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Seit 150 Millionen Jahren herrschen Arapaima gigas über die Süßgewässer Südamerikas.

© Imago/Olaf Wagner

Berliner Schnauzen: Arapaima: Vor diesem Flussmonster fürchten sich Piranhas

Der Arapaima ist der König seiner Welt. Selbst Piranhas, die Aggrofische mit mangelnder Impulskontrolle, können ihm nichts. Seine Schwäche: Er kann ertrinken.

Seit der pubertäre Knochenzüngler gezeigt hat, was in seiner Flosse steckt, gibt es bei der Fütterung eine Regel: Die Araps zuerst. Der schlimmste Albtraum des Revierleiters soll sich nicht wiederholen. Wie damals, als die Riesen-Haiwelse im Südostasienbecken nebenan zuerst bekamen.

Immerhin sind Arapaimas die Könige ihrer Welt. Seit 150 Millionen Jahren herrscht ihr Fischgeschlecht Arapaima gigas über die Süßgewässer Südamerikas. Ein Blub, der international anerkannte Fischlaut, würde dieser langen Geschichte nicht gerecht. Ihr Geräusch ist der Schluck. Den nehmen sie alle 15 Minuten – aus der Luft. Diese können sie dank ihrer lungenartigen Schwimmblase einatmen - und deshalb in jedem noch so tümpeligen Amazonas-Nebenflussarm überleben. Nachteil: Sie können darin auch ertrinken.

Die Schwimmgegend teilen sie sich mit dem gefürchtetsten aller kleinen Räuberfische, dem Piranha. Als Lebensraumgenosse eher ungemütlich, aber einem Arap kann keiner was. Den Aggrofisch mit mangelnder Impulskontrolle lacht er aus. An guten Tagen. An noch besseren frisst er ihn. Arapaima sind Krieger. Muster, die an Maya-Statuen erinnern, furchen sich in ihre wie mit Blei übergossenen Köpfe. Die Schuppen: eine Rüstung, mit orangerot lackierten Spitzen. Das Wort „Arapaima“ stammt aus den südamerikanischen Tupí-Guaraní-Sprachen und bedeutet „Rote Fische“. Ihr Äußeres ist undurchdringlich, hart und flexibel zugleich. Trifft ein Piranhabiss auf eine Stelle, verteilt sich die Wucht auf die Schuppen der Umgebung.

Sie wissen, sie müssen hier nicht sein

Sein Fleisch ist die pure Muskelkraft, derer sich die vier heranwachsenden Araps im Berliner Zoo (je zwei Meter lang) zurzeit an jedem Morgen gegenseitig versichern. Mit Anlauf springen sie wie Delfine in die Luft und lassen ihre 200-Kilo-Körper aufs Wasser klatschen. Arapbombe. Liegt am Alter, sagt Marco Hasselmann, Revierleiter hier. Pubertät.

Wenn sie das nicht nur zum Spaß tun, oder zur Angeberei, nutzen sie ihre Sprung- und Beschleunigungsqualitäten zur Jagd. Pirarucus, wie man sie in ihrer Heimat nennt, greifen kleinere Säugetiere, Vögel allgemein, gerne Ente, aus der Luft ab. Torpedos in und über Wasser. Das ist schwer vorzustellen, sieht man die vier Muskelprotze wie bleierne Baumstämme durch das trübe Wasser gleiten. Aber so ein Arap-Leben ohne tierische Feinde geht ewig, da muss keiner hetzen. Jede Bewegung kostet Kraft, und gemeinerweise stellen die Pfleger manchmal die Strömung auf stark – damit nicht der Schlendrian einkehrt, oder die Fettschürze. Gott sei Dank funktioniert das Maul per Sog. Einfach die fleischigen herunterhängenden Lippen aufreißen, schließen.

Ansonsten bleibt es beim ungerührten Gesichtsausdruck, Resting Arap Face. Das sei keine schlechte Laune, „das sind milde, freundliche Fische“, meint der Revierleiter. Vielleicht hilft, dass sie wissen: Sie müssen hier nicht sein. Wenn die Araps wollten, würden sie kurz im Kreis schwimmen, mit ihrem Hinterkörper einmal ausholen und torpedomäßig aus dem Wasser in die Luft und über die Zwei-Meter-Beckengrenze in die Asienlandschaft springen. So wie damals, als die Riesen-Haiwelse zuerst zu fressen bekamen. Kein Problem.

Arapaima im Aquarium

Lebenserwartung:  bis zu 20 Jahre

Interessante Nachbarn: Riesen-Haiwels, Netzmuräne

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