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Putzig. Die kleinen Nager fressen vor allem Nüsse. Ihre scharfen, gelbbraunen Zähne wachsen ein Leben lang nach.

© imago/blickwinkel

Berliner Schnauzen: Nix mit täglich grüßt das Murmeltier

Alles ruhig im Gehege, die vier Alpenmurmeltiere im Zoo schlafen derzeit tief und fest – sehr zur Freude der Pfleger.

Nun ist es ja schon ein paar Tage her, dass in Punxsutawney sehr zum Ärger von Bill Murray und zur Freude der Cineasten das erwachende Murmeltier das Ende des Winters verkünden sollte. Übertragen auf Berlin muss man leider feststellen: Oh weh, der Winter kommt noch, und er wird lange dauern. Denn die vier Alpenmurmeltiere im Zoo schlafen derzeit tief und fest ihren Winterschlaf der Gerechten.

Und zwar hoch oben unter dem Felsen in ihrem Gehege. Dort werden sie zu Beginn des Winters untergebracht, weil es in der eigenen erdnahen Höhle zu gefährlich wäre. Lebensgefährlich sogar. Der Kreislauf des Murmeltiers sinkt im Winterschlaf derart ab, dass die Tiere nicht mehr mitbekommen, wenn sich streunende Ratten an ihnen zu schaffen machen. Nun ist der kleine Nager durchaus wehrhaft mit seinen kräftigen Zähnen, aber die ruhen sich ja auch aus. Und die im Rest des Jahres üblichen Wachhabenden stoßen keinen warnenden Pfiff aus, sie pennen ebenfalls. Also alles ruhig im Gehege.

Der Zoo hofft auf baldigen Nachwuchs

Ob sich daran etwas ändert, in Zeiten des Klimawandels? „Sie haben sich in diesem milden Winter spät zur Ruhe begeben“, sagt Kurator Tobias Rahde. Ob die relativ hohen Temperaturen Auswirkungen haben werden auf die Tiere, könne man noch nicht sagen.

Zwei Männchen und zwei Weibchen wuseln in den wärmeren Monaten durchs Gelände, der Zoo hofft auf baldigen Nachwuchs. In freier Wildbahn leben die Tiere, wie der Name erahnen lässt, in den Alpen. Bedroht sind sie dort noch nicht. Was möglicherweise auch an ihrem ausgeklügelten Warnsystem liegt, ihren diversen Lauten, mit denen sie sich untereinander vor Gefahren wie dem Steinadler warnen. Die Wanderer in den Alpen haben dem Murmeltier noch nichts getan, und die Skifahrer kennt es nicht, weil es in deren Hochsaison eben schläft. Dann aber verdichtet der Skifahrer den Boden, was den Höhlenbau erschwert.

In Österreich werden sie gejagt

Im Zoo fährt Gott sei Dank keine Pistenraupe, hier lässt sich gut graben, mitunter zum Verdruss der Pfleger. Die sehen schließlich nicht, wo unter ihnen die Gänge verlaufen. Es ist schon vorgekommen, dass ein Pfleger eingebrochen ist und bis zu 1,20 Meter tief in Murmeltiers Wohnstatt feststeckte. Darauffolgende Attacken der Wohnungsinhaber blieben jedoch aus. Gräbt das Murmeltier halt neu und sonnt sich, wenn die Sonne denn scheint, auf den Felsen, knabbert kalorienreich, vorwiegend Nüsse, lässt den Steinadler Steinadler sein, denn der fliegt nicht über Berlin, und wenn sich doch mal ein Schatten in der Luft zeigt, pfeift das Murmeltier darauf und flitzt blitzschnell in seinen Bau.

Weitgehend friedlich leben die Tiere miteinander, fügen anderen in der Regel kein Leid zu. Und weil sie in Deutschland nicht mehr gejagt werden dürfen, geht es ihnen hierzulande gut. Sie sollten nur nicht nach Österreich oder in die Schweiz rübermachen. Dort dürfen sie nämlich noch gekillt werden, weniger weil man sie verspeisen möchte, so viel ist schließlich nicht dran am Murmeltier, sondern als Jagdtrophäe.

Was daran so toll sein soll, sich ein Murmeltiergebiss ins Wohnzimmer zu hängen, erschließt sich wohl nicht jedem. Immerhin grüßt es dann täglich, und das hat schon Bill Murray fast in den Wahnsinn getrieben.

Alpenmurmeltier im Zoo

Lebenserwartung:  In Obhut bis zu 15 Jahre

Interessanter Nachbar: Sibirischer Steinbock, Asiatischer Elefant

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