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Das schrille Make-up der Mandrills soll als Kriegsbemalung Feinde abschrecken.

© imago/robertharding

Berliner Schnauze: Chef Albert hat Vorrecht

Zwischen Mandrills kommt es selten zu Kämpfen, es herrscht eine strenge Hierarchie. Außer, ihr Harem wird bedroht.

Diese Affen haben ohne Zweifel den hübschesten Hintern des ganzen Tierreichs: Von oben nach unten geht die Farbpalette der haarigen Pobacken progressiv vom grellen Rot zum Hellblauen – passend zur blauen Schnauzenseite und zur roten Nase.

Keine Ahnung, was ein Mandrill ist? Schmarrn. Jeder kennt den Mandrill! Rafiki, der alte Schamane vom König der Löwen, das ist ein Mandrill. Und wäre Rafiki echt, hätte er der Menge statt Löwenbaby Simba wahrscheinlich eher seinen bunten Hintern gezeigt. Denn diese Primaten zeigen ihr Gesäß besonders gerne. Recht haben sie!

Je mehr ein Mandrill sich aufregt, umso leuchtender werden die hormonell regulierten Farben, so grell wie bei keinem anderen Säugetier sonst. Das schrille Make-up soll als Kriegsbemalung den möglichen Gegner abschrecken. Falls es nicht genügt, schlägt der Meerkatzenverwandte heftig auf den Boden und zeigt seine sechs Zentimeter langen Eckzähne in einem eindrucksvollen Drohgähnen. Das gebietet Achtung. Deshalb kommt es zwischen Mandrills selten zu richtigen Kämpfen.

Im Regenwald essen Mandrills meist Früchte

Alberts Hinterteil ist besonders poppig. So ist es immer bei Alphamännchen. Im Gehege macht sich der aufmerksame Liebhaber für seinen Zwei-Weibchen-Harem fein. Mit gekochtem Reis reibt er sich sorgfältig den Pelz ein: Der Duft gefällt den Gespielinnen. Ab und zu knabbert er ein Stück Karotte, Paprika oder Apfel und lässt den Rest wieder zu Boden fallen. Susan und Sara, seine Partnerinnen, schauen vorsichtig zu. Hier gilt strenge Hierarchie: Chef Albert hat Vorrecht. Und Aaron isst immer zuletzt. Das kleine Männchen ist nur drei Jahre alt und spielt allein mit einem Fußball. Solange er für Albert keine Konkurrenz ist, darf der Sohn in der Vierergruppe bleiben. In der Natur machen sich geschlechtsreife Mandrills auf der Suche nach ihrem eigenen Harem.

Im dichten zentralafrikanischen Regenwald essen Mandrills meist Früchte. Das große 30-Kilo-Männchen sucht den Boden ab, während die viel leichteren Weibchen – etwa elf Kilo – und Kinder in den Bäumen nach Nahrung stöbern. Samen, Blätter, Pilze, Baumrinde oder Wurzel ergänzen die Diät. Als Delikatesse gibt es manchmal Amphibien oder Jungvögel. Nach den Menschenaffen sind Mandrills die größten Affen der Welt, für Leoparden und Menschen heißt das viel Fleisch. Doch durch den Regenwald hundertstimmig zu bellen, krächzen, muhen und grunzen, ist nicht die beste Tarnung. Wegen der anhaltenden Jagd auf sie und die Abholzung ihres Lebensraums sind Mandrills heute zu einer bedrohten Tierart geworden.

Diese Primaten zeigen gerne ihren bunten Hintern. Je mehr sie sich aufregen, umso leuchtender werden die Farben.
Diese Primaten zeigen gerne ihren bunten Hintern. Je mehr sie sich aufregen, umso leuchtender werden die Farben.

© imago/robertharding

Nur eines ärgert ihn beim Nickerchen

Nach der Mahlzeit folgt für die kleine Zoo-Familie die Mittagsruhe. Gemütlich legt sich jeder auf seinen Ast und verdaut. Im Falle eines kleinen Hungers muss der kluge Mandrill nicht mal aufstehen. Seine großen Backentaschen stopft er beim Essen so voll, dass für später immer noch was davon bleibt.

Nur eines kann den Mandrill beim Nickerchen wirklich ärgern: Menschenkinder! Ihre hektischen Bewegungen stören die Affen. Wer mit dem Nachwuchs in den Zoo kommt, sei gewarnt. Er wird, schneller, als ihm lieb ist, die knallrote Nase betrachten und die berühmte Scheinattacke des Mandrills von ganz nah erleben können.

MANDRILL IM ZOO

Lebenserwartung:  etwa 35 Jahre

Interessante Nachbarn: Eulenkopfmeerkatze, Ceylon-Hutaffe

Alle Berliner Schnauzen gibt es hier

Karina Kochan

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