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An manchen Stränden der Lübecker Bucht wird davor gewarnt, ins Wasser zu gehen.

© Markus Scholz/dpa

Quallenplage an der Ostsee: 700 Badegäste an einem Tag durch Nesseln verbrannt

Wenn ihre Tentakeln auf Haut treffen, kommt es zu brennenden und juckenden Pusteln. Diese Erfahrung mit Feuerquallen machten jetzt viele Urlauber in der Lübecker Bucht.

Der Kurdirektor von Travemünde ist in Sorge. Angesichts der aktuellen Feuerquallenplage an den Stränden der Lübecker Bucht fürchtet er um das Wohl seine Badegäste. Deshalb überlegt er, bei künftigen Massenauftreten bestimmte Bereiche mit Netzen abzugrenzen und dort die Quallen abzufischen. „Dann könnten die Menschen wenigsten dort einigermaßen sicher baden“, sagt Uwe Kirchhoff. Die örtliche DLRG habe bereits ihre Unterstützung zugesagt.

Julia Schaumann aus der Gegend von Dortmund würde das begrüßen. Sie macht mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern Urlaub in Travemünde. „Wir haben hier schon seit einigen Tagen jede Menge Feuerquallen, deshalb trauen wir uns nicht ins Wasser“, sagt sie. Die Familie bleibt dennoch gelassen. „Die Wespen stören uns eigentlich mehr“, sagt Schaumann.

Warmes Wasser und Nährstoffe fördern Vermehrung

Auch das Ehepaar aus dem Kreis Herford einige Strandkörbe weiter hat sich mit den Quallen abgefunden. Erfahrung mit Feuerquallen hätten sie noch nicht gemacht, sagen sie. „Aber wir sind auch nicht wild darauf. Deshalb gehen wir einfach nicht ins Wasser. Das ist eben Natur“, sagen sie und widmen sich wieder ihrer Urlaubslektüre.

Als Grund für das derzeitige Massenaufkommen von Feuerquallen in der Lübecker Bucht gilt der hohe Nährstoffeintrag. Er fördert das Planktonwachstum und damit auch die Vermehrung der Quallen. Auch die Erwärmung der Ostsee infolge des Klimawandels begünstigt nach Ansicht von Wissenschaftlern die Quallenvermehrung.

Kreis Ostholstein spricht Badewarnung aus

Allein am Donnerstag hatten an den Stränden zwischen Travemünde und Sierksdorf mehr als 700 Badegäste unliebsame Bekanntschaft mit den Tentakeln der Nesseltiere gemacht. Die Rettungsschwimmer mussten reihenweise brennende und juckende Pusteln behandeln. Der Kreis Ostholstein hatte deshalb für die Strände zwischen Timmendorfer Strand und Haffkrug eine Badewarnung ausgesprochen. In Travemünde rief die DLRG ihre höchste Warnstufe aus. Am Freitag wehte aber nur noch auf dem Priwall die rote Flagge. 

An Land vertrocknen sie sehr schnell

„Heute haben wir bei unseren Kontrollfahrten kaum noch Feuerquallen im Meer gesichtet“, sagt der Wachführer der DLRG-Hauptwache Travemünde, Jan Cramer. „Aber abgerissene Tentakel mit noch aktiven Nesselzellen, an denen sich Badegäste verbrennen können, treiben noch im Wasser“, sagt Cramer. Fachleute raten, die Haut nach Berührung mit einer Feuerqualle mit Essigwasser, notfalls auch mit Meerwasser abzuspülen. Um die Nesselfäden zu entfernen, sollten diese mit feinem Sand oder Rasierschaum bedeckt werden. Dann ließen sich die Fäden abschaben, etwa mit einer Kreditkarte.

Um die Entsorgung angeschwemmter Quallen macht sich Kirchhoff keine Gedanken. „Sie bestehen zum größten Teil aus Wasser, deshalb vertrocknen sie an Land sehr schnell. Ihre Überreste werden bei der täglichen Strandreinigung zusammen mit Algen und Treibseln eingesammelt und entsorgt“, sagt er.  (dpa)

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