zum Hauptinhalt
Volker Staab, 59, ist vor allem für seine Museumsbauten von Nürnberg bis Ahrenshoop bekannt.

© Mike Wolff

Gesellschaft: „Das Problem in Museen sind die Besucher“

Volker Staab gibt der Kunst ihren Raum – der Berliner Architekt lässt Wasser durch Wände fließen, schwärmt für Installationen unter Treppen und hasst die Tyrannei der Industrienormen. Unser Blendle-Tipp.

Herr Staab, man sagt, Museen seien die neuen Kathedralen, in die die Menschen sonntags strömen. Wann war Ihr letzter Gottesdienst?

Mit meinen Kindern, neun und 14 Jahre alt, bin ich kürzlich im Museum für Kommunikation an der Leipziger Straße gewesen. Da gibt es Roboter, die ihnen sehr gefallen.

Was zieht die Leute so an?

Das frage ich mich auch immer. Ich beobachte gern die Besucher. Viele gehen sehr schnell durch eine Ausstellung, gucken mal hier kurz und mal da, und dann ...

… steuern sie direkt aufs Café zu.

Genau! Sie haben das Gefühl, man hat etwas Kulturelles absolviert, jetzt darf man einen Kaffee trinken. Der Reiz von Museen liegt wahrscheinlich darin, dass sie zweckfrei sind. Die Beschäftigung mit Kunst zielt nicht auf ein Resultat ab. Anders, als wenn man zum Beispiel Sport treibt und eine bestimmte Zeit oder Weite erreichen muss. Im besten Falle wird man dazu verführt, über Dinge zu reflektieren, über die man sonst nicht nachdenkt. Und es ist etwas, das man als Gemeinschaftsereignis in der Gruppe oder allein machen kann.

Auch an der Architektur erkennt man das. Effizienz spielt eine weniger große Rolle als bei anderen Gebäuden. Ausstellungshäuser haben oft große Foyers, sind fast Kunstwerke für sich. Baut Ihr Büro deshalb eins nach dem anderen?

Wir sind eher zwangsspezialisiert, auch wenn wir darüber nicht unglücklich sind. Weil man unsere Museumsbauten kennt, werden wir wieder zu entsprechenden Wettbewerben eingeladen. Es bedeutet natürlich eine gewisse Freiheit, dass man Museen wirtschaftlich nur schwer bewerten kann. Wenn Sie ein Büro oder eine Wohnung bauen, rechnet der Investor genau: So viel Miete bekomme ich, und so viel darf es kosten. Andererseits genieße ich an der Arbeit als Architekt die Möglichkeit, mit jeder neuen Bauaufgabe in andere Welten vorzudringen, wie bei unserem Projekt in Kronberg, bei dem wir ein Musikquartier mit einem kleinen Konzertsaal planen.

Vom Neuen Museum Nürnberg über das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt bis zum LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster – bei Ihren Bauten fallen die großen Treppen auf. Dass die Leute emporschreiten sollen, hängt das mit dem Kirchengefühl zusammen?

Ich finde es gut, wenn sich den Leuten selbstverständlich erschließt, wohin es geht, wenn sie in ein öffentliches Gebäude kommen. Waren Sie mal im Architekturmuseum in Frankfurt? Da liegt die Treppe ganz hinten, es handelt sich eher um ein kleines Nottreppenhaus, man findet kaum den Weg. So etwas hat mich immer geärgert!

Das vollständige Interview können Sie im digitalen Kiosk Blendle für 45 Cent lesen.

Zur Startseite