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Ist das Original zu teuer, hier ein Bild von Edward Hopper, muss man es sich eben selbst malen.

© dpa

Die Sparkolumne: Das kann ich auch!

Unser Kolumnist möchte keine Gemälde kaufen - er lässt lieber malen

Von Andreas Austilat

Haben Sie schon mal von den Brüdern Posin gehört? Das sind drei Exil-Russen, die seit Jahren in Berlin-Neukölln leben und dort Kunst fälschen. Es scheint ein ganz einträgliches Geschäft zu sein, das sie auch nicht etwa im Verborgenen ausüben, sondern in aller Öffentlichkeit und vor allem vollkommen legal. Jedenfalls unterhalten die drei Brüder eine Webseite (www.kunstsalon-posin.de), auf der sie ihre Dienste anbieten. Ob nun die „Mona Lisa“, „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ oder van Goghs Selbstbildnis ohne Ohr, das kann man alles dort kaufen, wenn man 1500 bis 10 000 Euro bezahlt.

Bilder kopieren ist nicht illegal

Legal ist die Geschäftsidee, weil man Bilder durchaus kopieren und in Umlauf bringen darf, solange man das Werk als Kopie kennzeichnet und ein anderes Format als das Original wählt. Sogar zu einem eigenen Museum haben es die Posins auf diese Weise gebracht, im Seehotel in Großräschen. Das ist jetzt nicht der Nabel der Welt, sondern nur die Lausitz, aber immerhin.

Es hat ein bisschen gedauert, bis ich auf die Idee kam, daraus eine Sparidee zu machen.

Angefangen hat es mit einem Moment der Schwäche in einem Antiquitätenladen. Ich sah dort ein Bild des Passagierdampfers „Resolute“, auf dem schwarzen Rahmen stand der schon ein wenig abblätternde Schriftzug „Hamburg Amerika Linie“. Die „Resolute“, das erfuhr ich schnell, fuhr von 1926 bis 1930 im Liniendienst zwischen Hamburg und New York. Mir wurde so maritim zumute, im Geiste hörte ich Möwen kreischen, und ich kaufte das Bild, in der festen Überzeugung, es würde vielleicht mal wertvoll.

Ich schenkte ihr eine Staffelei

Nun, wurde es nicht. Stattdessen behauptet meine Frau hin und wieder: „Das hätte ich dir auch malen können.“ Ich war keineswegs verärgert, sondern schenkte ihr eine Staffelei, einen Kasten mit Ölfarben und sagte: „Bitte, dann mal doch unsere Bilder in Zukunft selbst.“

Angefangen hat sie mit „Gas“ von Edward Hopper. Das Gemälde zeigt eine amerikanische Landstraße mit Tankstelle im Jahre 1940, und zwar in der Abenddämmerung. Was man auf ihrer offenbar nicht so guten Vorlage nicht gesehen hatte. Weshalb es bei ihr eher morgens war. Eines Tages bekam sie das Original zu sehen, wurde ehrgeizig und malte ihre Version noch mal neu.

Weiter ging es mit Franz Marc, noch mehr Hopper, derzeit arbeitet sie an Tamara Lempicka und einer Szene in Claude Monets Garten in Giverny. Dabei sind Unsummen für Öl und Leinwand draufgegangen, und es ist auch noch kein Cent reingekommen. Aber das wird. Manchmal muss man eben erst einmal investieren.

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