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Ein Liter frisch gezapftes Berliner Wasser kostet 0,5 Cent. Ein alter Spülkasten jagt 16 Liter in den Abfluss.

© imago/Chromorange

Austilat spart: Ist es unmoralisch, Trinkwasser im Klo runterzuspülen?

Ein Nachbar fördert sein eigenes Wasser. Das kann sich lohnen. Warum ich darüber nachdenke, ein Loch im Garten zu bohren.

Von Andreas Austilat

Neulich alarmierte das Umweltbundesamt die Öffentlichkeit mit einer Meldung. Unser Wasser ist mit Nitrat belastet. Das hat vor allem mit dem Dünger zu tun, der über deutschen Feldern ausgebracht wird. Der Reinigungsaufwand wird immer größer, was das Wasser schon bald teurer machen könnte. Das Umweltbundesamt nannte bis zu 45 Prozent.

Weshalb ich jetzt ein bisschen neidisch auf meinen Nachbarn bin. Der fördert seit drei Jahren sein eigenes Wasser. Damit sprengt er den Garten, und er speist es auch noch ins Haus ein – nicht als Trinkwasser, das geht nicht, aber für die Toilettenspülung.

240 Euro im Jahr werden einfach im Klo runtergespült

Ich fand die Idee ja zunächst ein wenig skurril. Aber nachdem er mir vorgerechnet hat, wie viel Wasser unsereins im Klo runterspült, kam ich ins Grübeln. Immerhin kostet Berliner Wasser knapp vier Euro pro Kubikmeter – rund 1,80 für das Frischwasser und 2,30 für das Schmutzwasser, als das es dann im Ablauf verschwindet.

Natürlich kommt es auf das Klo an, doch ein alter Spülkasten jagt schon mal zehn bis 16 Liter in den Abfluss. Nehmen wir zehn, rechnet sich besser. Das sind vier Cent pro Toilettengang. Viermal am Tag zehn Liter ergeben1200 Liter oder 1,2 Kubikmeter im Monat, sind bei vier Personen 4,8 Kubikmeter. Macht beinahe 20 Euro. Oder 240 Euro im Jahr, die einfach im Klo runtergespült werden. Jetzt stelle man sich vor, Wasser wird 45 Prozent teurer.

Der Nachbar wurde bei über 20 Meter fündig

Habe ich mich also erkundigt, wie man sein eigenes Wasser fördern kann. Antwort: Nicht so einfach. Da darf nämlich nicht jeder ein Loch im Garten bohren. Da sind Abstände einzuhalten, außerdem ist peinlich darauf zu achten, dass man nicht das Grundwasser verunreinigt. Weshalb man eine Genehmigung braucht. Und eine anerkannte Bohrfirma.

Bei der Genehmigung kommt es darauf an, wie tief man bohren muss. Bis 15 Meter reicht eine einfache Anzeige. Berlin liegt bekanntlich in einem Urstromtal zwischen den Höhenzügen Barnim und Teltow. Unten im Tal kann man bei 15 Metern Glück haben, auf den Hängen wird es eher mehr. Dann braucht man eine richtige und teurere Genehmigung.

Mein Nachbar wurde bei etwas über 20 Meter fündig. Zu seinem Glück hatte er sich schon vorher um eine ordentliche Genehmigung gekümmert. Das ganze Programm kostete ihn rund 3000 Euro. Weil er aber nicht nur sein Klo damit spült, sondern auch den Rasen sprengt, hofft er, dass sich seine Investition nach fünf Jahren rechnet. Trotzdem ist er jetzt schon zufrieden. Weil er es für unmoralisch hält, Trinkwasser im Klo runterzuspülen. Da ist was dran.

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