zum Hauptinhalt
Coole Meile. Die Kuppel bedeckt das Klimahaus, dahinter ragt das Hotel Atlantic Sail City auf.

© Bremerhaven Tourismus

Bremerhaven, ganz maritim: Mehr vom Meer

Wer Häfen, Schiffe und Meer mag, ist in Bremerhaven goldrichtig. Dazu lässt sich Trumps Geschichte studieren und vielleicht das Klima retten.

In der Form eines Segels ragt das gläserne Hotel in den Himmel. Hoppla, sind wir in Dubai? Ach was, das „Atlantic Sail City“ steht hinterm Weserdeich in Bremerhaven. Der Blick aus dem Hotelzimmer reicht weit bis zum Containerhafen. Immer öfter legt dort draußen auch ein Kreuzfahrtschiff an. Wer keine Passage gebucht hat, genießt Matjes und ein frisch gezapftes Bier in „der letzten Kneipe vor New York“. Die ist Kult.

Mit großen Träumen oder auch nur mit Erleichterung und dem Wissen, gerettet zu sein, sind von hier aus viele in die Neue Welt abgedampft. Zwischen den Jahren 1830 und 1974 waren es sieben Millionen Menschen, die in die USA, aber auch nach Kanada, Brasilien, Argentinien und Australien fuhren. Wie kamen sie aufs Schiff, was erlebten sie an Bord, und wie ging es in der neuen Heimat weiter? Im Auswanderermuseum wird die facettenreiche Geschichte präsentiert. Die Besucher betrachten sie nicht nur, sie können sie im wahrsten Sinne des Wortes durchleben. Am Museumseingang bekommt der Besucher einen „Boarding Pass“ und verwandelt sich damit in jene Person, deren Namen dort aufgedruckt ist. Zum Beispiel Hertha Nathorff. Die jüdische Ärztin arbeitete bis 1930 in einer Kinderklinik in Berlin-Charlottenburg. Dann verlor sie im Rahmen der „Arisierung“ ihre Arbeit.

Was alles passierte, bevor sie 1939 in Bremerhaven endlich das rettende Schiff nach Amerika besteigen konnte, erfährt man Station für Station.

Hafen der Auswanderer

Wer in den USA ankam, landete bald im Grand Central Terminal von New York – dem damals größten Bahnhof der Welt. Im Museum ist er detailgetreu nachgebildet. Hertha Nathorff fuhr nicht weiter und blieb in der Metropole. Mehr als 50 Jahre lebte sie in der 70. Straße der New Yorker Upper West Side, arbeitete wieder als Ärztin. Sie starb 1993. In einem ihrer letzten Briefe schrieb sie, dass sie sich nie wirklich wohlgefühlt hätte in den USA. Deutschen Boden hat sie trotzdem nie mehr betreten.

Rund 3000 Schicksalen kann man in diesem Museum nachspüren. Auch dem von Friedrich Trump, Großvater des amtierenden US-Präsidenten. Als 16-Jähriger bestieg er im Jahre 1885 das Schiff in die Vereinigten Staaten, änderte seinen Vornamen in Frederick – und machte später ein Vermögen mit Restaurants im Nordwesten des Landes, profitierte später auch vom „Goldrausch“.

Im neuen „Studio Migration“ beleuchtet das Museum auch die Geschichte der Einwanderer. So ist die dramatische Flucht einer Familie aus Aleppo aufgezeichnet. Wie Eltern und Kinder nun versuchen, in Bremerhaven Fuß zu fassen, ist so spannend zu verfolgen wie die Geschichten der deutschen Auswanderer.

Die "Havenwelten" locken

Ausruhen auf Samoa, eine der spannenden Stationen im Klimahaus.
Ausruhen auf Samoa, eine der spannenden Stationen im Klimahaus.

© Ingo Wagner/ picture alliance / dpa-tmn

In den sogenannten Havenwelten sind viele Attraktionen auf engem Raum gebündelt. Das Klimahaus zum Beispiel, in dem man unter einer gläsernen Kuppel auf mehreren Stockwerken zu neun Orten in fünf Kontinenten spazieren kann. In den Niger etwa, 4223 Kilometer von Bremerhaven entfernt. Es ist eins der ärmsten Länder der Erde, 61 Prozent der Bevölkerung leben von weniger als einem Dollar pro Tag. „Wie alt bist du“, wird ein kleiner dort lebender Junge gefragt. „Wir zählen nicht die Jahre“, antwortet er. „Jeder ist so alt wie die Aufgaben, die er erledigen kann.“

So warm ist es im Niger, dass die Besucher ins Schwitzen kommen. Auf Samoa gehen sie auf Sand, doch ein paar Räume weiter wird es bitterkalt. Die Antarktis ist erreicht – die Hände können über Eis gleiten. Weshalb die Antarktis zu großen Teilen eisbedeckt ist – und ob das in Zukunft so bleibt, wird in verschiedenen Szenarien beleuchtet.

Die Stunden verfliegen im Klimahaus. Und als man oben unter der Glaskuppel angekommen ist und sich dort spielerisch als Klimaretter beweisen könnte, ist es zu spät. „Wir schließen gleich“, bedauert der freundliche Mitarbeiter.

Eisbär & Co

Bremerhaven ist der perfekte Ort für Regentage. So viel Spannendes ist überdacht: das Deutsche Schifffahrtsmuseum mit dem restaurierten Wrack einer Kogge aus dem 14. Jahrhundert, das Historische Museum und zu großen Teilen der liebenswürdige „Zoo am Meer“. 1913 als Aquarium gegründet, können nun auch Pinguine, Robben und sogar Eisbären in ihren Gehegen beobachtet werden.

Natürlich ist Bremerhaven der ideale Ort für Shipspotter. Anfang September wird die „Deutschland“ einlaufen, gefolgt von der „Costa Magica“ und der „Ocean Majesty“. Diese Schiffe kommen an, bleiben über den Tag und gleiten gegen Abend wieder fort.

Spannender sind die Beobachtungen im Containerhafen, den man per Bus entdecken kann. Aussteigen ist streng verboten.

14 Containerschiffe auf einen Streich

Fast fünf Kilometer lang ist der mit Stromanschlüssen versehene Kai. 14 Containerschiffe hätten gleichzeitig Platz. Hat ein Frachter angelegt, geht das Gewusel los. Wie von Geisterhand gesteuert heben hochbeinige Kranfahrzeuge – sie wirken wie Monster-Kreaturen aus einem Science-Fiction-Film – einen Container nach dem anderen hoch und bugsieren die tonnenschweren Dinger zum Schiff.

Hier wird in Windeseile ein Stapel aus den Stahlbehältern gebildet, dort einer aufgelöst. Es kommt wohl auf jede Minute an. Was enthalten die Container? Wo kommen sie her, wohin werden sie verschifft? Rund 3,5 Millionen werden in Bremerhaven pro Jahr bewegt.

Zum Areal des Containerhafens gehören riesige Parkplätze. Mehr als zwei Millionen Autos werden hier pro Jahr umgeschlagen. Ein nagelneuer Porsche Panamera nach dem anderen verschwindet im Bauch eines Schiffes, makellose Suzukis aus Japan werden herausgefahren. Rund um die Uhr wird hier gearbeitet.

Gegen 21 Uhr leuchtet der Alte Hafen in Blau. Eine beeindruckende Inszenierung. Kreuzfahrer werden das nicht erleben. Ihre Schiffe sind abends wieder weg. Gut, dass wir nicht an Bord gegangen sind.

Tipps für Bremerhaven

ANREISE

Die Bahn braucht von Berlin knapp viereinhalb Stunden bis Bremerhaven.

ÜBERNACHTUNG

Atlantic Hotel Sail City, Doppelzimmer mit opulentem Frühstücksbüfett rund 200 Euro (Am Strom 1, Telefonnummer: 0471/30 99 00, Internet: sailcity@atlantic-hotels.de)

ENTDECKEN

Abenteuerlich ist die Tour durch den riesigen Containerhafen. Der rund zweistündige Trip im Doppeldecker-Bus kostet für Erwachsene 11,50 Euro, Kinder bis 17 Jahre zahlen 9,60 Euro. Günstige Familientickets im Angebot. (derhafenbus.de)

ESSEN GEHEN

Unbedingt die erste Adresse: Natusch, Fischereihafen, Am Fischbahnhof 1, Telefon: 0471/71021, natusch.de

KOCHEN

Die Köche im hohen Norden wissen natürlich, was man aus Fisch alles machen kann. Und zeigen es im „Seefisch-Kochstudio“. Die Azubis auf Zeit dürfen das Menü natürlich hinterher verspeisen. Rezepte auf Wunsch. (Am Schaufenster 6, Telefon: 0471/932 33 21, Internet: seefischkochstudio.de

AUSKUNFT

Touristen-Info Havenwelten, Hermann-Heinrich-Meier-Str. 6, Telefon: 0471/80 93 61 00, Internet: bremerhaven.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false