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Fake News Network.

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Einmal hingeschaut: Ein Angriff der türkischen Armee als Co-Produktion mit den Amerikanern

Die Propaganda türkischer Medien ist teilweise so absurd, dass sich Ahmet Refii Dener die Haare raufen könnte. Leider hat er keine. Eine Kolumne.

Fake News ist ein populärer Begriff, besonders im Zusammenhang mit den Türkei-Nachrichten. Die Propagandamedien des Herrn Erdogan arbeiten gezielt damit. Während sich Russland, Syrien und die USA richtig Mühe geben, damit der Fake für wahr gehalten wird, geht die türkische Regierung sorglos vor. Denn auf die Anhänger ist Verlass, sie beklatschen alles, war ihr Meister sagt.

Ein schönes Beispiel lieferten die Erdogan-Medien in den letzten Wochen. Nach dem Einmarsch in Syrien mussten Heldentaten her. „Türkische Kampfflieger bombardieren unentwegt Stellungen in Syrien.“ Die Szenerie passte zur Überschrift. Die Kampfflieger griffen an und schossen die Ziele eines nach dem anderen ab. Nicht ein Schuss ging daneben. Danach landeten die Maschinen. Nun gut, anfänglich, als sie noch in der Luft waren, wollte ich die US-Flaggen an den Leitwerken der Flugzeuge übersehen, nur als die Maschinen landeten und die US-Piloten ausstiegen, konnte man das nicht mehr. Besonders als sie die Helme abnahmen. Da tauchte das Logo und die Marke des Herstellers auf. Der Angriff der türkischen Armee muss eine Co-Produktion mit den Amerikanern gewesen sein.

Ein amerikanischer Werbefilm in den Abendnachrichten

Erstaunlicherweise wurde das Video nicht nur im Internet, sondern auch in den Abendnachrichten ausgestrahlt. Das sind so die Momente, wo ich alles hinschmeißen und mir die Haare raufen möchte – wenn ich denn welche hätte. Kann das denn wahr sein? Dass erwachsene Menschen einen Werbefilm für ein amerikanisches Kampfflugzeug als den Angriff der eigenen Luftwaffe in Syrien schlucken?

Dem ist so. Voller Stolz zieht man sich solche Videos rein. Ich sage: „Siehst du nicht, dass es amerikanische Maschinen sind?“ Antwort: „Vielleicht haben sie sich aus taktischen Gründen als Amerikaner getarnt und wollen sich nicht zu erkennen geben.“ Stimmt, was sonst. Es gibt diese Momente, in denen ich schwach werde und mich für schlauer halte als andere.

So kann man den Erdogan-Anhängern alles verkaufen, was unwahr ist. Es gibt Szenen, in denen Erdogan die Menge mit Fragen bombardiert, damit deren „Jaaaa!“ gut rüberkommt und von den Kameras eingefangen werden kann. Nur bringt er manchmal die Fragestellung durcheinander. Hat das Publikum bei den ersten drei bis vier Fragen mit „Ja!“ geantwortet, kommt es aus diesem Rhythmus nicht mehr heraus. Sie hören nicht hin und sagen nur noch „Ja!“ – auch wenn die Antwort „Nein“ lauten müsste. Frei nach Udo Lindenberg: „Dieser Rhythmus, dass jeder mit muss.“

Ahmet Refii Dener arbeitet seit 1987 als Türkei-Berater. 2017 ist ARDner, wie sich der Blogger (go2tr.de) nennt, nach Berlin gezogen.

Ahmet Refii Dener

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