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Unser Autor kennt inzwischen alle vier Staffeln von „The Killing“.

© imago/Rüdiger Wölk

Die Sparkolumne: Die GEZ, muss das sein?

„Ich gucke gar kein Fernsehen“, sagte mein Sohn kürzlich. Dafür holte er sich ein Premium-Abo bei Netflix. Der Opa sei auch dabei.

Von Andreas Austilat

Es war auf dem Weg zurück aus dem Urlaub, wir mussten pünktlich zu Hause sein. „Werden wir das schaffen“, fragte ich eher rhetorisch. Unmittelbar darauf erhoben sich vom Rücksitz zwei zarte Stimmchen: „Yo, wir schaffen das!“ Und dann stimmten die Kinder das Lied von Bob dem Baumeister an, einer immer noch sehr populären TV-Kindersendung.

Als wir wieder daheim waren und am nächsten Tag unser damals achtjähriger Sohn seiner dreijährigen Schwester den Fernseher einschaltete, damit sie die Teletubbies sehen konnte, war ich doch ein wenig besorgt. „Sag mal, kann es sein, dass unsere Kinder zu viel fernsehen?“, fragte ich meine Frau.

Das alles liegt schon ein bisschen zurück. Es war noch nicht klar, dass man es mit der Formel des Baumeisters Bob bis ins Weiße Haus bringen konnte, wo Barack Obama Bobs amerikanischem Originalslogan „Yes, we can“ präsidiale Weihen verlieh. Und der jetzige Präsident, ist er nicht mit einer Fernsehshow berühmt geworden? Außerdem will ich gar nicht ausschließen, dass er regelmäßig die Teletubbies gesehen hat.

Wir dagegen führten damals eine Diskussion über den verderblichen Einfluss unmäßigen Fernsehkonsums und ein wenig später eine weitere, wann der Junge wohl einen eigenen Apparat haben dürfte.

Was seitdem passiert ist?

Wie gesagt, lange her, unser Sohn studiert inzwischen und ist längst ausgezogen. Kürzlich stellte er uns gegenüber Folgendes fest: Miete, Strom, Handy, Heizung, unfassbar, was das alles koste. Er müsse unbedingt sparen.

Mein Junge, dachte ich nicht ohne Stolz, das muss er von mir haben. Und er fuhr fort: „Sage mal, die GEZ, muss das sein, ich gucke gar kein Fernsehen.“

Verblüfft fragte ich mich, ob das mit meinen pädagogischen Bemühungen von einst zu tun haben mochte, sagte aber, „ja, das muss jeder zahlen. Und was heißt, du schaust kein Fernsehen?“

Tatsächlich gucke er schon ab und zu, allerdings nie linear, also das vorgegebene Programm zur vorgesehenen Zeit, sondern eigentlich meistens Netflix. „Wie Opa“, fügte er noch hinzu. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass sich der sparsame Junge eine sogenannte Premium-Lizenz besorgt hatte, die es gegen geringen Aufpreis bis zu vier Nutzern erlaube, gleichzeitig zu schauen. Opa sei dabei. Ich könnte auch mitmachen. Verdattert nickte ich. Und musste an unsere Tochter denken, wie er ihr damals die Teletubbies eingeschaltet hatte.

Was seitdem passiert ist? Mein Schwiegervater hat neulich eine ganze Serie am Stück gesehen, und wir kennen inzwischen alle vier Staffeln von „The Killing“. Kostet mich ja nichts.

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