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An kaum einem anderen Ort treffen so viele Volksgruppen zusammen wie in Singapur. Das Viertel Joo Chiat mit seinen Shophouses ist einmalig auf der Welt.

© Maritius images/ Alamy Stock Photo

Billigflüge nach Südostasien: Bald können Berliner nonstop nach Singapur fliegen

Was Touristen nach zwölf Stunden Reise in der Stadt erwartet: hängende Gärten, gierige Pandas und Gratisdrinks.

Natur, fast umsonst

Gänseblümchen statt Gucci. Nicht nach Shoppingmalls, sondern nach Natur oder wenigstens ihrer Simulation sind Singapurer plötzlich verrückt. Vielleicht weil es daran im tropischen Stadtstaat mangelt, Luxusboutiquen und Wolkenkratzer jedoch überall sind. Um die auf einer Insel gelegene Metropole zu begrünen, wurden vor ein paar Jahren die Marina Bay Gardens angelegt, ein 100 Hektar großer Park auf neu gewonnenem Land. Attraktion der Anlage sind futuristische Lichtbäume, die nachts die Gärten beleuchten. Dort gedeihen rund 130 000 Pflanzen aus etwa 400 Arten – thematisch nach den wichtigsten Volksgruppen unterteilt in einen malaiischen, indischen, chinesischen und europäischen Garten. Zwei bepflanzte Glashäuser, die wie riesige Schildkrötenpanzer aus dem Park herauswachsen, vervollständigen das künstliche Naturpanorama (Eintritt 28 SGD, etwa 18 Euro). Unter 38 Meter hohen Kuppeln spazieren Besucher im Flower Dome und bewundern so exotische Gewächse wie Tulpen, Gänseblümchen und Olivenbäume. Im Mega-Gewächshaus nebenan gibt es einen auf mehreren Etagen angelegten Nebelwald voller Orchideen und Farne, von dessen Spitze ein Wasserfall in die Tiefe rauscht. Auch für Botanikmuffel spektakulär.

Gourmetimbiss, 1,60 Euro

Das Land hat keine Rohstoffe, aber Hunderte Küchenzutaten. Die sehen, riechen und schmecken Besucher, wenn sie eines der typischen Hawker Center betreten, die Fressmärkte für Streetfood. Früher trafen sich in den Centern die ärmeren Menschen, seit ein paar Jahren gilt ein Besuch bei allen Singapurern als schick. An den Ständen bewahren oftmals alte Frauen und Männer das kulinarische Erbe des Vielvölkerstaates. So wie im Chinatown Complex. In der zweiten Etage reihen sich Dutzende Verkäufer dicht an dicht, einer von ihnen ist Chan Hong Meng, der Chicken Rice mit Sojasauce kocht. Das Besondere an seinem Stand: Der Michelin-Guide hat ihn 2016 mit einem Stern ausgezeichnet. 2,50 Singapur-Dollar kostet der Teller (1,60 Euro) und ist somit das günstigste Sterneessen weltweit. Chans Miniküche mit der Ordnungsnummer 02-126 gehört inzwischen zu den Touristenattraktionen von Chinatown. Eine Kordel lotst die Schlange, mit zwei Stunden Wartezeit sollten Besucher rechnen. Alternativ können sie in den neuen Imbiss „Hawker Chan“ in einer Nebenstraße (78 Smith Street) gehen, den der Besitzer mit einem Investor eröffnet hat. Das Hühnchenfleisch ist dort genauso zart, die Sojasauce mit Koriander, Ingwer und Angelikakräutern genauso süßlich.

Das günstigste Michelin-Essen gibt es bei Hawker Chan.
Das günstigste Michelin-Essen gibt es bei Hawker Chan.

© REUTERS

Im Croissant-Himmel, 2,60 Euro

Tiong Bahru ist die älteste Plansiedlung des Stadtstaates. Die Briten errichteten das Viertel in den 1920er Jahren und gaben sich bei den 30 Apartmenthäusern noch richtig Mühe. Halbrunde Balkone, symmetrische Treppen, weiß gestrichene Fassaden, das ist der vielleicht beste Versuch, den Bauhaus-Stil in den Tropen aufzugreifen. Heute steht Tiong Bahru unter Denkmalschutz, in die Erdgeschosse sind Buchläden, Restaurants und Lokale eingezogen. Als Frühstückscafé mit französischen Einflüssen hat Koch Gontran Cherrier die beliebte „Tiong Bahru Bakery“ erdacht (56 Eng Hoon Street). Am Wochenende trifft sich hier das junge und etwas alternative Singapur, um Fixies auszufahren und exotische Kaffeekreationen zu genießen. Tatsächlich wähnt man sich ein wenig in Paris wegen der überwältigenden Auswahl an Croissants und Küchlein. Nur sitzen Gäste draußen in tropischer Hitze (oder drinnen klimatisiert) und können aus Kreationen mit asiatischen Einflüssen wählen – Tintenfisch-Baguette mit geräuchertem Lachs oder Kimchi-Pfannkuchen als Burgerzutat.

Smartphone-verrückte Jugend bekommt im Museum ein Problem

In der National Gallery kann man die größte Sammlung zeitgenössischer südostasiatischer Kunst bestaunen.
In der National Gallery kann man die größte Sammlung zeitgenössischer südostasiatischer Kunst bestaunen.

© promo

Kunst gucken, 13 Euro

Singapur gehört zu den reichsten Ländern der Erde, seine knapp 5,5 Millionen Einwohner haben mit 3800 Euro das fünfgrößte Durchschnittseinkommen (Deutschland auf Rang 19) und interessieren sich mit wachsendem Vermögen mehr für Kunst. Das Vorzeigeobjekt aller staatlichen Kulturbemühungen ist die neue National Gallery (1 St Andrew’s Rd, Eintritt 20 SGD). Vor zweieinhalb Jahren eröffnete sie nach zehn Jahren Bauzeit, die Gebäude des ehemaligen Obersten Gerichtshofs und des früheren Rathauses wurden dafür zusammengelegt. Auf 6000 Quadratmetern über mehrere Etagen verteilt können Besucher zeitgenössische Kunst aus dem südostasiatischen Raum begutachten. Die Nationalgalerie ist damit das größte Museum seiner Art in der Region. Die ständige Ausstellung zeigt einen Überblick – von Landschaftsmalereien bis hin zu abstrakten Werken. Für die Smartphone-verrückte Jugend ein Problem: Selfiesticks sind im Museum nicht gestattet. Von der Bar auf der Dachterrasse genießen Besucher eine sensationelle Aussicht über das Feld des Krickettklubs, auf dem vor 100 Jahren noch die Engländer ihre Bälle in die Luft schlugen.

Kulinarische Kultur, 19 Euro

In keiner asiatischen Metropole treffen auf engem Raum so viele Kulturen aufeinander. Chinesen, Inder, Malaien, Araber und Briten hinterlassen ihre Spuren im Stadtbild. Einzigartig sind die Peranakan, die Nachfahren von indischen und chinesischen Einwanderern, die malaiische Frauen geheiratet haben. An der Joo Chiat Road haben sie seit Jahrzehnten ein Zuhause. In die bunt gestrichenen Handelskontore aus der Vorkriegszeit sind inzwischen Cafés und Restaurants gezogen. Viele Einheimische Singapurs kommen am Wochenende in das zehn Minuten vom Zentrum entfernte Viertel, um Spezialitäten wie Beef Rendang zu probieren, ein sehr würziges Rindfleisch-Curry. Zum Beispiel im Chilli Padi, wo Gerichte bis zu 30 SGD kosten (11 Joo Chiat Place).

Affenzirkus, 21 Euro

Zum Selbstverständnis von Singapur gehört es, dass man nicht nur einen, sondern vier Zoos hat. Einen für fast alle Publikumslieblinge von Tigern bis Eisbären, einen für nachtaktive Tiere (der wegen seiner zirkusähnlichen Vorführungen nicht zeitgemäß wirkt), einen Vogelpark und die River Safari, die auf ein einzigartiges Konzept setzt (80 Mandai Lake Road, Eintritt 32 SGD). Die 5000 Tiere aus rund 300 Arten leben alle an oder in Gewässern und werden in thematisch geordneten Zonen gezeigt wie Mekong, Amazonas oder Mississippi. In einem turnhallengroßen Gewächshaus fressen sich zwei Große Pandas durch den Bambusbestand, in einer begehbaren Anlage erschrecken Totenkopfaffen die Besucher und in einem riesigen Süßwasserbecken schwimmen Seekühe umher. Einzige Enttäuschung: die Bootstour durch den Amazonas-Teil. Die Jaguare sind einfach zu clever, um sich den kurz durchbrausenden Besuchern zu präsentieren.

Auf dem Dach wachsen Bäume, vor den Fenstern blüht ein Garten

Ein spektakuläres Hotel ist das Parkroyal, es gilt als Vorbild für nachhaltiges Bauen.
Ein spektakuläres Hotel ist das Parkroyal, es gilt als Vorbild für nachhaltiges Bauen.

© promo

Prost, Kunst!, 46 Euro

In den Gillman Barracks, einer früheren britischen Kaserne im Westen der Stadt, dreht sich ebenfalls alles um zeitgenössische Kunst. Das Galerienzentrum soll den internationalen Kunstmarkt in die Stadt holen. Hier sitzen unter anderem Ota Fine aus Tokio, Massimiliano Mucciaccia aus Rom und Pearl Lam aus Hongkong. In flachen weißen Bungalows oder der umgebauten Offiziersmesse mit den hohen luftigen Räumen empfangen sie Sammler aus Indonesien, den Philippinen oder Australien. An einem normalen Werktag können Besucher ganz ohne Zeitdruck mit den Kuratoren sprechen, über das hügelige Gelände spazieren, bei 85 Prozent Luftfeuchtigkeit leicht ins Schwitzen geraten, die riesigen tropischen Bäume bestaunen und die noch höheren Wohnhäuser dahinter. Die Gillman Barracks wirken wie ein Spielzeugdorf inmitten einer himmelwärts strebenden Gesellschaft. Ein paarmal im Jahr gibt es einen offenen Abend aller Galerien, die „Art After Dark“, mit Häppchen, Weinen und Smalltalk über Bilder und Installationen. Auf dem Gelände liegt das Restaurant „Masons“, wo man anschließend mit dem Hauswein (72 SGD) auf den Kunstkauf anstoßen kann.

Edelabsturz, 90 Euro

Bincho ist der beliebteste Speakeasy von Singapur. Tagsüber servieren Kellner im vorderen Teil des Lokals chinesische Nudeln, abends öffnet der hintere Raum, um Freunde von japanischem Whisky und Yakitori-Spießen zu empfangen (78 Moh Guan Terrace). Ein Sieben-Gänge-Menü kostet 140 SGD. In dem kleinen fensterlosen Lokal fühlt man sich wie in einer abgedunkelten Straßenbahn, man sollte unbedingt vorher reservieren. Vorsicht: Nach zwei Gläsern Whisky ist jeder Vorsatz, den Abend gesittet zu beenden, passé.

Hängende Gärten, 240 Euro

Mit seinen 16 Etagen verschwindet das Hotel Parkroyal on Pickering (3 Upper Pickering Street) eigentlich zwischen den Wolkenkratzern, trotzdem bleibt der Blick der Passanten sofort daran kleben. Das Gebäude ist von der Firma Woha Architects wie eine Terrassenplantage entworfen, ein großes W auf dünnen Betonstelzen, und gilt als Vorbild für nachhaltiges Bauen. Auf den Etagen haben die Architekten hängende Gärten angelegt, die einerseits die Fassade kühlen und zudem versickertes Wasser auffangen. Auf dem Dach wachsen Bäume in die Höhe, und jeder Regentropfen fließt in ein Becken, um mit dem Wasser Toiletten zu spülen oder die Pflanzen an trockenen Tagen zu bewässern. Vor den Fenstern blüht ein üppiger Garten, dahinter herrscht streng-helles Holzdesign. Unbezahlbar das mitleidige Lächeln, mit dem Gäste vom Freiluftpool in der fünften Etage über die verschwitzten Fußgänger im Hong Lim Park seufzen. Tipp: Wer ein Zimmer in den oberen teuren Etagen bucht, hat Zugang zur Clublounge auf der Dachterrasse, in der es Gratisdrinks und ein kostenloses Buffet gibt.

Reisetipps für Singapur

Hnkommen

Ab dem 20. Juni wird Scoot, die Billigfluglinie von Singapore Airlines, erstmals einen Direktflug von Berlin nach Singapur anbieten. Jeweils montags, mittwochs, freitags und sonntags wird ab 189 Euro (einfache Strecke ohne Gepäck und Mahlzeiten) in der Economy geflogen.

Rumkommen

Mit dem Singapore Tourism Pass können Besucher das gut ausgebaute Nahverkehrsnetz nutzen, ab 10 SGD für einen Tag (6,40 Euro, thesingaporetouristpass.com.sg).

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