zum Hauptinhalt
Mehr als 8000 Feuerwehrleute kämpfen gegen die Flammen, unter anderem mit Löschflugzeugen.

© Jae C. Hong/AP/dpa

Kalifornien: Der "Teufelshauch" facht die Waldbrände an

Drei Großbrände wüten in Kalifornien. Doch starke Winde erschweren die Löscharbeiten. Mehr als 30 Menschen sind bereits ums Leben gekommen.

Die Südkalifornier wissen um die tödliche Gefahr. Nicht umsonst nennen sie die aus dem Nordosten kommenden Santa-Ana-Winde "Teufelshauch". Immer wieder fachen diese teuflischen Winde die Waldbrände an. Kaum scheint ein Feuer unter Kontrolle, geht es an anderer Stelle von Neuem los. Die Einwohner von Malibu, Paradies für Prominente, leben mit dieser ständigen Bedrohung. Sie wissen, was droht, wenn im Spätherbst die Luft vom Hochplateau der US-Bundesstaaten Nevada, Utah und Idaho nach Südwesten herunterströmt und sich durch den Höhenabfall kräftig erhitzt, wenn sie die Mojavewüste durchquert und als trocken-heißer Wind die Pazifikküste Kaliforniens erreicht.

Nun kamen beim Waldbrand "Woolsey Fire" mindestens zwei Menschen ums Leben. Ihre Leichen wurden im Gebiet zwischen Los Angeles und Malibu in einem Fahrzeug auf einer privaten Auffahrt gefunden. Und die Gefahr ist noch nicht vorbei. Während einige Bewohner von Malibu am Sonntagabend in ihre Häuser zurückkehren durften, wurde die Evakuierung des gesamten Nachbarortes Calabasas angeordnet. Für die Bezirke Los Angeles und Ventura rief der Nationale Wetterdienst Warnstufe Rot wegen extremer Brandgefahr aus.

Insgesamt drei große Brände wüten in Kalifornien. Mehr als 250.000 Menschen mussten bereits ihre Häuser räumen, wie die Einsatzleitung im Bezirk Los Angeles mitteilte. Der heftigste Brand tobt im Norden des dürregeplagten Westküstenstaats. Bei dem "Camp Fire" genannten Waldbrand in der Region um die Kleinstadt Paradise nördlich von Sacramento kamen nach jüngsten Behördenangaben 29 Menschen ums Leben.

Damit sind bei diesem Feuer mindestens so viele Menschen gestorben wie beim bisher tödlichsten Waldbrand in der Geschichte Kaliforniens, dem "Griffith Park"-Feuer im Jahr 1933. Die Zahl der Toten könnte noch steigen. Nach Behördenangaben werden 228 Menschen vermisst. Da die Kommunikation stellenweise zusammengebrochen und die Lage chaotisch ist, kann es noch Tage dauern, bis die Angehörigen Gewissheit haben.

Das "Camp Fire" hat bis heute ein 45.000 Hektar großes Gebiet verwüstet. In Paradise brannten mehr als 6400 Häuser aus, die Stadt ist damit praktisch komplett zerstört. Der Waldbrandbekämpfungsbehörde Cal Fire zufolge war das Feuer am Sonntag nur zu 25 Prozent eingedämmt. Die Behörden rechnen damit, dass sie noch gut drei Wochen brauchen werden, um alle Brände zu löschen. Immerhin konnte der dritte Großbrand, das "Hill Fire" im Süden Kaliforniens, dank eines massiven Löscheinsatzes zu 70 Prozent eingedämmt werden.

Der politische Streit um die Schuldfrage hat bereits begonnen

Noch während die mehr als 8000 Einsatzkräfte gegen die drei Feuer kämpfen, hat der Streit um die Schuldfrage begonnen. US-Präsident Donald Trump wettert gerne gegen das liberale Kalifornien. Auch angesichts der aktuellen Katastrophe wirft er den dortigen Behörden Missmanagement vor und droht mit dem Entzug von Bundesmitteln. "Es gibt keinen Grund für diese massiven, tödlichen und teuren Feuer in Kalifornien außer dem schlechten Forstmanagement", schrieb er auf Twitter. Der Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown, wies die Kritik zurück. Wie zahlreiche Forscher sieht er die Ursache der anhaltenden Dürre, der immer größeren Waldbrände und anderer Wetterextreme im Klimawandel und den damit einhergehenden steigenden Temperaturen. "Dies ist nicht die neue Normalität, es ist die neue Abnormalität", sagte Brown.

Brown hat in Washington rasche Bundeshilfe für die Opfer der Feuerkatastrophe angefordert. Kaliforniens Feuerwehrverband zeigte sich erbost über Trump. Die Aussage des Präsidenten sei "fehlinformiert, schlecht getimt und demütigend sowohl für die, die leiden, als auch die Männer und Frauen an der Einsatzfront", heißt es in einer Erklärung. Die Brände entstünden und verbreiteten sich nicht nur in Forstgebieten. Zudem seien fast 60 Prozent der kalifornischen Wälder unter Bundeskontrolle und rund ein Drittel in privater Hand. Nicht Kalifornien, sondern die Bundesregierung selbst habe entschieden, der Forstverwaltung die Ressourcen aus der Hand zu nehmen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false