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Schnell in die Notaufnahme. In Italien ist pronto soccorso für Ausländer kostenlos.

© imago/IPA Photo

Die Sparkolumne: Warum ich Italiens Krankenhäuser auch bei kleiner Urlaubskasse empfehle

Neulich auf einer Wanderung knickte ich kurz vor Urbino um und blieb sitzen. Ein netter Busfahrer brachte mich in die Notaufnahme.

Von Andreas Austilat

Es geschah auf Lanzarote, irgendein Insekt hatte unserem Sohn in die Hand gestochen, die schwoll an, es sah beängstigend aus.

Wir gingen zu einem Arzt, der damit warb, Deutsch zu sprechen. Die Sprechstundenhilfe am Tresen schaute auf die Hand und sagte „50 Euro“. „Aber Sie wissen doch noch gar nicht, worum es sich handelt?“, antwortete ich verblüfft. „Die 50 Euro sind dafür, dass sich der Doktor die Hand ansieht“, gab sie uns zu verstehen.

„Rabenvater“ rief mir die Tresenkraft noch hinterher, als wir die Praxis daraufhin wieder verließen. Eine nette Apothekerin hat sich danach die Hand angeschaut und uns eine günstige Salbe verkauft. Der Vorfall ist ein paar Jahre her, unser Sohn hat keinerlei Folgeschäden erlitten. Seitdem bin ich jedoch misstrauisch, wenn ich im Urlaub auf Ärzte stoße, die Vorkasse verlangen.

Neulich dann in Italien erwischte es mich. Auf einer Wanderung knickte ich kurz vor Urbino um und blieb sitzen. „Was ist?“, fragte meine Frau. „Kann nicht mehr aufstehen“, antwortete ich einigermaßen ratlos. Die Türme von Urbino waren im Tal schon zu sehen, aber zu weit, um auf einem Bein dorthin zu hüpfen.

Der Fahrer stellte eine erste Diagnose

In diesem Moment hielt ein Bus auf der Gegenfahrbahn. Der Fahrer erkundigte sich nach meinem Befinden. Als er von meinem Problem hörte, empfahl er mir, bei ihm einzusteigen. Auf dem Rückweg könne er mich im Krankenhaus von Urbino abliefern.

Im Bus nötigte er mich, Schuh und Strumpf auszuziehen, der Knöchel war inzwischen erheblich geschwollen. Alle Passagiere nahmen Anteil, einige kamen nach vorn, um besser sehen zu können. Der Fahrer stellte eine erste Diagnose: wahrscheinlich eine Bänderdehnung, vielleicht ein Bänderriss. Er spiele Fußball und kenne solche Verletzungen gut.

Der Arzt guckte erstaunt

45 Minuten später setzte er mich am Krankenhaus von Urbino ab, das nicht wirklich auf seiner Route lag, und gab mir noch mit auf den Weg, ich solle unbedingt nach pronto soccorso fragen – was in Deutschland der Notaufnahme entspricht. Drinnen musste ich eine ganze Weile warten, doch am Ende nahm sich ein Arzt meiner an. Er war sich mit dem Busfahrer einig: Kein Bruch, eine Bänderdehnung, der Einblutung nach zu urteilen vielleicht sogar ein Bänderriss. Ich bekam eine feste Bandage und eine Hand voll Schmerztabletten. Was ich ihm denn schuldig sei, fragte ich den Arzt. Er guckte erstaunt. Pronto soccorso sei für Ausländer selbstverständlich kostenlos. Ob das bei uns nicht so sei?

Ich wusste es nicht, kann aber Italiens Krankenhäuser im Notfall auch bei kleiner Urlaubskasse empfehlen.

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