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Madonna im Bustier des Designers Jean Paul Gaultier bei der "Blond Ambition World Tour" im Sommer 1990 in Dortmund.

© Franz-Peter Tschauner/dpa

60. Geburtstag: Madonna, die vollständig befreite Frau

Madonna wird am Donnerstag 60. Und schafft es seit 35 Jahren, weltweit stilbildend zu sein, ohne viel von sich preiszugeben.

Diese Jacke! Susan sieht aus, als könnte sie in dieser Jacke die Welt aus den Angeln heben: cool, stylisch und super-unabhängig. Madonna spielt die selbstbewusste Susan, der sich niemand in den Weg stellen wird, die furchtlos und unbeirrbar durchs Leben geht und von Roberta (Rosanna Arquette) zutiefst bewundert wird. Madonna gibt mit ihrer Rolle in dem 1985 abgedrehten Kinofilm „Desperately Seeking Susan“ einen Vorgeschmack auf das, was die Welt von ihr zu erwarten hat.

Damals – zwei Jahre nach ihrem Sommerhit „Holiday“ – war zu ahnen, dass Madonna zur Pop-Ikone werden würde, die mit ihrem Selbstbewusstsein, ihrem Stil und ihrer Musik tatsächlich die Welt verändert. Damals, als sie zu „Holiday“ mehr hopste als tanzte und letzte Reste vom netten Mädchen von nebenan aufblitzten.

Schülerin mit einem IQ von 140

Als Madonna Louise Ciccone wurde sie am 16. August 1958 in Bay City geboren, einer Kleinstadt in Michigan. Sowohl der frühe Tod ihrer Mutter – Madonna war fünf Jahre alt – , als auch die katholische Erziehung der klugen Schülerin, der ein IQ von 140 nachgesagt wird, wirkten prägend auf ihr künstlerisches Schaffen und ihr privates Leben.

Angeblich mit nur 30Dollar im Gepäck zog sie Ende der 70-er nach New York. In atemberaubender Geschwindigkeit eroberte sie die Metropole, knüpfte Kontakte zu DJ’s und Produzenten und veröffentlichte 1983 ihr erstes Album mit dem bescheidenen Titel „Madonna“. Seither bestimmt sie, wo es lang geht.

Als Sex-Maschine oder im Brautkleid

Ob kurze oder lange Haare, Locken oder Bob, ob schmachtende Lolita, verführerischer Vamp, coole Sex-Maschine oder durchtrainierte Geschäftsfrau, ob Plastik, Lack, Haute Couture, Hippie oder Brautkleid, ob „Who’s that girl“, „Like A Virgin“, „La Isla Bonita“, „Papa Don’t Preach“, „Vogue“ – was Madonna künstlerisch vorantreibt, wird zum Erfolg. Dass sie außerdem als erste Frau im Musikbusiness nahezu ihre komplette Karriere selbst plante und bis heute alleine entscheidet, welches Image sie in die Welt tragen will, macht sie zum Vorbild. In der Rock and Roll Hall of Fame wird über sie lakonisch vermeldet „Madonna ist eine Ikone“. Außerdem sei sie eine „vollständig befreite Frau, die das Leben nach ihren eigenen Regeln lebt“.

Vollständig befreit! Madonna engagiert sich für die Rechte Homosexueller und küsst Britney Spears bei den MTV- Awards 2003 so auf den Mund, dass sich die Lust des Moments auf den Betrachter überträgt. Ihr 1992 veröffentlichtes Buch „Sex“ zeigt sie nackt und in so eindeutig erotischen Posen, dass das Werk nur eingeschweißt verkauft werden darf und die 1,5 Millionen Auflage trotz des hohen Preises sofort ausverkauft ist. Sie gilt als erfolgreichster Solo-Künstler aller Zeiten, verkauft weltweit mehr als 300 Millionen Tonträger gehört mit Michael Jackson und Prince zu den drei wichtigsten Vertretern der Popmusik.

Streit ums Sorgerecht mit Guy Ritchie

Unglück, Verlassensein, Zweifel oder die Last des Alterns – nichts davon dringt groß an die Öffentlichkeit. Zwei Ehen sind gescheitert, die eine, mit Schauspieler Sean Penn schon früh, die zweite, mit dem britischen Regisseur Guy Ritchie nach acht Jahren und mit einigen Kilo Schmutzwäsche im Gepäck. Vor allem um das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn Rocco (der vor wenigen Tagen 18 Jahre alt wurde) streiten die Eltern mit harten Bandagen.

Am Rande dieser Auseinandersetzung wird auch publik, dass sich Madonna zur Nacht komplett mit Körperlotion eincremen und um deren Wirkung zu erhöhen einen hautengen Ganzkörperanzug anziehen soll. Die Story wurde oft kolportiert. Vielleicht, weil sie zeigt, dass auch Madonna für ihren Körper viel Aufwand betreiben muss. Erfolglos blieb ihr Engagement dagegen bei der Fitness-Kette „Hard-Candy“, die 2016 pleite ging.

Ansonsten legt sie bei ihren Auftritten immer noch los, als gäbe es kein Morgen. Auf ihrem letzten Berliner Konzert vor knapp drei Jahren fegte sie über die Bühne, als wären seit ihrem fulminanten ersten Konzert in Deutschland, anlässlich der „Who’s That Girl World Tour“ im August 1987 in Frankfurt am Main, lediglich ein paar Tage vergangen.

Ihre Kraft scheint unerschöpflich. Liegt es an der Lehre der Kabbala, an Miso- Suppe, ihrem Training, den Kindern? Zu zwei eigenen – Tochter Lourdes ist mittlerweile 21Jahre alt – gehören außerdem vier adoptierte Kinder aus Malawi. Einer von ihnen, der zwölfjährige David, ist der Grund, warum Madonna und ihre Familie derzeit in Lissabon leben: Es gibt dort eine Fußball–Akademie für das große Talent.

Auf Instagram zählt sie rückwärts

Sie ist eine Macherin, immer gewesen. Autonom und unbeirrbar. Wenn sie mit ihrem Video zu „Like A Prayer“ die katholische Kirche 1989 bis in die Grundfeste erschüttert, nimmt sie das locker in Kauf. Vielleicht entblößt sie angesichts des Skandals leicht lächelnd die Lücke zwischen ihren Schneidezähnen – eines ihrer Markenzeichen, das die Jahrzehnte überdauert hat.

Die sozialen Medien nutzt sie virtuos, auch dort gilt: Sie bestimmt über ihr Bild in der Öffentlichkeit. Und so zählt die Instagram-Queen, der mehr als elf Millionen Menschen folgen, in den vergangenen Tagen rückwärts: Mit teilweise skurrilen Fotos nähert sich die Königin des Pop ihrem 60.Geburtstag. Am Donnerstag zeigt sie ein Bild sehr lässig im Schneidersitz – das nächste Jahrzehnt kann kommen.

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