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Noch Urlaubsgefühle im Büro? Kein Problem. Quälen Sie Ihre Kollegen mit den besten Geschichten – bis Sie sie selbst nicht mehr hören wollen.

© Getty Images/iStockphoto

Ende der Sommerferien: Wie rettet man Urlaubsgefühle in den Alltag?

Sechs Wochen Sommerferien - schon vorbei! Jetzt fängt der Alltag wieder an. Wir haben elf Ideen, wie der Einstieg sanft gelingt und sie das Urlaubsgefühl möglichst lange erhalten.

1. MITBRINGSEL SOFORT VERTILGEN

Egal, wie aufregend eine Reise war, das Ende, hat der Feuilletonist Heinz Ohff einmal gesagt, ist immer banal. Also schleunigst für einen inspirierenden Neuanfang sorgen. Koffer auspacken, weg mit der dreckigen Wäsche, her mit dem Olivenöl, dem Manchego, der Kaninchenterrine und den Lemon-Curd-Keksen. Freunde einladen, Tisch decken – und alle kulinarischen Mitbringsel drauf. Das ist nämlich die größte aller Dummheiten des Post-Urlaubers: die Köstlichkeiten zu horten, für einen ganz besonderen Augenblick. Der nie kommt oder unbemerkt verstreicht, und irgendwann sind die Nüsse ranzig und der Käse schimmelig.

Nicht mal eine Woche dürfen Sie warten, denn schon dann sind Sie mit Sicherheit enttäuscht: Hier schmeckt’s ja gar nicht so wie am blauen griechischen Meer! Nein, Sie müssen das Meersalz noch auf der Zunge, den Sand zwischen den Zehen und das delizioso! magnifico! im Ohr haben. Und wenn dann alle Mitbringsel verfuttert sind, gehen Sie in das Lokal Ihres Vertrauens und werden missionarisch. Schwärmen Sie dem Wirt von Ihrer großartigen französischen Entdeckung vor, dem Café Gourmand, so ein hübsches kleines Nachtischallerlei für wenig Geld, ein bisschen Mousse au chocolat, ein wenig Crème brûlée, ein Mini-Eclair und einen Espresso dazu, oh là là, das könnte er doch auch, genau wie in Frankreich. (kip)

2. DEM JETLAG TROTZEN

Sechs Stunden Zeitverschiebung, das kann zurück im Büro hart werden. Am schnellsten kommen Sie wieder in den Rhythmus, wenn Sie den Nachtflug auf den Abend zuvor legen. Die Interkontinentalflüge aus Fernost oder den USA landen fast alle morgens in Deutschland.

Versuchen Sie während des Fluges zu schlafen, vielleicht mit einer halben Schlaftablette, und wachen Sie nach sechs Stunden auf. Duschen Sie zu Hause, nehmen Sie sich frische Kleidung aus dem Schrank und ab ins Büro. Bloß nicht hinlegen! Am Tag arbeiten, solange es geht. Abends eine Runde im Park joggen, danach ein leichtes Essen gegen 19 Uhr, mit Netflix wach- und wenigstens bis 21 Uhr durchhalten. Je spannender die Serie, desto leichter fällt das. Tipp: „The Sinner“ oder „Safe“ liefern ausreichend Adrenalin.

Sollten danach die Augenlider schmerzen, dem Impuls nachgeben. In Sekundenschnelle in einen traumlosen tiefen Schlaf fallen. Nebenwirkung am ersten Tag: halbe Konzentrationsfähigkeit, leichte Aufgekratztheit – dafür aber auch verrückte Ideen. Machen Sie was draus! (ule)

3.KOLLEGEN QUÄLEN

Tag eins im Betrieb, besuchen Sie die Kollegen, die hier übersommert haben in ihren Büros. Stellen Sie sicher, dass Sie keinen auslassen. Erzählen Sie von erklommenen Gipfeln, durchschwommenen Seen und dieser total authentischen Trattoria, die Sie im Hinterland entdeckt haben. Da steht die Nonna selbst am Herd, man isst, was auf den Tisch kommt, und alles unter zehn Euro!

Sprechen Sie auch dann noch weiter, wenn Ihre Kollegen sich schon wieder demonstrativ dem Computer zuwenden. Denn das ist der Trick: Erst, wenn Sie Ihre eigene Urlaubsgeschichte nicht mehr hören können, sind Sie bereit für Memos, Abrechnungen und Telefonkonferenzen. (jup)

4.TECHNISCH AUFRÜSTEN

Natürlich haben Sie verlernt, sich stundenlang zu konzentrieren. Spätestens mittags verlangt der Rachen nach einem kühlen Aperol Spritz. Und eigentlich wäre jetzt Zeit für das Wettkraulen bis zur Boje. Da hilft nur eine dieser Konzentrationsapps. Laden Sie eine Anwendung mit der Pomodoro-Technik herunter, die teilt den Tag in appetitliche 25-Minuten-Einheiten. Beispielsweise „Flat Pomodoro“ oder „Tomato“. Und für alle Autoren und Studenten vor der Hausarbeit: Bevor die Hand ständig durch die Strandbilder auf dem Tablet wischen oder die neue Urlaubsbekanntschaft ansimsen will, schnell „Write or Die“ installieren.

Das Programm schaltet alle Chats aus und bestraft minutenlanges Nichtschreiben. Zunächst wird der Abgelenkte nur ermahnt, im zweiten Schritt läuft laute Musik. Im Kamikaze-Modus allerdings beginnt die App den bereits geschriebenen Text zu löschen. Zum Glück ist die Stufe „Elektro-Schock“ nur eine Attrappe. (jup)

5.BERLIN LIEBEN

Denken Sie an die schlechten Seiten des Urlaubs. Wie bequem das eigene Bett doch ist, im Vergleich zur Isomatte. Wie dick die Wände im Vergleich zum Zelt. In der Toskana gab es noch mehr Wespen, diese kroatischen Mücken! Und mit der Feuerquallenplage hat die Ostsee doch eigentlich gar keinen Spaß mehr gemacht.

Außerdem: den ganzen Tag die Kinder betreuen, das schlaucht. Das Leben ist eben kein Spaßbad. Und auch kein Kletterpark. Dagegen sind Broteschmieren und Elternabend harmlos. Freuen Sie sich, dass die Bäckerin versteht, was Sie mit Schrippe meinen. Dass Sie auf Ihrem Weg ins Büro keine Serpentinen überwinden müssen. Und einem in der Kantine kein schmieriger Wirt die Tiefkühl-Garnelen für fangfrisch verkauft. (jup)

6.ZU FUSS GEHEN

Überfüllte Bahnen, die nach Turnhalle riechen. Pöbelnde Busfahrer, die Kindern das Pfeifen verbieten. Autofahrer, die ausprobieren, wie nah man an Radfahrern vorbeifahren kann. Radfahrer, die auf Tour de France machen.

Verspielen Sie Ihre Entspannung nicht leichtfertig! Gönnen Sie sich eine Alternative – gehen Sie zu Fuß. Keiner stinkt, niemand rempelt, auf dem Bürgersteig sind Sie weitgehend sicher. Erkunden Sie die Stadt auf neuen Pfaden. Und hören Sie dabei den Soundtrack Ihrer Reise. (akh)

7.AB UND ZU AUSBRECHEN

Sich Zeit für schöne Dinge zu nehmen, ist eine Kunst, die man im Urlaub lernt und anschließend rasch wieder vergisst. Dabei ist es so einfach. Blockieren Sie jeden Tag ein kleines Zeitfenster für eine typische Ferienaktivität.

Nach diesem langen Sommer haben sich die Daheimgebliebenen satt gebadet. An den Seen ist es längst nicht so voll wie an vereinzelt schönen Tagen in Regenjahren. Und die Wasserqualität ist immer noch gut. Warum nicht frühmorgens oder abends rausfahren und den erhitzten Körper in einen von Bäumen umsäumten See tauchen?

Die Lust auf touristische Erkundungen muss nicht in der Büroluft ersticken. Setzen Sie am Untersee in Kyritz an der Knatter mit einer Fähre zur „Insl“ über und essen Sie Aal in Aspik. Oder entspannen Sie sich in Bad Saarow und besuchen die Therme, kaufen sich Karten für die Brandenburgischen Sommerkonzerte und hören Sie Klassik in Lübbenau. Schlagen Sie sich den Bauch voll mit selbstgebackenem Brot im Forsthaus Strelitz. Auf dem Rückweg einen Umweg fahren und die nette kleine Eisdiele ausprobieren, die schon so lange auf der Liste stand. Die Strandfigur braucht bald sowieso niemand mehr. (Bi)

8.NACHRICHTEN DOSIEREN

Der Abspann vom „Tatort“ ist kaum vorüber, da prügelt Jens Spahn schon Ralf Stegner nieder. Zeitungen schildern den Kotti nicht als Tor, sondern als Pforte zur Hölle, und glaubt man den Boulevard-Titeln, marschieren entweder die Russen oder die Aliens demnächst in Brandenburg ein.

Die Welt ist zwischen gestern und heute nicht schlimmer geworden, nur lagen Sie womöglich zwei Wochen am Kieselstrand von Montenegro. Das hieß auch: kalter Entzug von schlechten Nachrichten und Sondersendungen. Keine maroden Brücken und marodierenden Clans, nur Lichtschutzfaktor 30 und ein Tisch für zwei mit Blick aufs Meer.

Gewöhnen Sie sich langsam ein, lesen Sie Leichtes, Hände weg von der Fernbedienung, schalten Sie Eilmeldungen auf dem Telefon aus und dosieren Sie Ihren Newskonsum niedrig. Der Wahnsinn da draußen ist auch morgen noch da. (voo)

9.TRATSCH NACHHOLEN

Doch, man hat es schon vermisst. Kochen mit dem besten Freund. Weinschorle in der Stammbar mit der Clique. Gemeinsamer Sonntagsbrunch. Wochenlang hieß es auf Reisen nur: Woher kommst du? Was machst du beruflich? Wie lange bist du unterwegs?

Jetzt betritt man endlich wieder bekanntes Terrain. Ach, Leila ist verlobt? Anne hat jetzt was mit diesem Typen, der eigentlich mit Maris zusammen war, weißt du, wen ich meine? Die Jungs haben schon Karten fürs Festival organisiert. Kommst du mit? Klar. Willkommen zu Hause. (akh)

10. VON KINDERN LERNEN

Wem verdanken wir die Entspannung in den Ferien eigentlich wirklich? Die Forderungen der Kinder sind fürs Relaxen oder Detoxen oder Downshiften jedenfalls nicht die schlechtesten: „Kommst du mit schwiiiiimmmmennn?“, „Handy weg!“ , „Mir ist so langweilig“.

Unbedingt nachgeben! Und beim spontanen Snack angeregte Dispute über die Natur, die Nachbarn und den Rest des Lebens führen. Vielleicht kann man aus dieser Erkenntnis ein neues Ritual basteln, als Krücke durch den Nachferienalltag: Eins am Tag bestimmen die Kinder, und wir machen mit! (cwe)

11.PLÄNE SCHMIEDEN

Das größtmögliche „gefühlte Glück“ entsteht durchs Buchen. Niederländische Forscher haben herausgefunden, dass Menschen kurz vor ihrer Reise wesentlich glücklicher sind als danach.

Also „Lonely Planet“ raus, neues Ziel aussuchen, Istrien oder Katalonien vielleicht, sich den Strandspaziergang an der Adria oder die Wanderung in den Pyrenäen ausmalen und Geheimtipps auf urlaubspiraten.de durchlesen, die meistens gar nicht so geheim sind. Was soll’s. Der Gedanke zählt. (akh)

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