zum Hauptinhalt
Zorbing am Titisee

© Promo

Wandern war gestern: Fünf kuriose Arten im Schwarzwald vom Berggipfel zu kommen

Nach unten geht's immer. Im Winter auf den Skiern, im Sommer zu Fuß. Doch im Schwarzwald gibt es noch spannendere Wege ins Tal.

In einer Plastikkugel

Still ruht der Titisee. Auf dem Wasser sind ein paar Tretboote unterwegs. Durch das Schilf am Kiesstrand kämpft sich ein Angler. Die Touristenmassen beschränken sich – Gott sei Dank – auf die kleine Einkaufsmeile am Ufer.

Im Winter kann es hier hingegen ganz schön laut werden. An der Hochfirstschanze bei Titisee-Neustadt schmeißen sich zu Beginn jedes Jahres die Skisprunggrößen vom Schanzentisch. „Ziiiiieh“ raunt es dann durch die Zuschauermassen. Tausende kommen zu den Weltcupspringen, die es hier seit 2013 wieder gibt. Aber nicht jedem wurde das Talent zum Fliegen auf Skiern in die Wiege gelegt. Wer dennoch die Schanze runter möchte, für den gibt es eine Lösung, die gruseliger klingt, als sie tatsächlich ist: „Zorbing“.

Bei einem „Zorb“ handelt es sich um einen großen, aufblasbaren Kunststoffball, in den zwei Leute gerade so hineinpassen. Eigentlich, um sich aus eigener Kraft fortzubewegen, wie in einem Hamsterrad. Doch am Titisee muss man sich in den Plastikbällen anschnallen und rollt dann, ohne Einflussmöglichkeit, in Richtung Abgrund. Der direkte Blick in das Angesicht des Gegenübers beruhigt nicht wirklich. Ist das der Angstschweiß auf der Stirn oder liegt es an der stickigen Luft im Ball? Ein kurzer Schubs von hinten gegen die Kugel, und es geht dem Auslauf der Schanze entgegen. Mit bis zu 30 Stundenkilometern. Spätestens beim Absprung verabschiedet sich jegliches Orientierungsgefühl. Himmel und Erde verschwimmen zu einer Einheit. Bis die Kugel dann auf den Gegenhang trifft und ohne Vorwarnung ausgebremst wird.

Im Netz: myzorbing-schwarzwald.de
Telefon: 07641 6588
Preis: Eine Person im Zorb 25 Euro, zwei Personen 42 Euro

Hasenhorncoaster bei Todtnau
Hasenhorncoaster bei Todtnau

© Stefan Asal/Steinwasenpark

Auf der Sommerrodelbahn

Schlitten fahren geht im Schwarzwald auch ohne Schnee. Dafür mit viel Stahl und Strom. Am Hang des 1155 Meter hohen Hasenhorns bei Todtnau, mit dem Auto 45 Minuten von Freiburg entfernt, steht eine der längsten Sommerrodelbahnen Deutschlands. Sie schlängelt sich über steinige Felsen, durch die saftige Wiese und an haushohen Bäumen vorbei, 500 Höhenmeter in Richtung Tal. Rauf an den Start geht es mit einem Sessellift. Dort heißt es erst mal warten. An sehr guten Tagen wenige Minuten, zu Spitzenzeiten kann es bis zu zwei Stunden dauern, ehe man auf einen Schlitten steigen darf. Am besten vormittags vorbeischauen.

Ein letzter Blick auf die kleine Schwarzwaldgemeinde, die sich zwischen den Ausläufern der Berge eingenistet hat. Kurz durchatmen, die Nervosität vor dem Startsignal spüren und warten, bis die Ampel auf Grün springt. Der Piepston ertönt, man löst den Gashebel und es geht los auf der schmalen Strecke, nur knapp über der Grasnarbe. Fünf bis acht Minuten braucht der Durchschnittsfahrer für die 2,9 Kilometer lange Schienenstrecke. Das will man natürlich toppen. Spitzengeschwindigkeit: stolze 40 Kilometer pro Stunde. Ab und zu gibt es auch mal Sonntagsfahrer, die bis zu einer halben Stunde benötigen – die gute Aussicht verführt zum Trödeln.

Mit Vollgas macht es am meisten Spaß. Gedrängelt wird nicht, denn Auffahrunfälle sollen nicht mehr vorkommen, die gab es schon zuhauf. Seit dem vergangenen Jahr wurde jetzt zusätzlich eine automatische Bremsanlage eingerichtet, die die Geschwindigkeit verringert, sobald man dem Vordermann oder der Vorderfrau in den über 20 Kurven zu nah auf die Pelle rückt. Man kann hoffen, dass kein Trödler vorausfährt.

Im Netz: hasenhorn-rodelbahn.de
Telefon: 07671 508
Preis: Kinder 8 Euro/Erwachsene 9,50 Euro

Mountaincart in Baiersbronn
Mountaincart in Baiersbronn

© Achim Meurer/ Schwarzwald Plus GmbH

Mit dem Mountaincart

Der größte Feind war immer der Gegenverkehr. Als Kind traute man sich nie recht, mit dem Kettcar auf Vollspeed zu beschleunigen. Es war zwar mit vier Rädern eines der stabileren Gefährte im Junior-Fuhrpark, doch drohte jedes Mal ein echtes Auto um die nächste Kurve zu brettern, das einen unter seinen Rädern begraben könnte.

Am Stöckerkopf bei Baiersbronn, eine Autostunde von Offenburg entfernt, kann man diese Ängste beruhigt ablegen. Hier haben die Karts zwar nur drei Räder, aber es gibt eine eigens abgesteckte Huckelpiste, die den 760 Meter hohen Stöckerkopf hinunterführt. Spannender als die geteerten Serpentinen am heimischen Weinberg.

Hinauf geht es auch hier mit einem Sessellift. Von der Talstation Sankenbachtal bis auf den Berggipfel. Die Karts werden einfach unten an den Sessel geklemmt. Auf der urigen Glasmännlehütte mit ihren dicken Blockholzbalken und dem Emaillegeschirr in den Regalen können Durstige an der Bergspitze noch kurz einkehren. Am besten bleibt man jedoch bei einer Apfelschorle, denn die rasante Abfahrt auf drei Rädern hat es in sich. Nicht ohne Grund herrscht Helmpflicht.

Auf einer schmalen, zwei Kilometer langen Erdpiste führt die Strecke durch Waldschneisen und an dürren Tannen vorbei. Links und rechts hat sich oft das Gras ausgebreitet. Mit etwas Glück im Unglück fällt der Fahrer also sanft. Hinter dem Fahrzeug zieht sich eine riesige Staubwolke. Mehr als die Bremse braucht man nicht, es geht nur bergab. Ach ja, das Lenken nicht vergessen, gerade die Steilkurven erhöhen den Adrenalinspiegel. Als wichtigstes Teil des Karts erweist sich jedoch die Hydraulikfeder unter dem Gesäß.

Im Netz: schwarzwaldidylle.de/mountaincart
Telefon: 07442 6042999
Preis: 22,50 Euro für 60 Minuten Kart inklusive drei Liftfahrten

Zipline im Kinzigtal
Zipline im Kinzigtal

© Promo

An der Zipline

Der Fahrtwind bläst ins Gesicht, die Füße baumeln in der Luft, und der Blick schweift durch dichte Nadelwälder. Über den Baumwimpfeln schwebend durch das Kinzigtal zu gleiten, ist eine der eleganteren Arten, im Schwarzwald Höhenmeter abzuarbeiten.

Kurz mit dem Karabinerhaken einklinken, kräftig abstoßen und am Ende punktgenau auf einem Holzpodest auf der anderen Seite der Schlucht landen. Das braucht Mut, denn die 570 Meter lange Gründlebahn im Hirschgrund ist die längste Zipline Deutschlands an nur einem Seil. Und das in 83 Metern Höhe über den Tannen und Fichten. Belohnt wird man mit einer starken Aussicht und einem Gefühl von Schwerelosigkeit. Falls das zu hoch ist, gibt es sechs weitere und teils kürzere Bahnen, die über Trampelpfade durch den Wald miteinander verbunden sind. Das Kinzigtal ist mit dem Auto in 45 Minuten von Offenburg oder in einer Stunde von Freiburg zu erreichen und lohnt sich auch jenseits der Seilbahn für einen Besuch. Aus den kleinen Gemeinden hier stammt der Schwarzwälder Bollenhut, und in den Gassen der Fachwerkstädtchen Haslach und Schiltach verläuft man sich gerne.

Im Netz: hirschgrund-zipline.de
Telefon: 07422 240693
Preis: Erwachsene 35 bis 39 Euro, Kinder 30 bis 34 Euro

Downhillroller am Schauinsland
Downhillroller am Schauinsland

© Promo

Mit dem Downhillroller

„Downinsland“ vom Schauinsland führt eine Strecke, auf der echte Höllengefährte brettern. Sie sehen aus wie eine Mischung aus Mountain- und Dirtbikes, bloß ohne Pedale.

Der Downhill-Roller ist praktisch ein aufgepimpter Tretroller, bereit für den Einsatz in schmutzigen Hohlgassen. Eine teure Eigenentwicklung der Betreiber, die den hohen Anforderungen auf der Waldstrecke gewachsen sein muss. Den Profi-Fahrer erkennt man an dicken Bikerklamotten und Helmen mit dunklem Visier. Aber auch der Laie kann sich einen der 50 Roller samt Helm und Schoner ausleihen. „Notwendig sind normale Fitness und gute körperliche Verfassung“, heißt es in den Anforderungen. Mehr als acht Kilometer und 750 Höhenmeter führt die Strecke über einen eigens präparierten Waldweg durch das Naturschutzgebiet Schauinsland. Laut den Betreibern ist es die längste Rollerstrecke in Europa. Rechts und links fällt der Berg steil ab. Nichts für schwache Nerven. Aufgefangen wird man nur durch die langen Nadelbäume am Hang. Die hydraulische Scheibenbremse verhindert Schlimmeres. Und so könnte man es einfach langsam angehen, denn auch Anhalten lohnt sich. Ab und zu reicht der Blick bis in die Rheinebene mit Kaiserstuhl und Tuniberg, an sonnigen, klaren Tagen bis rüber in die französischen Vogesen.

Im Netz: rollerstrecke.de
Telefon: 0761 26468
Preis: 25 Euro pro Abfahrt und Person

Hinkommen

Die Deutsche Bahn fährt in gut sechs Stunden von Berlin nach Freiburg. Nach Offenburg dauert die Fahrt im selben ICE eine halbe Stunde weniger. Tickets gibt es meist für 79 Euro. Flixbus benötigt für die Strecke mehr als zehn Stunden, ist dafür mit 28 Euro günstiger. Vor Ort führen die meisten Ferienorte die KONUS–Gästekarte, mit der man kostenlos Bus und Bahn in der Region fahren kann.

Unterkommen

Das Hotel Traube Tonbach in Baiersbronn ist eines der ältesten Hotels im Schwarzwald und trumpft mit einem Restaurant mit drei Michelin-Sternen auf. Zimmer gibt es ab 359 Euro pro Nacht inklusive Frühstück. Ferienwohnungen verteilen sich über den gesamten Schwarzwald und sind ab 35 Euro pro Zimmer verfügbar, müssen aber frühzeitig gebucht werden.

Info

Alles Wissenswerte über die Region gibt es unter: schwarzwald-tourismus.info

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false