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Die Trümmer eines abgedeckten Mehrfamilienhauses in Stollberg, Sachsen.

© dpa/Bernd März

Sturmtief "Fabienne": Frau von Baum erschlagen – Fahrgeschäfte auf Wiesn standen still

Mit dem kalendarischen Herbstbeginn zieht gleich ein Sturm über Süd- und Mitteldeutschland. Mindestens ein Mensch ist gestorben.

Beim ersten schweren Sturm im kalendarischen Herbst ist am Sonntag eine Frau getötet worden, zudem gab es große Schäden in Süd- und Mitteldeutschland. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk waren an vielen Orten im Dauereinsatz. Auch die Reisepläne Tausender wurden durcheinandergewirbelt. Besonders betroffen vom Sturmtief „Fabienne“ waren der Süden Hessens, Teile Thüringens sowie Regionen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen.

Auf einem Campingplatz in Bayern stürzte am Sonntagabend ein Baum um und erschlug eine 78 Jahre alte Frau, wie die Polizei im Landkreis Bamberg mitteilte. Die Frau erlitt schwerste Verletzungen und starb noch an der Unfallstelle. Zunächst hatte die „Passauer Neue Presse“ über den Unfall berichtet.

In Baden-Württemberg wurde ein vierjähriger Junge von einem umstürzenden Baum lebensgefährlich verletzt. Eine Orkanböe kippte in Epfenbach im Rhein-Neckar-Kreis eine große Buche auf das Auto, in dem das Kind saß. Laut Polizei erlitt der Junge dabei schwere Kopfverletzungen und wurde mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen.

In weiten Teilen Süd- und Mitteldeutschlands mussten Straßen gesperrt und von Bäumen befreit werden. In Sachsen war vor allem der Erzgebirgskreis schwer getroffen. „Anrufer berichteten uns von einem Tornado“, sagte ein Sprecher der örtlichen Feuerwehr. Hausdächer seien weggeflogen, ein Gebäude habe gestützt werden müssen und gelte als einsturzgefährdet.

Züge der Bahn betroffen

Eine Bahnsprecherin in Berlin sagte in der Nacht zu Montag, im Süden der Republik seien zahlreiche Bäume auf Gleise oder Oberleitungen gestürzt. Unwetterschäden schränkten den Verkehr am Sonntag stundenlang ein. Einige Strecken waren auch am frühen Montagmorgen noch nicht wieder freigegeben. „Die Kollegen sind dabei, die Schäden möglichst schnell zu beseitigen“, sagte die Sprecherin.

Am Montagmorgen waren noch die Fernverkehrsstrecken zwischen Nürnberg und Regensburg und zwischen Würzburg und Ansbach gesperrt. Zwischen Nürnberg und Stuttgart wurde der Bahnverkehr eingeschränkt wieder aufgenommen. Am Sonntagabend hatte es auch auf der DB-Prestigestrecke zwischen Berlin und München, auf den Strecken zwischen Mainz und Mannheim, Frankfurt und Heidelberg sowie Frankfurt und Mannheim Unterbrechungen und Verspätungen gegeben.

In Stuttgart, München, Nürnberg, Regensburg und Basel stellte die Bahn Hotel-Züge bereit, um gestrandete Fahrgäste unterbringen zu können. Die Bahnsprecherin kündigte an, dass es auch noch am Montagmorgen zu Einschränkungen kommen könne: „Dadurch, dass Züge und Personal nicht an den richtigen Stellen sind, kann es zu Auswirkungen kommen.“

Auch der Flughafen Frankfurt - Deutschlands größter Airport - meldete Probleme. Rund 130 Flüge sind am Sonntag wegen Sturms und Starkregens am Frankfurter Flughafen annulliert worden - die Folgen waren auch am Montagmorgen noch zu spüren. „Es ist etwas voller als sonst“, sagte ein Sprecher der Flughafenbetreibers Fraport. „Das sind die Nachwirkungen von gestern.“ Sturmtief „Fabienne“ hatte am Sonntag auch zu einem 20-minütigen Abfertigungsstopp geführt. Rund 130 Flüge von insgesamt mehr als 1500 Flugbewegungen mussten gestrichen werden, wie der Sprecher sagte. Fluggäste wurden noch am Abend gebeten, ausreichend Zeit für die Anreise einzuplanen.

Der Sturm machte sich auch in der benachbarten Schweiz bemerkbar. Dort wirbelte „Fabienne“ vor allem den Flugverkehr durcheinander, wie die Agentur SDA berichtete. An den Flughäfen Zürich, Basel und Genf gab es am Abend bei fast allen Starts und Landungen deutliche Verspätungen.

In Tschechien hat Sturmtief „Fabienne“ zu Stromausfällen und Verkehrsbehinderungen geführt. Am Montag waren nach Angaben der Energieversorger noch rund 70 000 Haushalte ohne Strom. In der Nacht waren es sogar doppelt so viele gewesen. Bei Olomouc (Olmütz) im Osten des Landes wurden zwei Menschen verletzt, als ein Baum auf ihr Wochenendhaus fiel, wie die Agentur CTK berichtete. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht. Die Feuerwehren rückten landesweit zu Hunderten Einsätzen aus, um Straßen freizuräumen und Dächer zu sichern. Dutzende Bahnstrecken waren unpassierbar, weil Bäume auf die Gleise gestürzt waren. Der Wind hatte nach Angaben des Wetterdienstes CHMU in Böen orkanartige Stärken erreicht. Eine Unwetterwarnung galt noch bis Montagabend.

Sturmtief „Fabienne“ streift Wiesn - Fahrgeschäfte standen still

Das Sturmtief „Fabienne“ hat am Sonntag auch das Münchner Oktoberfest gestreift. Einige Fahrgeschäfte stellten am Abend vorsorglich zeitweise ihren Betrieb ein, wie der Sprecher der Schausteller, Edmund Radlinger, am Montag sagte. Es sei für jedes Geschäft vorgegeben, bei welcher Windstärke es noch fahren dürfe. Die berühmte Olympia-Looping-Achterbahn sei trotz Regens aber bis 23.30 Uhr gefahren. Das Unwetter habe das Oktoberfest nicht in voller Stärke erreicht. „Wir hatten Glück, dass der Sturm an uns vorbeigezogen ist“, sagte Radlinger.

Ein Oktoberfestbesucher badet in einer Pfütze beim Durchzug von Sturmtief Fabienne.
Ein Oktoberfestbesucher badet in einer Pfütze beim Durchzug von Sturmtief Fabienne.

© Felix Hörhager/dpa

Größere Schäden oder Zwischenfälle gab es laut Polizei nicht. Ein Bauzaun kippte auf etwa 100 Metern Länge um, wurde aber schnell wieder aufgestellt. Die Festleitung hatte die Besucher gegen 19.20 Uhr vor dem heranziehenden Unwetter gewarnt. Später empfahl sie den Gästen über Twitter, „den Besuch im Außenbereich des Festgeländes zu unterbrechen“. Die meisten Gäste trieb der Regen ohnehin vorzeitig nach Hause, in den Bierzelten wurde aber weitergefeiert.

„Fabienne“ reißt Kirchturmspitze in Unterfranken ab

„Fabienne“ hat im unterfränkischen Dorf Stadelschwarzach die Spitze des Kirchturms heruntergerissen. Bürgermeister René Schlehr (CSU) sagte am Montag dem Evangelischen Pressedienst, der Sturm habe die Kirchturmspitze zunächst seitlich abgeknickt, ehe sie direkt neben der Kirche auf den Boden gefallen sei. „Gott sei Dank ist niemand zu Schaden gekommen.“

Die Kirchturmspitze bestehe aus massiven Eichenbalken sowie Dachziegeln: „Das ist schon ein enormes Gewicht“, sagte Schlehr. Durch die Wucht des Aufpralls sei eine benachbarte Scheune in sich zusammengefallen. Die Dachdecker seien bereits vor Ort und machten sich mit Hilfe eine Drohne ein Bild von der Lage. Der Rumpf des Kirchturms müsse nun provisorisch abgedichtet werden, sagte der Bürgermeister von Prichsenstadt. Stadelschwarzach ist ein Ortsteil von Prichsenstadt.

Der Turm der katholischen Pfarrkirche St. Bartholomäus stammt aus der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert und hat als Dach einen „Echterhelm“ - ein sehr spitz zulaufendes und 15 Meter in die Höhe ragendes Dach in achteckiger Form auf quadratischem Grundriss.

Am späten Sonntagabend dann hob der Deutsche Wetterdienst alle Unwetterwarnungen auf. Das Sturmtief „Fabienne“ ziehe ab und auch die zugehörige Kaltfront verlasse Deutschland in Richtung Österreich, wie es in einer Mitteilung hieß. (dpa, epd)

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