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Wollig und Kuschelig: Das Alpaka

© Patrick Pleul/dpa

Berliner Schnauzen: Alpaka: Im Gehege ist nur Platz für einen Mann

Zwei Stuten, aber nur ein Hengst. Konkurrenzkampf darf es bei den Alpakas im Berliner Zoo keinen geben. Dafür Low-Carb-Ernährung und Kurzhaarfrisuren.

Quito ist ein braver Hengst. Er beißt nicht, spuckt nur selten. Außer, jemand möchte an seine beiden Frauen ran. Dann gibt es Stress. Und zwar so heftig, dass Sohn Isaac, der im kommenden Sommer mit seinen zwei Lebensjahren geschlechtsreif wird, den Zoo bald verlassen muss. „Das ist kein Ponyhof hier“, sagt Tierpfleger Christian König.

Ophelia und Jessi folgen ihrem Quito auf Schritt und Tritt. Beide mögen seinen riesigen Schneidezahn, der eigentlich kein Zahn, sondern eine Kauplatte ist und frech aus dem Mund lugt. Sein braunes, fein gekräuseltes Fell trägt der Hengst derzeit kurz, was seinen langen Hals nur noch mehr betont. Alle zwei Jahre werden die Tiere im Zoo geschoren. Im Winter können sie trotz Kurzhaarfrisur draußen bleiben.

Die drei Alpakas führen eine offene Beziehung, in der Quito die Stuten abwechselnd schwängert. Im Sommer war Ophelia dran. Das Ergebnis von zehn bis elf Monaten Schwangerschaft sind Jungtiere, die winzigen Wollknäulen zum Verwechseln ähnlich sehen, und, wie Isaac, auch mal geschecktes Fell haben. Die beiden Damen tragen Schwarz (Jessi) und Weiß (Ophelia). Welch luxuriöse Auswahl für das Liebesleben des stolzen Herdenführers Quito!

Dessen Name verrät auch schon etwas über die Herkunft der Tiere. Sie stammen aus den südamerikanischen Anden, wo sie seit Tausenden von Jahren wegen ihrer Wolle gezüchtet werden. Ihre Fasern sind viel wärmer und feiner als die der Schafe, werden sogar häufig mit Kaschmir verglichen. Ein Mantel aus Alpaka-Garn galt bei den Inkas als Zeichen des Wohlstands. Gemeinsam mit Lama und Vikunja gehören sie zur Gattung der Neuweltkamele, wobei Alpaka und Vikunja schon immer privilegiert waren. Die Lamas mussten schleppen, die anderen bloß ihr schönes Fell abgeben. Zwangsläufig führte dies zur Eitelkeit. Das Alpaka ist kein Arbeitstier, und das merkt man: Schmeckt das Futter nicht, wird es links liegen gelassen.

Achtung, Spucke!

Wenn man im Gehege der Alpakas steht und von ihnen umringt und beschnuppert wird, möchte man sie mit ihrem wuscheligen Fell und dem Dauergrinsen am liebsten knuddeln. Nicht sonderlich ratsam, meint Christian König. Klar, die Tiere seien neugierig und wollen alles erriechen. Aber bloß nicht im Weg stehen. Legen sie die Ohren an, sollte man das Weite suchen. Dann wird gespuckt. Und zwar nicht mit Speichel, wie das Wort nahelegt, sondern mit hochgewürgtem Magensaft. Da kommt auch mal ein Stück Ast mit, so was knabbern sie gerne. Auch Heu mampfen sie unentwegt.

Alpakas sind Low-Carb-Tiere und Kohlenhydrate eigentlich meist tabu, sagt Tierpflegerin Melanie Röbke. Ab und zu gibt es mal trockene Schrippen oder knackiges Gemüse. Damit die Schneidezähne abgenutzt werden. Doch bloß nicht zu viel davon, sonst wachse der Speck unter dem Fell besonders rasch. Uneingeschränkten Zugriff haben sie auf die zahlreichen orangefarbenen Blätter, die sich überall im Zoo in diesen Herbstwochen türmen. Die meisten davon haben sie schon aufgeputzt – im Alpaka-Gehege herrscht penible Sauberkeit, denn Laub essen die Vegetarier besonders gerne. Und die sind auch garantiert low-carb.

Alpaka im Zoo

Lebenserwartung:  15 bis 20 Jahre

Interessanter Nachbar: Weißkopfseeadler

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