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Am Tag der Entdeckung sollten die Haare mit einem zugelassenen Mittel behandelt werden.

© imago/Petra Schneider

Kolumne: Der Kinderdok: Was gegen Kopfläuse und Nissen hilft

Weiße Eier im Haar entdeckt? Ups, sie stammen von einem Läusebefall. Eine Epidemie lässt sich nur durch konsequentes Handeln bekämpfen.

Es fängt sofort an zu jucken, überall. Vor allem natürlich auf dem Kopf. Je mehr Patienten an einem Tag durch meine Praxis marschieren, desto mehr eingebildete Mitbewohner habe ich am Abend. Es geht um die kleinen possierlichen Tierchen, die Haustiere der Kindergartenkinder, Untermieter der Langhaarigen, die die Eltern an den Rand des Behandlungswahnsinns bringen: Läuse.

Ich habe mal gelesen, es gebe in der heutigen Zeit mehr Läusefälle in Deutschland als in der Nachkriegszeit, bedingt durch die Reisefreudigkeit aller. So bringen die Kinder Läusestämme aus fernen Bundesländern mit, um sie nach den Ferien an ihre Klassenkameraden zu verteilen. Mit Hygiene hat der Läusebefall übrigens nichts zu tun: Die Pediculosus humanus capitis fühlt sich auf gewaschenen Haaren eher wohler, los wird man sie damit nicht.

Die Gesundheitsämter und das Institut für Seuchenschutz listen die amtlich zugelassenen Mittel auf. Sie beinhalten klassische Pestizide wie Permethrin, Allethrin oder Pyrethrum und neuere wie Dimeticon, das die Atemorgane der Läuse verstopft. Letzteres scheint ähnlich wirksam zu sein, belastet aber Umwelt und Kopfhaut weniger und erzeugt keine Resistenzen. Die werden bei den althergebrachten Mitteln immer wieder vermutet, vielleicht liegt das aber auch an der fehlerhaften Anwendung.

Eine Zweitbehandlung am neunten Tag ist unumgänglich

Wonach suchen die Eltern und ich bei der Diagnose? Wer „Obstfliegen“ in den Haaren findet, ist auf der sicheren Seite: Erwachsene Läuse. Ihre frischen Eier, die Nissen, sind gräulich-dunkel und liegen eng an der Kopfhaut. Sie sind schwer zu finden. Oft entdecken Eltern und Aufsichtspersonen in den Tageseinrichtungen weiße Eier. Kleben sie über einen Zentimeter entfernt von der Kopfhaut an den Haaren, handelt es sich um alte Nissen, die vermutlich leer sind und von einer älteren Infektion stammen. Ups.

Am Tag der Entdeckung sollten die Haare mit einem zugelassenen Mittel behandelt werden, dabei die Anwendungsempfehlungen einhalten. Jeden dritten oder vierten Tag kämme man die Haare außerdem nass aus (zum Beispiel mit Essigwasser), strähnenweise, mit einem feinzinkigen Läusekamm. Da die Tiere trotzdem überleben können und aus unentdeckten Eiern nach einer Woche schlüpfen, ist eine Zweitbehandlung mit einem Läusemittel am neunten oder zehnten Tag unumgänglich.

Eltern sind verpflichtet, die Läuse zu melden und für eine sichere Behandlung zu sorgen. Dann kann das Kind im Grunde am Folgetag wieder zurück in die Gemeinschaftseinrichtung. Die Familie sollte sich eventuell mitbehandeln, vor allem die mit den langen Haaren, der Opa mit Glatze und der Säugling mit ähnlicher Frisur werden wahrscheinlich verschont.

Eine Läuseepidemie im Kindergarten lässt sich nur durch konsequentes Handeln aller beherrschen: Durch Ehrlichkeit der Eltern, befallene Kinder der Einrichtung zu melden und sie ausreichend (und nicht „natürlich“ mit Hausmitteln) zu behandeln. Läusebefall ist keine Schande, sondern Teil des aktiven Zusammenlebens von Menschen. Also keine falsche Scham. Na, juckt’s schon?

Unser Kolumnist betreibt eine Praxis in Süddeutschland, bloggt unter kinderdok.blog und schreibt ab sofort alle vier Wochen an dieser Stelle.

Kinderdok

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