zum Hauptinhalt
Tief im Keller versteckt tut sie ihren Dienst: die neue Heizanlage.

© imago/Arcaid Images

Die Sparkolumne: Warum ich so gerne in den Keller gehe

Manche Gäste finden das seltsam, wenn ich sie bei ihrem ersten Besuch eine Treppe hinunterschiebe. Aber dort unten steht unsere neue Heizung, und keiner merkt's!

Von Andreas Austilat

Wenn wir Gäste haben, insbesondere solche, die noch nie da waren, führe ich sie gerne in den Keller. Manch einer findet das natürlich seltsam, bei seinem ersten Besuch eine vergleichsweise düstere Treppe hinuntergeschoben zu werden. Aber dort unten steht nun einmal unsere neue Heizung, für die wir unfassbar viel Geld ausgegeben haben.

Ich meine, ein neues Auto, das parkt dann vor der Tür, und alle sagen, oh, schick. Aber eine neue Heizung bemerkt kein Mensch. Schade, die sieht super aus. Sie hat so ein Display mit Touchscreen, auf dem man rumspielen kann. Was meine Frau nicht sehr schätzt, weil sie fürchtet, dass ich etwas verstelle. Und dann müssten wir die bestürzend dicke Gebrauchsanleitung lesen.

Sind wir also im Keller angekommen, der Besucher und ich, pflege ich zu sagen, guck mal, warmes Wasser macht sie auch. Spart ungeheuer, wir heizen das Wasser jetzt nicht mehr elektrisch. Leider wissen die wenigsten das zu würdigen, kaum einer sagt „ah“ oder „oh“. Dabei hat man mir die neue Heizung mit genau diesem Argument schmackhaft gemacht. Und mit Modellrechnungen, nach denen sich die Anlage in überraschend kurzer Zeit amortisiert haben wird.

Onkel Ernst ging nur mit einer Kerze auf Toilette

Ich habe das nach den Erfahrungen der ersten paar Monate mal grob überschlagen. Tatsächlich, wir sparen einiges an Energie. Trotzdem dürfte es ungefähr 15 Jahre dauern, bis ich das Geld für dieses Ding wieder reingeheizt und reingeduscht habe.

15 Jahre, da war ich schon ein wenig enttäuscht. Sofort habe ich überlegt, wie wir unseren Energiebedarf weiter senken und diese Frist drücken könnten. Worauf meine Frau, die es sowieso nicht mag, dass ich unsere Gäste gern in den Keller nötige, die Augen verdrehte und sagte: „Mach’ mir bloß nicht den Ernst.“

Onkel Ernst war der legendäre Familien-Sparfuchs. Es war ihm zum Beispiel ein Gräuel, dass immer, wenn er bei sich zu Hause auf Toilette ging und dafür das Licht einschalten musste – es handelte sich um einen fensterlosen Raum – auch der elektrische Lüfter zu summen begann. Schließlich forderte er meinen handwerklich geschickten Schwiegervater dazu auf, diesen vermeintlich unnützen Lüfter zu stoppen. Was der rundheraus ablehnte. Weshalb Onkel Ernst nur noch mit einer Kerze auf Toilette ging. Eine Angewohnheit, die ihn zum Running Gag auf jeder Familienfeier machte.

Also schön, mache ich eben keine Kellerführungen mehr. Und Geld ist ja nicht alles. Die neue Heizung hilft auch der Umwelt. Schade, dass man den neuen Niedrigtemperaturschornstein auf dem Dach nicht so gut sieht.

Zur Startseite