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Schulessen: Zu wenig Gemüse, zu viel Fleisch, so lautet der Befund der Experten.

© dpa

Agrarminister fordert "Ernährungs-TÜV": Studie offenbart Mängel in Schulkantinen

Zu wenig Gemüse, zu viel Fleisch: Bei der Schulverpflegung in Deutschland gibt es noch erhebliche Defizite. Agrarminister Christian Schmidt will sich damit nicht abfinden.

Von Michael Schmidt

Bundesernährungsminister Christian Schmidt hat am Dienstag in Berlin eine neue Qualitätsoffensive für ein gesundes Schulessen ausgerufen, eindringlich für eine gemeinsame Strategie von Bund, Ländern, Kommunen und Schulen geworben - und einen "Ernährungs-TÜV" gefordert. „Vieles hat sich in den letzten Jahren verbessert. Aber unser Ziel muss es sein, dass Deutschland bei der Schulverpflegung im positiven Sinne ein Streber wird und bundesweit Bestnoten erzielt. Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder in der Schule etwas Vernünftiges zu essen bekommen“, sagte Schmidt anlässlich der Eröffnung des Bundeskongresses Schulverpflegung.

Gutes Schulessen muss nicht teuer sein

Beim Schulessen stehe es in Deutschland noch nicht überall zum Besten, wie eine Studie im Auftrag des Ministeriums zeigt. Rund die Hälfte der untersuchten Speisepläne enthält demnach zu wenig Gemüse. „Nach wie vor kommt Fleisch noch zu häufig in den Gerichten vor“, heißt es in der Studie. Dabei sei es grundsätzlich durchaus möglich, auch mit wenig Geld schmackhaftes und gutes Schulessen zuzubereiten, zeigte sich Schmidt in einem Gespräch mit dem Deutschlandradio Kultur überzeugt . Dies sei aber eine Frage der Organisation. "Mit viel solider Arbeit und mit einem guten Management lässt sich da sehr, sehr, sehr viel verbessern", sagte der Minister. Er regte an, stärker auf regionale und lokale Anbieter zu setzen und die Schulverpflegung nicht allein durch großere Caterer liefern zu lassen. Diese müssten jedoch wettbewerbsfähig sein. Dem Nachrichtensender n-tv sagte der Minister, die Schulen sollten Gremien von Schülern, Lehrern und Eltern bilden, die die Qualität des Essens kontrollierten.

Die Pausenzeiten, um das Mittagessen einzunehmen, sind laut Studie in dem meisten Schulen zu kurz. Nur in 39 Prozent der Schulen dauert die Mittagspause 46 Minuten und mehr, wie es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt. Auch die Vielfalt der Speisen sei noch nicht ausreichend. Nur in 16 Prozent der Grundschulen und 27 Prozent der weiterführenden Schulen gibt es laut Studie mehr als zwei Menüs.

Die Schüler selbst sind ganz zufrieden

Die befragten Schülerinnen und Schüler sehen ihre Schulverpflegung dagegen weniger kritisch. 53,5 Prozent der Grundschüler finden das Schulessen sehr gut (16,1 Prozent) und gut (37,4 Prozent), auf den weiterführenden Schulen sinkt dagegen die Zufriedenheit auf 8,7 Prozent (sehr gut) und gut (37,2 Prozent). Derzeit verbringen 32 Prozent der Schüler (ohne Gymnasium und berufliche Schulen) den ganzen Tag in der Schule. Im Osten ist der Anteil deutlich höher als im Westen. Der Anteil der Ganztagsschulen liegt in Sachsen bei 78 Prozent, in Baden-Württemberg dagegen nur bei 18 Prozent. Da die Tendenz bundesweit steigend sei, komme der Schulverpflegung eine immer größere Bedeutung zu, heißt es in der Studie.

Für die Untersuchung hatte die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften bundesweit mehr als 1.500 Schulleitungen, 212 Schulträger und mehr als 12.000 Schülerinnen und Schüler im Primar- und Sekundarbereich befragt.

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