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"Alles andere als harmlos": Die Drogenbeauftragte Marlene Mortler warnt vor den Gefahren des Kiffens.

© dpa

Drogenbeauftragte Marlene Mortler: „Schluss mit der Verharmlosung von Cannabis“

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung beunruhigt der steigende Cannabis-Konsum. Sie will nun stärker vor den Gefahren warnen - und erhofft sich vom Bund dafür einen Millionenbetrag.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, drängt darauf, dem steigenden Cannabis-Konsum mit deutlich mehr Prävention zu begegnen. „Mir ist wichtig, das wir der interessengetriebenen Verharmlosung von Cannabis in der nächsten Wahlperiode endlich die Fakten entgegensetzen“, sagte die CSU-Politikerin am Freitag bei der Präsentation des aktuellen Drogen- und Suchtberichts. Dafür werde man in den kommenden Jahren „einen Millionenbetrag in die Hand nehmen müssen“.

Es müsse „endlich Schluss sein mit der Lifestyle-getriebenen Legalisierungsdebatte“, mit der die Gefahren des Kiffens „permanent heruntergespielt“ würden, forderte die Regierungsbeauftragte. Von keiner anderen illegalen Droge seien hierzulande so viele Menschen abhängig, keine andere fülle derart Suchtkliniken und Therapie-Einrichtungen. Cannabis sei alles andere als ein harmloses Genussmittel, betonte Mortler. Der Konsum führe nicht selten zu kognitiven Einbußen, Psychosen, Angststörungen, Schädigungen von Herz und Atmung. Vor allem bei Jugendlichen seien erhebliche Auswirkungen auf die Hirnfunktion nachgewiesen. Und der Wirkstoffgehalt sei inzwischen fünfmal höher als noch vor 30 Jahren.

Sorge um Kinder mit suchtkranken Eltern

Anders als bei Tabak und Alkohol sei die Bereitschaft von Jugendlichen, Cannabis zu probieren, in den vergangenen Jahren aber beständig gestiegen. Experten zufolge beläuft sich die Zahl der Konsumenten mittlerweile auf insgesamt 3,1 Millionen. Laut Suchtbericht waren es 2015 rund 7,3 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen und 15 Prozent der 18- bis 25-Jährigen. Die Behörden stellten im vergangenen Jahr 7,8 Tonnen der Droge sicher. Der ökonomische Schaden durch Cannabis-Konsum wird pro Jahr auf 975 Millionen Euro geschätzt.

Als zweites großes Projekt für die kommende Legislatur nannte Mortler mehr Hilfen für Kinder aus suchtkranken Familien. Es gehe dabei um nicht weniger als drei Millionen Betroffene, für die man flächendeckend endlich funktionierende Netzwerke und klare Ansprechpartner benötige. Ohne Unterstützung, warnte die Beauftragte, entwickle ein Drittel von ihnen selber eine Suchterkrankung und ein weiteres Drittel eine andere psychische Störung.

Gegen Alkoholwerbung im gebührenfinanzierten Fernsehen

Beim Alkohol vermeldete Mortler eine „Trendwende“. So konsumierten inzwischen nur noch halb so viele Jugendliche wie vor 15 Jahren Alkohol, und auch der allgemeine Pro-Kopf-Verbrauch sei am Sinken. Allerdings gehe ihr „diese Entwicklung nicht schnell genug“, sagte die Drogenbeauftragte. Sie kündigte einen „Alkoholatlas“ an, der politische Einflussmöglichkeiten aufzeigen soll und wandte sich auch gegen Alkoholwerbung. Besonders gebührenfinanzierte TV-Sender sollten darauf verzichten, forderte sie.

Dem Bericht zufolge zählt Deutschland mit einem geschätzten Alkoholkonsum von zwölf Litern pro Kopf nach wie vor zu den Hochkonsumländern. Alkohol und Tabak richteten immer noch größeren Schaden an als illegale Drogen, sagte Mortler. Dies zeigten allein die 121.000 Tabak-Toten und 74.000 Alkohol-Toten im Jahr.

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