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Er tut es wieder. 30 Jahre ist es her, dass Bob Geldof mit Live Aid für hungernde Menschen in Äthiopien Geld sammelte. Nun will der Rock-Opa mit reichlich prominenter Unterstützung gegen Ebola ansingen.

© picture alliance

„Do they know it’s Christmas?“: Bob Geldof: der Wiederholungshelfer

Bob Geldof legt „Do they know it’s Christmas?“ neu auf, um Geld für Ebola-Staaten zu sammeln. In Afrika kommt das paternalistische Auftreten der Helfer häufig gar nicht gut an.

Er scheint zwei große Lebensthemen zu haben: die Musik, das ist klar. Und natürlich Afrika, dem nach seinem Empfinden so sträflich vernachlässigten Kontinent mit Hunger, Armut, Krieg und nun auch noch einem tödlichen Virus. Bob Geldof, 63, der vor fast 40 Jahren die Boomtown Rats gründete und mit dem Song „I don´t like Mondays“ weltberühmt wurde, will sich mit dem Elend im Süden der Welt partout nicht abfinden. „Do they know it´s Christmas?“ Ist ihnen klar, dass Weihnachten ist? Mit diesem Song lehnte er sich 1984 gegen eine Hungersnot in Äthiopien auf – und lancierte 1985 das weltweite Hilfskonzert Live Aid, um sich für eine gerechtere Verteilung des Wohlstands auf der Welt stark zu machen.

Jetzt wird nachgelegt – zum vierten Mal in 30 Jahren. Pünktlich zum Weihnachtsfest wird es eine neue Version des Songs geben. Diesmal sollen die Verkaufserlöse allerdings nicht dem Kampf gegen den Hunger sondern gegen das oft tödliche Ebola-Virus in Westafrika zugute kommen. Natürlich ist, wie schon bei der Originalfassung 1984, auch diesmal Bono von U2 mit von der Partie, Geldofs Kompagnon in der Hilfsbranche. Noch nicht zugesagt hat hingegen der mit dem somalischen Fotomodell Iman verheiratete David Bowie, den Geldof gebeten hat, wie 1984 die Grußworte zum Videoclip zu sprechen. Schon nächsten Montag soll der Song weltweit zum Download bereitstehen – mit einem leicht veränderten Text, der, wie Geldof sagt, „irgendwie zur Ebola-Epidemie passen“ soll.

Es gibt kaum noch einen Star, der nichts für Afrika tut

Allerdings hat Geldof für sein Afrika-Engagement zuletzt auch kräftig Kritik einstecken müssen. Viele seiner Spenden, so wird nun moniert, stützen korrupte, verbrecherische Regime wie etwa das des äthiopischen Diktators Mengistu Haile Mariam, die Hungersnöte und Bürgerkriege zum Teil bewusst herbeiführten, um dadurch an internationale Hilfsgelder zu gelangen. Genau aus diesem Grund hatten auch viele Menschen in Westafrika zunächst nicht wirklich an die Existenz des Ebola-Virus geglaubt. Für viele Bewohner der betroffenen Länder handelte es sich anfangs nur um eine billige Finte ihrer Machthaber, mit deren Hilfe diese an die zuletzt nicht mehr so üppig sprudelnden Hilfsgelder zu kommen hofften.

In der Tat gibt es heute kaum einen Star, der sich nicht irgendwann einmal für arme Kinder in Afrika engagiert oder zumindest Vorschläge gemacht hat, wie man den Staaten südlich der Sahara helfen könnte. Selbst die C-Prominenz bedient sich immer wieder des vermeintlichen Hungerkontinents, um die eigene Popularität zu steigern oder während einer Karriereflaute mit bunten Bildern in Erinnerung zu bleiben. Dabei müssen die Vorschläge keineswegs von Sachkenntnis belastet sein. Ohnehin ertrinkt Afrika in Entwicklungsgeld, was seine nationalen Regierungen von der Aufgabe entbindet, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie ihr marodes Steuer- oder Verwaltungssystem verbessern könnten.

Merkwürdigerweise scheint es weder Geldof noch Bono zu interessieren, wie ihr Engagement in Afrika ankommt. Der nigerianische Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka findet beide jedenfalls wenig sympathisch. „Sie scheinen zu glauben, dass wir uns nicht selbst helfen können und deshalb Leute wie sie brauchen, was irgendwie auch eine Form des Rassismus ist“, kritisiert Soyinka. Auch andere wehren sich gegen das oft paternalistische Auftreten der Helfer. „Wir fanden die Haltung vermeintlicher Benefiz-Projekte gegenüber Afrikanern oft unglaublich gönnerhaft und bevormundend“, erklärt etwa Anja Bakken Riis zu der von ihr im Gegenzug initiierten Hilfsaktion „Radi-Aid“ („Heiz ein!“). Um die vielen Hilfsstereotypen zu entlarven, lässt sie in einem Video Afrikaner auftreten und nach dem Vorbild Geldofs für Hilfe singen – allerdings für den reichen Norden der Welt. Mit dem eingenommenen Geld will „Radi-Aid“ nicht Afrika helfen, sondern den armen, frierenden Norwegern Heizkörper für deren kalten Winter kaufen. Ein Juxvideo, das gängige Klischees auf den Kopf stellt – und dies so gekonnt macht, dass es vor zwei Jahren binnen weniger Tage Millionen Clicks generierte.

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