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Keine Kompromisse: Japan will mehr Wale fangen

Die Internationale Walfang-Kommission tagt wieder. Doch seit Jahren ist das Gremium nahezu handlungsunfähig, weil sich Walfang-Nationen und Walschützer-Nationen in einem Patt gegenüber stehen. Es geht vor allem um Japans umstrittenen Walfang zu "wissenschaftlichen Zwecken".

Berlin - Eine der spannendsten Fragen zu Beginn einer jeden Tagung der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) ist die nach der Zahl der Mitgliedsstaaten. Seit Ende Mai sind es 80 Staaten, der jüngste Neuzugang ist die Republik Kongo (Brazzaville). Doch abstimmen dürfen nur die Staaten, die auch ihren Mitgliedsbeitrag entrichtet haben. Und das zeigt sich erst am Montag, wenn die IWC in Santiago de Chile ihre Beratungen aufnimmt.

Seit Jahren ist die IWC nahezu handlungsunfähig. Die Walfang-Nationen und die Walschützer-Nationen stehen sich in einem Patt gegenüber. Um wesentliche Änderungen beschließen zu können, müsste eine der beiden Seiten eine Dreiviertelmehrheit zustande bringen. Das ist für beide Seiten kaum zu schaffen und der Grund für Japan, zum wiederholten Mal indirekt mit einem Austritt aus der IWC zu drohen. Dann würde das Walfang-Moratorium, das Japan unter dem Deckmantel eines „wissenschaftlichen Walfangs“ ohnehin nicht beachtet, für Tokio gar nicht mehr gelten. Japan will erzwingen, dass das Moratorium aus dem Jahr 1986 spätestens bei der IWC-Tagung im kommenden Jahr aufgehoben wird. Ein „traditioneller Küstenwalfang“ soll zugelassen werden, dafür könnte Japan auf den „wissenschaftlichen Walfang“ verzichten, dem in der Saison 2006/2007 nach Informationen der Umweltorganisation WWF 866 Wale zum Opfer gefallen sind.

Der WWF ist nicht prinzipiell gegen einen Deal mit Japan, „solange Wale und Delfine besser geschützt werden“. Der WWF weist in einer Studie auf neue Gefahren für die Meeressäuger hin. Der Klimawandel werde das Packeis auf dem Ozean der Antarktis um zehn bis 15 Prozent reduzieren. Dort lebt Krill, ein kleiner Krebs, von Algen an der Eiskante. Krill ist nicht nur die Hauptnahrung von Bartenwalen wie Zwerg-, Blau-, Finn- und Buckelwal. Er ist auch die wichtigste Nahrung für eine Vielzahl von Fischarten, die wiederum zur Nahrung von Pinguinen, Robben und dem Menschen gehören. Mit einer Reform der IWC, das hoffen auch die USA, könnte die Blockade aufgelöst und das Profil der IWC als Walschutzorganisation geschärft werden. Die südamerikanischen Staaten hoffen so die Ausweitung des Wal- und Delfinschutzgebietes der Antarktis in den Südatlantik zu erreichen.

Nicki Entrup, Geschäftsführer der Walschutzorganisation WDCS, hat allerdings schwere Bedenken. Er weist darauf hin, dass die Zulassung eines „traditionellen Küstenwalfangs“ in Japan auch anderen Küstenstaaten einen Wiedereinstieg ermöglichen würde. Korea, China, einige westafrikanische und karibische Staaten gelten als mögliche Kandidaten dafür. Außerdem weist er darauf hin, dass das Moratorium weder Japan noch Island von einem „wissenschaftlichen Walfang“ abgehalten, noch Norwegen bei der Fortsetzung seines kommerziellen Walfangs behindert hat. Norwegen hat einen „Vorbehalt“ gegen das Moratorium geltend gemacht und sieht sich deshalb nicht daran gebunden. Islands Walfänger haben nach WWF-Informationen in der vergangenen Saison 68 Wale getötet, ihre norwegischen Kollegen 545. Dagmar Dehmer

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