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Im Historischen Eisenbahnmuseum kann man die Replik der ersten deutschen Dampflok "Adler" bestaunen.

© Birgit Fuder

Die schönsten Bahnhofsviertel: Nächster Halt: Nürnberg

Einst fuhr hier die erste deutsche Eisenbahn, der dampfende „Adler“. Heute gibt’s König Ludwigs Waggon mit güldenen Polstermöbeln. Und jenseits der Gleise Würstchen, Lebkuchen und Bier.

Für große Kinder

Pünktlich um 9 Uhr donnerte die Kanone. Dann dampfte er los. Der „Adler“. Damals, 1835 in Nürnberg. Unter großem Hallo und so manchem verschreckten Blick beförderte die erste kommerzielle Eisenbahn auf deutschem Boden 200 Ehrengäste in neun Waggons nach Fürth. 6,05 Kilometer in neun Minuten. Sensation.

Den echten Adler gibt es nicht mehr, aber auch die Replik aus dem Jahr 1952, die man im DB Museum betrachten kann, vermittelt ein authentisches Bild von der Maschinenromantik der frühen Eisenbahnen. Kohle, Öl, Ruß und Fahrtwind.

Nach dem Adler wurde Bahnfahren wesentlich luxuriöser. Für die, die es sich leisten konnten. Aber Prassen war für Bayernkönig Ludwig II. ja bekanntlich nie ein Problem, und so ist sein im Museum zu bestaunender Prunkwaggon mit beheizter Toilette, bemalter Decke und güldenen Polstermöbeln ein rollender Palast, gegen den sich die Erste Klasse heutiger ICEs ausnimmt wie ein Rohbau von Mies van der Rohe.

Eine Nummer kleiner geht es jedoch auch. Der erste Stock des ältesten Zugmuseums der Welt beherbergt mehr als 1000 Eisenbahnmodelle in den Größen 1:5 bis 1:700. Vorführfahrten stündlich.

Historisches Eisenbahnmuseum: Lessingstr. 6, dbmuseum.de

Für Sammler

Wer nun glaubt, eine eigene Modellbahnlandschaft anlegen zu müssen, verlässt das Museum gen Norden und zieht im Schatten der die Altstadt begrenzenden mittelalterlichen Frauentormauer zur Färberstraße. Hier ist seit 1920 Eisenbahn Dörfler ansässig. Gedrängt stapeln sich in den Regalen des Modellbauladens bunte Pappschachteln. Zwar finden sich weder Miniaturen vom Adler noch vom Hauptbahnhof Nürnberg, wie der freundliche Verkäufer bedauert, aber ansonsten gefühlt das komplette Programm der Firmen Märklin, Fleischmann, Roco, Wiking oder Kibri: Züge, Autos, Häuser, Figürchen und was man noch so aus Plastik herstellen kann. Sammler, die ihren Kunststoff in Scheibenform bevorzugen, werden direkt nebenan glücklich – beim Schallplattenladen Mono-Ton.

Eisenbahn Dörfler: Färberstr. 34-36, eisenbahn-doerfler.de

Mono-Ton: Färberstr. 44, mono-ton.eu

Erst zum Metzger, dann ins Museum

Neues Museum verfügt über die drittgrößte Gerhard-Richte-Sammlung der Welt.
Neues Museum verfügt über die drittgrößte Gerhard-Richte-Sammlung der Welt.

© Uwe Niklas

Für Hungrige

Wenn es irgendwo um die Wurst geht, dann in Nürnberg, darauf wird Wert gelegt. Da können die Regensburger fünfmal darauf verweisen, dass in ihrer Stadt eine ältere Bratwurstbräterei steht. Der Zoff beschäftigte vor ein paar Jahren sogar die Gerichte.

Eine der leckersten Nürnberger, sagen die Einheimischen, gibt es bei Walk. Die 1959 gegründete Metzgerei, die heute mit einigen Filialen in der Innenstadt vertreten ist, wurde 2015 als eine der besten in Deutschland ausgezeichnet.

Eine der besten wohlgemerkt, nicht eine der schönsten. Außer den drei verloren wirkenden Birkenstämmen an der Wand und etwas Grün überm Tresen lenkt in der Königstraße nichts ab von in Regalen und Glasvitrinen ausgestellten Fleisch- und Wurstwaren.

Die Nürnberger, die auch durch ein Fenster auf die Straße verkauft werden, kommen zwar nicht vom Buchenholzfeuer, wie sich das traditionell gehört, aber sie sind kross, würzig und die Preise zivil. „Drei im Weckla“ kosten 2,50 Euro.

Nicht satt? Vis à vis der Wursttheke wartet eine andere kulinarische Institution der Stadt: Brezen Kolb. Und wer dann sicherheitshalber noch Proviant für die Weiterreise aufstocken möchte, kann sich einen von Walks Präsentkorben mit Dosen- und Dauerwurst schnappen.

Metzgerei Walk: Königstr. 34, metzgerei-walk.de

Für Nachdenkliche

Von der Metzgerei sind es nur ein paar Schritte zum Neuen Museum, einem hellen, weißen Haus mit der imposanten Wendeltreppe hinter der geschwungenen Glasfassade. Sie führt hinauf in die oberen Räume, wo wechselnde Ausstellungen internationaler Künstler gezeigt werden. Außerdem verfügt das Museum über die drittgrößte Gerhard-Richte-Sammlung der Welt. Danach noch schnell in den mehr als gut sortierten Museumsshop und Martin Schiebers „Geschichte Nürnbergs“ eingepackt. Ins jenseits des Bahnhofsviertels gelegene Memorium Nürnberger Prozesse schafft man es bei einem Kurzbesuch nämlich nicht mehr.

Neues Museum: Luitpoldstr. 5, nmn.de

Craft-Bier? Klar, gibt es auch

Was darf's denn sein? Das Landbierparadies führt ausschließlich Biere von kleinen lokalen Brauereien.
Was darf's denn sein? Das Landbierparadies führt ausschließlich Biere von kleinen lokalen Brauereien.

© Moritz Honert

Für Durtige

Nirgendwo auf der Welt ist die Dichte an Brauereien so hoch wie in Franken. Rund 280 sind es derzeit. Einen guten Überblick über deren Wirken verschafft das Landbierparadies. In dem Getränkemarkt stapeln sich Kisten voller Greif-Bräu aus Forchheim, Ritter-Bier aus Nennslingen oder Friedel-Bräu aus Zentbechhofen. Craft-Bier? Klar, gibt es auch. Sogar gleich aus dem Kühlschrank, wenn man möchte. Lediglich das im Stadtbild auf zahllosen Sonnenschirmen und Markisen allgegenwärtige Tucher sucht man vergeblich.

Absicht, wie Verkäuferin Sandra Schunder erklärt: „Wir führen ausschließlich Biere von kleinen Landbierbrauereien.“ Erzeugnisse von etwa 60 seien derzeit im Programm, oft saisonale Rezepturen. Zum Üben gibt sie einem eine Flasche bernsteinfarbenes „Huppendorfer“ mit auf den Weg.

Landbierparadies: Galgenhofstr. 60, landbierparadies.com

Für Spaziergänger

Trinken kann man das dann zum Beispiel im alten Stadtgraben, der auch heute noch auf einer Länge von fünf Kilometern fast die komplette Altstadt umläuft. Begrünt und mit einem Fußgängerweg ausgestattet, ist er nun ein Naherholungsgebiet. Oben rauscht der Verkehr an der Oper vorbei, hier unten der Mauersegler. Während man das dicke Bier schlürft, schaut man den Eichhörnchen zu. Ein kleines Biotop. Sollte sich jemand für Moos begeistern, findet er an den Sandsteinmauern gleich dutzende Arten – und bei genauerer Betrachtung ist das lohnender als der doch recht überschaubare Skulpturengarten am südlichen Ende des Grabens.

Stadtgraben: stadtgraben.nuernberg.de

Für Traditionalisten

Der Weg führt zwischen den Mauerwänden zurück zum Bahnhof und direkt zum Handwerkerhof am Königstor. Durch das Portal am mächtigen Frauentorturm erreicht man den 1456 vollendeten ehemaligen Waffenhof der Reichsstadt mit seinen windschiefen Fachwerkhäuschen und Kopfsteinpflastergässchen. Kleine Läden verkaufen Holz- und Blechspielzeug, Glaswaren, Lederwaren, und natürlich ist auch Lebkuchen Schmidt hier mit einem Verkaufsstand vertreten.

Der Weg zum Handwerkerhof am Königstor.
Der Weg zum Handwerkerhof am Königstor.

© mauritius images

1971 wurde das Areal für Touristen angelegt, auf den Bänken des erstmals 1313 urkundlich erwähnten Bratwurstglöcklein sitzen dann aber doch erstaunlich viele Einheimische. Auch hier gibt es selbstredend Nürnberger, Mutigere dürfen sich jedoch gerne an „Züngerl“ oder gepökeltem Herzen für 8,50 Euro versuchen. Zu trinken gibt es Tucher oder Zirndorfer. „Nimm Zirndorfer“, sagen die Einheimischen.

Handwerkerhof am Königstor: Königstr. 82, nuernberg.de/internet/handwerkerhof

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