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Diese frei lebenden Bisons wurden in den kanadischen Nationalpark in Banff umgesiedelt.

© REUTERS

Kanada: Der Bison kehrt zurück

Einst gab es in Kanada fast zwei Millionen Bisons, dann wurden sie fast ausgerottet. Nun siedelt die kanadische Umweltbehörde 16 frei laufende Tiere im ältesten Nationalpark des Landes an.

Einst prägte der Bison die nordamerikanische Prärie, dann wurde er fast ausgerottet. Nun versucht die kanadische Regierung, den Bison in den Nationalpark von Banff in den Rocky Mountains wieder einzuführen. „Dies ist ein historischer Moment und die perfekte Art, Kanadas 150. Geburtstag zu feiern“, sagte Umweltministerin Catherine McKenna mit Blick auf die Jubiläumsfeierlichkeiten in diesem Jahr. „Der Bison ist nicht nur eine Schlüsselgattung und eine Ikone der kanadischen Geschichte, er ist auch integraler Teil des Lebens der indigenen Völker.“

Am Montag wurden 16 Tiere auf einer Weide im „Panther-Tal“ des Nationalparks von Banff freigelassen. Die Tiere stammen aus dem Elk Island National Park 35 Kilometer östlich von Edmonton, der Hauptstadt der Provinz Alberta. In Elk Island, Kanadas größtem umzäunten Nationalpark, leben seit mehr als 100 Jahren Präriebisons. Darüber hinaus gibt es in fünf weiteren kanadischen Nationalparks Bisons. Anfang des Jahres wurden im Elk-Island-Park 16 gesunde Tiere, überwiegend zwei Jahre alte schwangere Weibchen, aus der mehrere hundert Tiere starken Herde ausgesucht und drei Wochen in Quarantäne gehalten und untersucht. Dadurch soll sichergestellt werden, dass sie tuberkulose- und brucellosefrei sind. Vor wenigen Tagen wurden sie in Containern nach Banff gebracht. Hubschrauber transportierten sie von dort aus in das „Panther-Tal“.

Sechzehn Monate lang werden sie nun auf einer großen Weide im Park gehalten, bevor sie im Sommer 2018 in einen etwa 1200 Quadratkilometer großen Bereich des Parks entlassen werden, wo sie frei herumziehen und sich in das Ökosystem integrieren können. Insgesamt wurden 6,4 Millionen Dollar dafür bereitgestellt.

Die Landschaft des ausgesuchten Siedlungsgebietes, das für die Tiere attraktive Weideland und natürliche Barrieren sollen sicherstellen, dass die Bisons in diesem Bereich bleiben. Nur an einer Stelle soll ein acht Kilometer langer „tierfreundlicher“ Zaun die Tiere „ermutigen“, in dieser Zone zu bleiben, wie die Nationalparkverwaltung „Parks Canada“ erklärt. Ziel ist es, dass sich dieser Bestand zu einer größeren, frei lebenden Herde entwickelt, die dann wiederum in Kanada und anderen Ländern zum Aufbau weiterer Herden beitragen kann. „Dies ist ein großer Tag für den Nationalpark von Banff und für Kanada und ein großer Tag für die Erhaltung von Wildtieren in der Geschichte Nordamerikas“, sagte der Umweltschützer und Autor Harvey Locke dem kanadischen Rundfunk CBC.

Der Bison prägte die Prärielandschaft

Für die Indianer bedeutete der Bison einst Leben. Gab es Büffel, mussten die Indianer der Prärie und der nördlichen Waldregionen keinen Hunger leiden. Als im 17. Jahrhundert europäische Entdecker und Siedler in den Westen des heutigen Kanada vordrangen, zogen schätzungsweise zwei Millionen Präriebisons über die Ebenen. Andere Schätzungen gehen davon aus, dass in ganz Nordamerika, von Mexiko bis Alaska, bei Ankunft der Europäer bis zu 50 Millionen Bisons gelebt haben können. Ende des 19. Jahrhunderts führte das „große Abschlachten“ binnen wenigen Jahrzehnten fast zur völligen Ausrottung des Bisons. Er wurde nicht nur abgeschossen, um Fleisch und Felle zu bekommen. Manchem Jäger ging es auch nur um das Jagdvergnügen.

Da die Prärieindianer vom Bison lebten, entzog die Vernichtung dieses Tieres ihnen auch die Lebensgrundlage und zwang sie, in Reservationen sesshaft zu werden. Die exzessive Jagd reduzierte die Bisons auf wenige kleine Herden. Dem etwas kräftigeren Waldbison erging es nicht besser. Da es von dieser Gattung wesentlich weniger Tiere gab – Schätzungen sprechen von etwa 170 000 Tieren Mitte des 17. Jahrhunderts –, war er schneller vom Untergang bedroht. Ende des 19. Jahrhunderts war er in Nordwest-Kanada und Alaska fast völlig ausgelöscht.

Der Bison prägte die Prärielandschaft und spielte über Jahrtausende eine Rolle als „ökologischer Ingenieur“, wie Keith Aune, Bisonexperte der US-amerikanischen Wildlife Conservation Society (WCS), sagt. Die von Bisons bevölkerte Prärie bot Lebensraum für Vögel, Insekten und kleine Säugetiere, er diente Menschen, Grizzlys und Wölfen als Nahrung, er beeinflusste Wasserhaushalt und Bodenqualität. Aber der Bison verlor den Wettbewerb um Weideland mit dem von Siedlern eingeführten Nutzvieh.

Erst jetzt erlebt er seine Rückkehr. Nach WCS-Angaben gibt es bereits wieder 10 000 frei lebende Bisons, vor allem in Parks wie Yellowstone. Nun soll auch Kanadas ältester und berühmtester Nationalpark wieder zu ihrer Heimat werden.

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