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Gemietetes Baugerüst kann unter Umständen schnell teuer werden.

© imago/Westend61

Die Sparkolumne: Bloß keine Höhenangst

Warum ich ein Gerüst kaufte und jetzt eine neue Geschäftsidee plane.

Von Andreas Austilat

Ich glaube, so etwas nennt man Kettenreaktion. Jedenfalls kam eins zum anderen. Erst blies Sturmtief Herwart im vergangenen Herbst unser Terrassendach weg, dann suchten wir monatelang nach einem Handwerker, der den Schaden behebt. Und zwar so, dass alles viel besser aussehen würde als vorher. Um die Mehrkosten, die dabei zwangsläufig anfallen mussten, ein wenig einzudämmen, rissen wir schließlich die Ruine selbst ab, die Herwart zurückgelassen hatte. „Damit können Sie sparen“, hatte uns der Meister bei einer Vorbesichtigung versichert.

So standen wir also eines Nachmittags auf unserer ungewohnt nackten Terrasse und hatten nun einen freien Blick auf die Fassade dahinter. „Sieht schlimm aus“, sagte meine Frau. Was soll ich sagen, sie hatte Recht: Der Farbton unserer Hauswand changierte zwischen Leberwurst und vergammelter Aubergine. Und, noch schlimmer, wenn erst mal ein neues Terrassendach stand, wäre es ziemlich schwierig, das Obergeschoss darüber zu streichen, ohne einen neuen Vordachschaden zu riskieren.

„Man müsste es sofort machen“, befand ich in einem Moment der Schwäche. „Stimmt“, sagte meine Frau, „bräuchten wir natürlich ein Gerüst“. Weil wir aber für eine weitere Handwerksfirma kein Geld übrig hatten, betrachtete ich die Sache als erledigt.

Jetzt kann ich ins Gerüstgeschäft einsteigen

Anderntags überraschte mich meine Frau mit der Mitteilung, sie habe da mal ein paar Erkundigungen eingeholt und festgestellt, dass man ein Baugerüst auch mieten könne. Sei gar nicht so teuer. Noch einmal fünf Tage später hatten wir ein Angebot im E-Mail-Fach. Leider gingen Druckerpapier und Tinte zur Neige, bevor der Vertragsentwurf komplett ausgedruckt war.

Ich war darüber misstrauisch geworden. Firmen, die ihre E-Mails mit einer aufwändigen Grafik schmücken und dadurch jeden Versuch, ihre Verträge auszudrucken, mit einer leeren Tintenpatrone bestrafen, sind mir suspekt. Solchermaßen eingestimmt nahm ich mir die AGBs vor. Es waren 17 Seiten, mehr als wenn ich ein Auto hätte mieten wollen. Rasch war klar: Würden wir zum Beispiel das Gerüst mit Farbe bekleckern – was bei Fassadenarbeiten leicht passieren kann – stünde allein wegen der Zusatzkosten nichts mehr zwischen uns und dem Armenhaus.

So kam es, dass wir ein Gerüst gekauft haben, das gab es günstig während einer Aktionswoche im nächsten Baumarkt. Ich habe es bei den anschließenden Fassadenarbeiten erwartungsgemäß bekleckert. Natürlich lohnt sich die Sache jetzt nur, wenn ich ins Gerüstgeschäft einsteige und das Ding meinerseits vermiete. Ich muss mir nur noch ein paar AGBs überlegen.

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