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Verlockend. Auf Bauernhöfen kann man frische, regionale Produkte kaufen.

© imago/Chromorange

Die Sparkolumne: Bauer sucht Gast

Wie ich mit meinem Wohnmobil einen Kurztrip nach Brandenburg machte und dort in einen Kaufrausch geriet.

Von Andreas Austilat

Wir kommen von einem verlängerten Wochenendtrip aufs Land zurück. Und ich hatte mir in den Kopf gesetzt: Dabei lässt sich sogar sparen.

Ich gebe zu, die Idee war nicht von mir, sie basiert auf einem Geschenk, dem Stellplatzführer „Landvergnügen“. Das Konzept ist schnell erklärt: Man besitzt oder mietet einen Wohnwagenanhänger oder besser ein Wohnmobil und erwirbt mit dem Kauf des „Landvergnügens“ das Recht, auf allen Bauernhöfen, die darin verzeichnet sind, eine Nacht zu verbringen – und zwar ohne dafür zu bezahlen. Die Eintrittskarte ist praktisch im Buch enthalten. Wohnmobile sind deshalb besser geeignet, weil nicht alle teilnehmenden Bauern ihren Hof für die längeren Wohnwagengespanne öffnen wollen.

Endlich würde sich auf diese Weise unser nicht eben billiges Mobil amortisieren, dachte ich begeistert. Flugs suchte ich also ein paar Höfe aus, alle in Brandenburg, es sollte ja ein Kurztrip werden. Jedes andere Bundesland ist aber auch im Verzeichnis enthalten.

Warum macht der Bauer das?

Natürlich stellte sich rasch die Frage, warum macht der Bauer das? Er kriegt nämlich, anders als von mir vermutet, nichts ab vom Verkaufserlös des Buches. Dafür nutzen viele Landwirte die Chance, auf diese Weise für ihre Produkte zu werben.

Klingt logisch, also zeigte ich mich auf dem ersten Hof großzügig. Zumal man mir rasch erklärte, wie knickerig viele Städter doch seien. Ich erwarb mehrere Salamis, Honig, Käse und Brot, alles zusammen sehr schmackhaft, nicht entscheidend billiger als auf einem Berliner Markt. Doch ich fand es nur fair, mich auf diese Weise für den kostenlosen und sehr idyllischen Stellplatz zu bedanken.

Auf dem zweiten Hof kaufte ich Eier, Gurken, Zwiebeln und Knoblauch. Die Frage, was er denn dafür bekäme, beantwortete der Landmann auf seinem nicht übermäßig frequentierten Einödhof mit der Bemerkung, jeder gebe eben so viel, wie ihm das wert sei. Ich sah die schwieligen Hände des Mannes, schaute in seine melancholischen Augen und konnte nicht anders. Es wurde eine teure Gurke.

Vielleicht noch ein paar Eier...

Hof Nummer drei: zwei Kilo Birnen, mehrere vorgezogene Dahlien in schweren Töpfen, noch mehr Eier. Hof Nummer vier: Ziegenkäse in verschiedenster Form, dazu noch reichlich Ziegenwurst, Brot. Unser Wagen schien mir inzwischen ein wenig überladen. Sonst hätte ich vielleicht noch ein paar Eier ...

Wieder zu Hause sitzen wir nun auf einem Berg Obst, reichlich Gemüse und ziemlich vielen Eiern, die wir ansonsten wahrscheinlich nie gekauft hätten. Aber die Reise war schon schön.

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