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Ryukyu (1945–1972) fiel 1879 an Japan, nachdem die Inselgruppe im Ostchinesischen Meer jahrhundertelang als unabhängiges Königreich bestanden hatte. 1945 starteten die Amerikaner hier ihren Angriff auf Japan und besetzten die Inseln bis 1972. Bis heute unterhalten die USA auf Okinawa große Marine- und Luftwaffenbasen.

© Björn Berge (aus: Atlas der verschwundenen Länder)

Weltgeschichte in Briefmarken: Aus einem Land vor unserer Zeit

Sie sind nur buntes Papier, doch oftmals waren sie der Beweis: Es gibt uns! Der Norweger Björn Berge sammelt Briefmarken untergegangener Staaten.

Der 30. September 1967 war ein besonderer Tag im Sultanat Ober-Yafi. Erstmals gab der Staat auf der Arabischen Halbinsel Briefmarken heraus. Das Motiv: die rot-grüne Flagge mit Halbmond und Krummdolch. Papiergewordener Nationalstolz.

Schön anzusehen, sicherlich, nur stellte sich schon damals die Frage, was ein Land mit vielleicht 30 000 Einwohnern, das formal unter britischer Hoheit stand und kein wirkliches Briefwesen betrieb, überhaupt mit den Postwertzeichen anfangen wollte?

Die Antwort, die der Norweger Björn Berge in seinem kürzlich erschienenen „Atlas der verschwundenen Länder – Weltgeschichte in 50 Briefmarken“ (dtv, 26 Euro) gibt, verrät viel über die Irrungen und Wirrungen des Kolonialismus. „Briefmarken und ihre Motive zeigen deutlich, worum es in der Geschichte wirklich ging: Territorial- und Machtansprüche, Siegerposen, aber auch kulturelle Identität“, schreibt Berge. Und so kreisen die lakonischen Miniaturen, die der Autor anhand von Marken aus Helgoland, Labuan oder Inini erzählt, oft um Vertreibung, Hungersnöte und Gier – aber eben auch um Skurrilitäten.

Die Briefmarken aus Ober-Yafi zum Beispiel waren die Idee einer englischen Druckerei, die dem Sultan die Marken als lukrative Einnahmequelle empfahl. Mehrere Dutzend Motive erschienen. Eins davon: Degas’ Balletttänzerinnen, das dann wegen der nackten Beine freilich niemals im Land zirkulieren durfte.

Den Sultan rettete das Geschäft nicht. Bereits am 30. November 1967 entließen die Briten die Südarabische Föderation in die Unabhängigkeit. Wer mit den Europäern kollaboriert hatte, wurde von den neuen Herren vertrieben oder liquidiert. Ober-Yafi war Geschichte.

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