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Eine gute Mutter. Vier Mal hat das Jaguarundi-Weibchen im Zoologischen Garten geworfen und die Jungen liebevoll aufgezogen.

© imago/Olaf Wagner

Berliner Schnauzen: Jaguarundi: Conchitas Tage sind gezählt

Sie ist alt, verwitwet und auf dem linken Auge blind: die arme Wieselkatze. Immerhin hat sie ein schönes Leben gelebt, sagen ihre Pfleger im Zoo.

Conchita heißt die Lady, sie ist betagt, verwitwet, ihr Mann verstarb vor zwei Jahren, auf dem linken Auge ist sie blind und zu Fuß, also zu Tatze, will es auch nicht mehr so recht gehen. Ach, Conchita, schöne, arme, einsame Jaguarundi! Immerhin hat sie ihr Leben gelebt, ein schönes Leben. Sie war eine gute Mutter, sagen ihre Pfleger im Zoo, vier Mal hat sie geworfen, die Jungen liebevoll aufgezogen, bis die sich in andere Zoos davongemacht haben. Natürlich davongemacht wurden. Und nun sind Conchitas Tage gezählt, 2004 wurde sie in Guatemala geboren, sie ist weit über die übliche Lebenserwartung von zehn Jahren hinaus. So ein Jaguarundi wird auch Wieselkatze genannt, aber Conchita wieselt nicht mehr.

Sie sind wohl die am wenigsten erforschten Geschöpfe

Ja, die Verwandschaft drüben, überwiegend in Südamerika, die wieselt. Meistens am Boden, wieselt hinter Mäusen, Ratten, Kaninchen her, und wenn sie schnell genug gewieselt hat, frisst sie ihre Opfer auf. Wenn es sich ergibt, springt das Jaguarundi schon mal zwei Meter in die Höhe, um nach Vögeln zu schnappen. Oder klettert auf Bäumen rum, und zwar sehr geschickt.

Ein imposanter Satz sind zwei Meter für eine Katze, die immerhin über einen halben Meter lang wird, und zwar nur der Rumpf, und dann hängt noch ein halber Meter Schwanz dran. Man kann verstehen, dass die graue Conchita für solche Spielereien nicht mehr zu haben ist. Grau war sie allerdings immer schon, einheitlich grau, so sind Jaguarundis eben. Wenn sie nicht rotbraun sind – auch einheitlich, nicht getigert wie manche unserer Hauskatzen.

Was Conchita und Verwandtschaft auch noch von Hauskatzen unterscheidet: Sie sind so gar nicht schmusig. Nur gucken, anfassen ist nicht, Conchita war und ist ein Fluchttier, Jaguarundis laufen weg, wenn man ihnen zu nahe kommt. Was ihrem eigenbrötlerischen Charakter entspricht. In der Regel sind sie Einzelgänger, vielleicht auch ein Grund, dass man über sie wenig weiß. Jaguarundis sind wohl die am wenigsten erforschten Geschöpfe. Zum Familienverbund sind sie zwar fähig, aber das nur in Obhut, also im Zoo.

An neue Wieselkatzen ist im Zoo nicht gedacht

Das hat sich bei Conchita ja nun auch erledigt. Sie liegt einfach nur da auf ihrem Baum im großen verglasten Käfig, alleine, verlassen, sie zuckt nicht mal, selbst als der Besucher in ihren Käfig tritt. Vielleicht hat ihre Apathie auch damit zu tun, dass im Löwenhaus, wo ihr Eigenheim steht, zurzeit nichts los ist, weil es wegen Umbauarbeiten für Besucher geschlossen ist.

Vielleicht ahnt sie auch, dass mit ihrem Ableben die Zeit der Jaguarundis im Zoo vorbei sein wird. An neue Bewohner ist nicht gedacht, das kann so eine alte Lady schon traurig stimmen. Zumal sie sich stets vorbildlich verhalten hat. Andere Katzen haben ja, man kennt das von den eigenen Katzen, etwas stark Destruktives in sich, kratzen schon mal gern Tapeten ab oder reißen Kissen in Stücke, Katzenblödsinn halt.

Conchita hat das nie gemacht. Nebenan, bei Ozelots, sieht das schon ganz anders aus, da sind die Bäume zerfetzt, da herrscht Unordnung. Und den Fischen, die in dem kleinen Teich in ihrer Heimstatt leben, hat Conchita auch nie etwas getan, obwohl sie in ihren besten Jahren wie alle Jaguarundis eine eigentlich recht gute Schwimmerin war. Tempi passati. Arme, alte, halbblinde Señora Conchita.

Jaguarundi im Zoo

Lebenserwartung:  Zehn Jahre

Interessanter Nachbar: Löwe, Ozelot

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