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Backstage. Michi Beck, 50 und seine Frau Uli, 42, wissen, was Eltern brauchen, wenn sie zu Konzerten und ins Berghain feiern gehen.

© promo

Gesellschaft: Streetwear 0.2

Michi Beck von den Fantastischen Vier und seine Frau Uli machen mit „Beck to Beck“ Mode für die Elterngeneration. Ein Gespräch über Hoodies für Erwachsene.

Michi Beck kennt man als Teil der Fantastischen Vier, die sich Ende der 80er Jahre in Stuttgart als Hip-Hopband formierten. 1992 hatten sie mit „Die da“ ihren ersten Hit, viele weitere folgten. Irgendwann beschloss Michi Beck, sich um das Styling seiner Bandmitglieder zu kümmern. Er empfiehlt, sich ein Video von 1992 anzuschauen: Schon damals habe man klar gesehen, dass sich seine Kollegen Smudo und Thomas D. null für Mode interessierten, und er noch das geringste Übel gewesen sei. Mit seiner Frau Uli betätigt sich Michi Beck seit diesem Jahr als Modeunternehmer. Um dafür die Werbetrommel zu rühren, trifft er sich gern zum Gespräch in der Vertriebsagentur von Hendrik Schimmel, der sich um den Verkauf der Kollektion kümmert.

Warum war es nach 18 Jahren Ehe notwendig, ein gemeinsames Modelabel zu gründen? Hat man als Familie nicht genug zu tun?
MICHI BECK: Der Grund war ja nicht, dass uns langweilig war. Wir haben uns gefragt: Warum machen wir das nicht, wenn wir sowieso die ganze Zeit mit Mode hantieren? Ich kümmere mich bei den Fantastischen Vier seit mehr als zehn Jahren um das Styling.

Das Label ist also keine beziehungserhaltende Maßnahme?
ULI BECK: Natürlich nicht! Es macht Spaß, sich zusammen in ein neues Thema einzuarbeiten und gemeinsam kreativ zu sein.

Es geht Ihnen um mehr, als Sweatshirts zu bedrucken. Ist es wichtig, wo das Material herkommt und wie produziert wird?
ULI BECK: Das war uns von Anfang an wichtig, sonst wäre es ja nur Merchandising. Schnitt und Qualität haben oberste Priorität. Unsere Kollektion ist mit T-Shirts, Sweatshirts und Hoodies ja eher simpel. Aber wir wollten, dass sie dem Begriff „sophisticated Streetwear“ gerecht wird.

MICHI BECK: Und auch dem Begriff „Unisex“, denn das werden die meisten Sweatshirts nicht. Vor allem die, die innen den typischen Flock haben, sehen bei Frauen aufgeplustert aus.

Soll es bei Oberteilen bleiben?
ULI BECK: Erst einmal. Aber es kann schon sein, dass wir das in Zukunft noch erweitern, zum Beispiel in Richtung Hosen oder Jacken.

MICHI BECK: Es ist wie mit der zweiten Platte. Beim ersten Album sind alle gespannt, und man genießt so eine Art Welpenschutz, aber beim zweiten muss man sich beweisen.

Ist „Beck to Beck“ Streetwear für Mamas und Papas?
MICHI BECK: Anders herum: Auch Mamas und Papas sind mittlerweile die Richtigen für unsere Streetwear, weil die heute auch zu Hip-Hop-Konzerten gehen oder zum Raven ins Berghain. Das können wir bedienen, weil wir zu diesen Mamas und Papas gehören und das fühlen und leben, was andere tragen wollen.

ULI BECK: Wir versuchen, die Spanne von Streetwear noch etwas auszuweiten. Damit Frauen nicht mit Mitte dreißig sagen: Ich kann jetzt keine Sweatshirts mehr tragen, da bin ich nicht gut angezogen.

Kann man heute noch mit Kleidung provozieren?
MICHI BECK: Es geht nicht mehr darum, was du trägst, sondern wie du es trägst. Wenn ein Mittzwanziger Adiletten mit hochgezogenen Socken trägt, kann das megacool aussehen. Wenn dasselbe von einem korpulenten älteren Mann getragen wird, wäre es vielleicht sogar wieder provozierend.

Vielleicht ist die einzige Provokation, als Frau ohne Make-up und in Turnschuhen auf dem roten Teppich zu erscheinen.
ULI BECK: Oder in Beck to Beck.

MICHI BECK: Die letzte Provokation! Aber wenn wir das machen würden, wäre das wohl eher Promotion.

Ist es ein Thema, dass Marken die Fantastischen Vier einkleiden?
MICHI BECK: Na klar, das passiert Gott sei Dank immer noch. Anfang des Jahrtausends war das noch ein viel größeres Thema. Leute haben dir ihre Sachen hinterhergetragen. Aber die Labels sind viel wählerischer geworden, weil sie gemerkt haben, dass es gar nicht so viel bringt.

Und wie es ist umgekehrt?

MICHI BECK: Wir halten uns sehr zurück. Klar geben wir Leuten, die wir kennen, unsere Kleider. Was wir uns bisher nicht leisten können und wollen, ist Influencern für ein Foto ein paar tausend Euro in die Hand zu drücken.

Wie viel hat „Beck to Beck“ mit den Fantastischen Vier zu tun?
MICHI BECK: Unser Label und die Band haben nur bedingt miteinander zu tun. Ich bin einer von den Fantas und nutze das natürlich auch für die Promo. Mir ist klar, dass mein Bekanntheitsgrad einer der wichtigsten Motoren für das Interesse der Medien ist. Aber wir haben viele Läden nicht beliefert, weil sie nur auf Michi Beck und sein Modelabel gehen und das auch noch mit einer Autogrammstunde verbinden wollten. Es ist halt ein gemeinsames Ding von Uli, mir und unserem Vertriebsleiter Hendrik. Auch beim Design war es ein Prozess, bis wir auf diesen eher minimalistischen Stil gekommen sind, da machten sehr schnell graffitiähnliche Elemente oder so etwas keinen Sinn mehr.

Ich habe gehört, dass Sie, wie man im Schwäbischen für geizig sagt: den Igel in der Tasche haben. Gilt das auch für Ihr Modelabel?
MICHI BECK: Bei „Beck to Beck“ halte ich mich raus. Ich will vor allem Design, Marketing und Promo machen. Geld spielte bei der ersten Kollektion eine untergeordnete Rolle, wir haben ja auch erst mal in überschaubarer Stückzahl produziert. Die erste Kollektion muss uns jetzt nicht unbedingt zu Modemillionären machen.

Haben Sie sich nach der Schule richtig mit Mappe in Reutlingen fürs Modestudium beworben?
MICHI BECK: Ja, so richtig mit Aquarellzeichnungen, aber das war nüscht.

ULI BECK: War ja auch gut so.

MICHI BECK: Auf jeden Fall, aber wer weiß – vielleicht wäre ich ja der neue Modezar geworden.

Und es hat nicht dazu geführt, dass Sie nichts mehr von Mode wissen wollten?
MICHI BECK: Im Gegenteil. Deshalb haben wir sehr früh mit den ersten deutschen Streetwear-Marken wie „Shoot“ und „Homeboy“ zusammengearbeitet. Ich wollte die Klamotten möglichst früh und umsonst haben. Da haben sicher Modeinteresse und Igel in der Tasche eine Rolle gespielt.

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