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Im „Meer der Stürme“. Astronaut Charles „Pete“ Conrad posiert vor der US-Flagge. Apollo 12 war die zweite bemannte Mondlandung im Apollo-Programm.

© Nasa

Raumfahrt: Der neue Wettlauf um die Eroberung des Mondes

Raumfahrtnationen wie die USA oder Russland und einige Milliardäre planen Flüge zum Erdtrabanten. Doch dabei soll es nicht bleiben.

Zwölf Menschen haben ihren Fuß auf den Boden des Mondes gesetzt, vier von ihnen sind noch am Leben. Sie alle sind inzwischen mehr als 80 Jahre alt. Das allein zeigt, wie weit in der Geschichte dieses faszinierende Abenteuer der Menschheit zurückliegt.

Vor 50 Jahren, am 21. Dezember 1968, startete das Raumschiff Apollo 8 zum ersten bemannten Flug um den Erdtrabanten herum, am 21. Juli 1969 betraten ihn dann die ersten Menschen: Neil Armstrong und Buzz Aldrin. Bis heute waren nur Amerikaner auf dem Mond.

Nach der Einstellung des Apollo-Programms 1972 verschwand der Mond – zumindest für die breite Öffentlichkeit – im Schatten. Aus dem tritt er gerade wieder heraus. Jede der Raumfahrt-Nationen und ein paar ehrgeizige Superreiche wie SpaceX-Gründer Elon Musk und Milliardär Richard Branson haben den bemannten Flug zum Erdbegleiter wieder zum Ziel ihrer Pläne und Träume erklärt.

"Für immer auf dem Mond bleiben"

Vor wenigen Tagen hat Russland sein Programm bis zum Jahr 2030 bekannt gegeben, in dem der Mond eine zentrale Rolle spielt. In vorhergegangenen Konzepten war noch der bemannte Flug zum Mars als nächstes strategisches Ziel bestimmt worden.

Die Änderung der Strategie kommt ein wenig überraschend, auch wenn Dmitri Rogosin, Chef der Raumfahrtagentur „Roskosmos“, entsprechende Pläne schon vor längerer Zeit angedeutet hatte: Für die nächste Etappe der Flüge zum Mond gebe es „einen Anfang, aber kein Ende. Wir bereiten uns darauf vor, für immer auf dem Mond zu bleiben“.

Auch China mischt kräftig mit und will jetzt die Rückseite des Mondes erkunden.
Auch China mischt kräftig mit und will jetzt die Rückseite des Mondes erkunden.

© Jiang Hongjing/XinHua/dpa

Gestartet wird schon bald mit einer systematischen unbemannten Erkundung. Doch dann soll eine ständig bemannte Station errichtet werden – allerdings vergehen bis dahin noch 15 oder 20 Jahre.

Mit ähnlichem Tempo schreitet China voran, das gerade seine Mission Chang’e4 auf den Weg gebracht hat. Ein von der Erde gesteuertes Fahrzeug, ein Rover, soll die Rückseite des Mondes erkunden. Weitere unbemannte Missionen werden in den nächsten Jahren Bodenproben zur Erde bringen, bevor dann in den 2030er Jahren der erste Chinese den Mond betritt.

Mehr Geld für die Nasa

Auch die Nasa, Amerikas Weltraumagentur, erwacht wieder aus ihrer durch chronischen Geldmangel verursachten „Schwächephase“. Auf dem Höhepunkt des Apollo-Programms in den 60er Jahren hatte die Nasa sagenhafte 4,5 Prozent der US-Haushaltsmittel erhalten. Derzeit sind es noch 0,5 Prozent.

Doch unlängst beauftragte Donald Trump die Nasa mit der „Space Policy Directive 1“, in den kommenden zehn Jahren wieder Amerikaner auf den Mond zu bringen. Der Kongress bewilligte in diesem Jahr 20,7 Milliarden Dollar, eine Milliarde mehr als im Jahr zuvor. Die Hälfte davon ist für ein Mondprogramm vorgesehen, heißt es.

Am nächsten dran an einer bemannten Mission scheint derzeit aber der illustre Milliardär Elon Musk. Der Erkenntniswert dieser Mondflüge ist jetzt schon klar: Er liegt nahe Null. Dafür versprechen sie ein unterhaltsames Spektakel zu werden.

Musk will zunächst Menschen zu einem Weltraumstart verhelfen, die ähnlich reich sind wie er selbst. Der erste von ihnen soll der Japaner Yusaku Maezawa werden, der sein Vermögen in der Musikindustrie machte.

Zu einem Wettlauf zum Mond wie in den 60er Jahren zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion wird es wohl nicht kommen. Fast zwei Jahrzehnte lang hatte die Sowjetunion ohnehin bestritten, dass diesen Wettbewerb gegeben hat.

Kampf um Macht und Einfluss

Das konnte kaum verwundern. Denn Moskau hat dieses Rennen verloren. Erst 1989, 20 Jahre nach Armstrong und in Zeiten der Glasnost, enthüllte die Zeitung „Iswestija“ das sowjetische Mondprogramm. Der geniale Konstrukteur und Manager Sergej Koroljow hatte seine detaillierten Pläne für einen bemannten Flug zum Mond bereits im Juni 1960 vorgelegt – und war abgeblitzt.

Ein Umdenken in Moskau setzte erst ein, als Präsident John F. Kennedy 1961 ankündigte, die Amerikaner würden bis zum Ende des Jahrzehnts einen Astronauten auf den Mond bringen. Mit der geheimen Resolution 655/268 gab die russische Führung grünes Licht für ein Mondprogramm.

Doch während die Amerikaner ihr Konzept mit einem Chef, Wernher von Braun, konsequent durchzogen, kam es in Russland zwischen den Konstrukteuren zu einem Kampf um Macht und Einfluss. Koroljow starb 1966, und seine Pläne gingen in der Rivalität von Behörden und Instanzen unter.

Auch heute hat Russland Probleme, sein ambitioniertes Programm in Gang zu bringen. Die Schwierigkeiten sind zunächst technischer Natur. „Angara“, die neue Trägerrakete für schwere Lasten, muss erst noch zuverlässig zum Fliegen gebracht werden. Auch ein Startplatz im russischen Fernen Osten steht noch nicht zur Verfügung.

Das "Entdecker-Prinzip"

Doch das ist die geringste der Sorgen, die Roskosmos-Chef Rogosin umtreiben. Der russische Rechnungshof erhob Ende November schwere Vorwürfe gegen das staatliche Weltraumunternehmen und leitete Ermittlungen ein.

„Die Beschaffungsabläufe sind schlecht, die Preise zu hoch, viele Projekte sind unvollendet oder wurden gestoppt, Finanzmittel bleiben auf Monate ungenutzt, mehrere Milliarden sind verloren – gestohlen“, bilanzierte Alexei Kudrin, Chef des Rechnungshofes.

In den USA ist Nasa-Chef Jim Bridenstine überzeugt, kein Land sollte allein die finanziellen Belastungen schultern. Internationale Zusammenarbeit sei effektiver. Tatsächlich ist die Eroberung des Weltalls eines der letzten Felder, auf denen amerikanisch-russische Kooperation noch funktioniert.

Bei wissenschaftlichen Programmen kann das durchaus so bleiben. Aber Experten sind überzeugt, in der nächsten Phase der Eroberung des Mondes werde es auch um die Förderung seiner Rohstoffe gehen. Und da könnte dann das alte „Entdecker-Prinzip“ gelten: Wo meine Flagge steht, da ist mein Staatsgebiet.

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