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Evangelist Billy Graham bei einer Rede im Juni 2005.

© Mike Segar/Reuters

"Maschinengewehr Gottes": US-Prediger Billy Graham ist tot

Mit seinen Veranstaltungen erreichte er Millionen, US-Präsidenten schätzten seinen Rat. Jetzt ist der Erweckungsprediger Billy Graham im Alter von 99 Jahren gestorben.

Jahrzehnte lang hat Billy Graham auf weltweiten „Kreuzzügen“ das Evangelium verkündet. Wie kaum ein anderer prägte er die protestantische Christenheit in den USA. So früh wie Graham nutzte kein Geistlicher das Fernsehen und das Radio, wo ihn Hunderte Millionen Menschen live predigen hörten. Nun starb er am Mittwoch im Alter von 99 Jahren im US-Staat North Carolina.

US-Präsident Donald Trump reagierte auf Twitter sehr rasch auf Grahams Tod. „Der GROSSARTIGE Billy Graham ist tot. Keiner war wie er! Christen und alle Religionen werden ihn vermissen. Ein ganz besonderer Mann", schrieb Trump.

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Der Bauernsohn Graham wurde am 7. November 1918 geboren - in den letzten Tagen des ersten Weltkrieges. Die USA waren noch keine Supermacht und der Protestantismus galt als „Staatsreligion“. Billy wuchs im konservativen Milieu des Südstaates North Carolina auf, bekehrte sich als Teenager, studierte Theologie und entdeckte gegen Ende der 1930er Jahre sein Talent zum Predigen.

Seine Gottesdienste hatte ein festes Muster

Die Welt sei voller Sünde, der Mensch fühle eine Leere, die nur Jesus Christus füllen könne, war Grahams Mantra. Seine Evangelisation endeten immer nach demselben Muster: „Kommt nach vorne“, rief er, „und bekehrt euch.“ Und immer wieder kamen sie, in Football-Stadien, Kirchen oder vor dem Bildschirm im Wohnzimmer. Der Prediger wurde auch das „Maschinengewehr Gottes“ genannt.

Zwar gab es viel Kritik an Grahams „einfacher“ Theologie, doch fand der Baptist stets Zuspruch bei den Menschen. Finanz- und Sexaffären gab es bei ihm nie, obschon Graham sich offenbar gerne im Umkreis der Mächtigen aufhielt. Die Präsidenten Jimmy Carter, George Bush und George W. Bush lernten nach eigenen Angaben viel von dem Prediger. Graham habe ihn zum Glauben geführt, bekannte George W. Bush. Mit dem 1994 verstorbenen Richard Nixon soll Graham gut befreundet gewesen sein.

Zuletzt lebte der Pastor mit dem schlohweißen Haar zurückgezogen auf seinem Altersruhesitz in den Bergen von North Carolina. Er müsse rund um die Uhr versorgt werden, berichtete der Informationsdienst Religion News Service zu Grahams 95. Geburtstag im Jahr 2013. Doch sein Verstand sei „kristallklar“, betonte sein Sohn Franklin.

Er redete über das Evangelium, nicht über Politik

Schon zu Grahams Lebzeiten befassten sich Historiker mit dem Prediger. Eine Konferenz am Wheaton College in Illinois ging vor einigen Jahren der Frage nach, wo denn Grahams Platz in der Geschichte sein werde. Sein Einfluss gründe sich auf seine beharrliche Verkündigung, schrieb der lutherische Theologe Martin Marty. Zu ihr sei er trotz „vieler Schritte und Fehltritte“ auf dem politischen Feld immer wieder zurück gekommen. Graham habe „die Menschen daran erinnert, dass sie sterben müssen“. Und er habe Hoffnung angeboten. Doch zugleich betonte Grant Wacker, Professor für christliche Geschichte und Graham-Biograph, dass junge Leute nicht viel über den Prediger wüssten. Sein Wirken verliere sich „im Nebel der Geschichte“.

Fehler hatte Graham selber offen eingeräumt. Ende der 70er Jahre bekannte er, „das Königreich Gottes mit der amerikanischen Lebensweise verwechselt“ zu haben. Mehrmals entschuldigte er sich für antisemitische Kommentare im Gespräch mit Nixon, für den jüdische Medienvertreter in die Kategorie Feind gehörten. Trotz seiner vielen Warnungen vor dem angeblichen Zerfall „traditioneller Werte“ ließ sich Graham nie von der konservativ-evangelikalen Politbewegung vereinnahmen. Wenn er über Politik rede, führe dies zu Streit, sagte Graham einmal der „New York Times“. Er wolle „vom Evangelium sprechen“.

Die meisten Menschen haben keine Bindung an die Religion

Doch die Gesellschaft hat sich verändert. Protestanten stellen heute weniger als die Hälfte der US-Bevölkerung. Die am schnellsten wachsende „Glaubensgruppe“ sind Menschen ohne Bindung zu einer Religionsgemeinschaft. In seinem 2013 erschienenen Buch „The Reason for My Hope: Salvation“ („Der Grund für meine Hoffnung: Erlösung“) klagte Graham, die Welt habe Gott „aus Bildung, Regierung, Ehen, Familie und sogar der Kirche verstoßen“. (epd)

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