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Holländische Sehnsüchte werden in Berlin im De Molen befriedigt.

© imago/Udo Gottschalk

Holländische Pommes in Berlin: Frittiertes mit Chocomel

Bami, Kroketten, Frikandel - an einem Parkplatz in Friedrichshain bekommt man alles, was man aus niederländischen Pommesbuden kennt.

Proust hatte seine Madeleines – ich habe meine Krokettjes. Ich muss nur in die krachende Kruste beißen, die weiße sämige Hähnchensauce im Inneren schmecken, schon bin ich wieder in Zandvoort an Zee. An der holländischen Küstenstadt haben wir alle Sommerferien verbracht und jeden Abend im Kochtopf Pommes von der Bude geholt. An besonderen Tagen gab’s Kroketten dazu.

Für eine Portion Kindheit, nur ohne Sommer und Meer, fahre ich heutzutage nach Friedrichshain auf den Parkplatz. Dort, zwischen Lidl und Getränke Hoffmann, hat sich Berlins einziger holländischer Imbiss, De Molen niedergelassen. Mehr Holland geht nicht: Eine große Mühle zur Dekoration, die fettigen Finger wischt man sich an orangenen Servietten ab, zum Nachtisch gibt’s Pfefferminzbonbons, King Pepermunt.

Mit Joppiesaus

Die Pommes (2 Euro), doppelt gebacken, mit gut gewürzter Premium-Krokette, bei der man tatsächlich ein paar echte Fleischstücke zu sehen und beißen bekommt – das ist eindeutig der Hit. Die Frietsaus dazu besteht den Kindheitserinnerungstest, ist säuerlicher als hiesige Mayonnaise, auch nicht ganz so schwer, Knoblauch- und Joppiesaus, mit Curry, sind ebenfalls zu empfehlen. Die Frikandel dagegen, eine Wurst, keine Boulette, schmeckt lascher als in der Erinnerung. Und ob man Bami-Nudeln wirklich frittieren muss? Erwachsen, wie ich inzwischen bin, würde ich sagen: nein.

Man kann sich mit seiner Pommes-Schale auch an einem der Holztische niederlassen, der Raum ist geräumig, und mit einem Holzgäbelchen die Fritten aufspießen. Die einen trinken dazu Heineken vom Faß, die anderen lieber dickflüssige Chocomel. Zumindest kann man das, wenn gerade eine frische Lieferung gekommen ist, zusammen mit Vla, Pudding im Liter-Pack. Gab’s bei uns früher zum Frühstück.

Bloß kein Salatblatt!

Ob wir noch einen Salat zu unserem Frittiertem haben mögen, fragt der Berliner Wirt, Uwe Hübner, der in Amersfoort aufgewachsen ist, 63 Kilometer von Zandvoort entfernt. Um Himmels willen! Holländische Kost von der Bude ist durch und durch ungesund, das ist ja der Spaß daran, da legen wir doch kein Feigen-Salatblättchen drüber. Den Holländern scheint das auch nicht zu schaden, die sehen alle groß, schlank und sportlich aus. In diesem Sinne: Eet smakelijk!

Adresse  Boxhagener Str. 76-78, 10245 Berlin-Friedrichshain, Tel. 81616 710

Im Netz  demolen.de

Geöffnet  Mo 16-20, Di-Sa 14-20, So 16-20 Uhr

Interessanter Nachbar  Haferkater, Porridge-Café, Boxhagener Str. 76

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