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Das gesündeste Pausenbrot ist das, welches die Kinder wirklich essen.

© dpa/Daniel Karmann

Kolumne: Der Kinderdok: Stoppt Hasenbrot!

Das Pausenbrot für Kinder sollte vorhalten und lecker aussehen. Nein, googeln Sie jetzt nicht Schulbrot-Bentos.

Neulich in der Praxis fragte mich eine Mutter verzweifelt, warum ihr Sohn jedes Pausenbrot unangerührt wieder nach Hause bringe. Das konnte ich ihr nicht so einfach beantworten. Alle Theorien zum Pausenbrot sind hinfällig, wenn es nicht im Kind landet.

Viele Kinder lassen ihre Brote liegen, weil sie in der Schule keine Zeit zum Essen haben. Leider zelebrieren wir das Vespern am Vormittag kaum mehr, nicht einmal im Kindergarten. Durch Systeme mit offenem Konzept, in dem jedes Kind spielt, was und wo es will, darf es auch essen, wann und mit wem es will.

Ob das Pausenbrot gegessen wird, beginnt auch bei der Zubereitung. Wenn am Morgen in der Küche Eltern und Kinder ihre Snackboxen mitnehmen, bedeutet das ein imaginäres gemeinsames Vesper irgendwann am Vormittag. Bei uns daheim dürfen alle mitbestimmen, was in die Dosen kommt. Wie bei allen anderen Mahlzeiten bieten wir Gesundes an, wie viel davon nachher gegessen wird, entscheidet jeder selbst. Auch hier müssen wir Eltern uns davon befreien, dass das Kind in der Schule verhungert.

Das Pausenbrot sollte lecker aussehen. Trockene, wellige Käsescheiben sind so unansehnlich wie mattgraue Lyoner. Wenn die Apfelstücke bereits schrumpelig und dunkelgelb sind, wird kein Kind diese gern essen. Also darf hier experimentiert werden: hübsch zusammengeschnippelt in kleinen Häppchen, damit auch das Abbeißen nicht zur Anstrengung ausartet. Außerdem lassen sich nice dekorierte Pausenbrote prima bei Instagram posten, hier findet man zudem entsprechende Anregungen. Nein, googeln Sie jetzt nicht diesen Begriff: Schulbrot-Bentos.

Darf Süßes zum Pausenbrot dazu?

Ein wenig Ernährungswissen? Das Pausenbrot muss vorhalten. Also gehören Kohlenhydrate rein: besser Vollkorn- als Weißbrote, lieber mal ein paar kalte Nudeln vom Vortag. Nüsse in jeder Form sind schnell gegessen und halten lange vor. Obst ist wichtig, besser fest als matschig, und ein Milchprodukt wie Joghurt oder Käse, aber keine „.-schnitte“. Darf Süßes zum Pausenbrot dazu? Klar. Das hebt die Stimmung und lässt sich gut tauschen. Es sollte aber nicht das Gros der Dose füllen, knapp bemessen wird es vom eigenen Kind gegessen und nicht verteilt.

Trinken nicht vergessen: Am besten Wasser ohne Sprudel. Jede Flasche läuft mit Kohlensäure irgendwann aus und schmeckt abgestanden gar nicht mehr. Säfte machen Durst, sind klebrig und kurzzeitiger Zucker, sie geben zwar schnell Energie, der Körper fällt aber gleich wieder in ein Hungerloch.

Ab der weiterführenden Schule dürfen Kinder ihre Pausenbrote übrigens selbst zubereiten, das fördert die Kreativität und schont die elterlichen Nerven. Unsere persönliche Erfahrung: Selbstgemachte Brote werden immer gegessen. Oder erst gar nicht zubereitet.

Das gesündeste Pausenbrot ist das, welches die Kinder wirklich essen. Am Abend wird es zum Hasenbrot, das irgendein Mitglied der Familie, vorzugsweise der väterliche Allesfresser, verzehrt. Dann wird es wenigstens nicht weggeworfen. Immer auch an die Ökobilanz denken!

Unser Kolumnist betreibt eine Praxis in Süddeutschland, bloggt unter kinderdok.blog und schreibt ab sofort alle vier Wochen an dieser Stelle.

Kinderdok

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