haywood fertiggestellt. Und ich produziere die Verfilmung des Romans "The Art of Racing in the Rain" in Vancouver mit. Mir geht die Arbeit nicht aus.

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