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Kochende Natur. Giftiger Auswurf aus dem Meer zwingt die Behörden zu umfangreichen Evakuierungen.

© dpa

Kanaren-Insel El Hierro: Der Vulkan wächst

Vor der Kanaren-Insel El Hierro wächst durch die sich anhäufende Lava ein neuer Vulkanberg in die Höhe, der vielleicht einmal eine neue Insel bilden könnte.

An der Wasseroberfläche blubbert es durch aufsteigende gelbe Gase heftig, auch schwarz-braune Lava-Fontänen steigen immer wieder wie aus einem riesigen Springbrunnen aus dem Meer auf. Vor der Kanaren-Insel El Hierro wächst durch die sich anhäufende Lava ein neuer Vulkanberg in die Höhe, der vielleicht einmal eine neue Insel bilden könnte. Der Kraterrand liegt derzeit, nach neusten Schätzungen, in etwa 200 Meter Wassertiefe. Stinkende Schwefelgase ziehen bis an die Küste. Aus dem südlichen Unterwasserkrater sind bisher annähernd 25 Millionen Kubikmeter Lava ins Meer geflossen.

Die Bewohner der Insel wurden in der Nacht zum Freitag unsanft geweckt: Kurz nach Mitternacht bebte auf der Insel im Atlantik die Erde so heftig wie noch nie und löste Angst unter der Bevölkerung aus. Wände und Schränke wackelten, Fensterscheiben und Geschirr klirrten. Ein heftiges Erdbeben der Stärke 4,6 auf der Richterskala hatte die zu Spanien gehörende Urlaubsinsel aus dem Schlaf gerissen. Der Erdstoß wurde durch den erwachenden Vulkan auf El Hierro verursacht. Der Ausbruch vor der Küste ist Teil dieses Geschehens und sollte eigentlich für Entspannung auf der Insel selber sorgen. Das Beben war sogar noch auf den Nachbarinseln Teneriffa, La Palma und Gomera spürbar, obwohl dort derzeit keine Vulkangefahr besteht.

Nach Angaben der spanischen Sicherheitsbehörden wurde auf El Hierro wie auf den anderen Inseln niemand verletzt. Auch an Gebäuden wurden keine Schäden festgestellt. Allerdings kam es zu mehreren Erdrutschen auf El Hierro, deren höchste Erhebungen 1500 Meter hoch sind. Die Bergstraße zwischen den beiden größten Inselorten Frontera (4000 Einwohner) und der kleinen Inselhauptstadt Valverde (5000 Einwohner) musste vorübergehend gesperrt werden. Ein kilometerlanger Straßentunnel zwischen den beiden Orten ist bereits seit längerem wegen Erdrutschgefahr gesperrt.

Seit Mitte Juli wurde El Hierro durch mehr als 11 000 kleinere Erdbeben erschüttert. In den letzten Tagen nahm die Stärke der Beben immer weiter zu, was die Wissenschaftler als Warnsignal für einen neuen Vulkanausbruch interpretieren. Ein erster Krater war bereits vor einem Monat, am 10. Oktober, im Meer etwa 1,5 Kilometer südlich von El Hierro aufgebrochen. Ein zweiter Vulkanausbruch könnte nach Einschätzung der Forscher nördlich der Insel, ebenfalls in größerer Wassertiefe, im Gange sein.

Auf El Hierro, der kleinsten der bei Urlaubern so beliebten Kanarischen Inseln, wohnen etwas mehr als 11 000 Menschen. 650 Personen mussten bisher in Sicherheit gebracht werden. Darunter die 600 Bewohner des Fischer- und Urlaubsortes La Restinga im Süden, in dessen Nähe sich der Unterwasserausbruch abspielt. Auch Strände dort sind gesperrt. Das Eiland ist mit einer Million Jahren die jüngste der Kanarischen Inseln, die alle vulkanischen Ursprungs sind.

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