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Wohnzimmer-Atmosphäre. Das Bistro "Grundschlag" befindet sich in einem Nebenraum des Gourmetrestaurants "Frühsammers" in Schmargendorf.

© Thilo Rückeis

Von Tisch zu Tisch: Grundschlag

Das kleine Bistro neben dem „Frühsammers“ ist die perfekte Einstiegsdroge für das Sterne-Restaurant.

Golf und Tennis gelten als Grundsportarten anspruchsvoller Feinschmecker. Was natürlich Unfug ist, denn wer darin einigermaßen gut sein will, hat keine Zeit zum Herumsitzen und Warten auf lange Menüs. Außerdem gäbe es dann in der Nähe von Golf- oder Tennisplätzen brauchbare Restaurants; richtig ist aber, dass nahezu alle Versuche in dieser Richtung in Deutschland nach kurzer Zeit scheitern. Sogar das Berliner "Grand Slam" wo Johannes King mal seine Karriere startete, ist längst in der Bedeutungslosigkeit verschwunden.

Womit wir, natürlich, bei Frühsammers Restaurant in Grunewald angekommen wären, dem Gegenbeispiel. Die alte Villa von Fritzi Massary steht mitten zwischen Tennisplätzen, allerdings war das durchaus keine Liebe auf den ersten Blick, denn beide Seiten mussten ihre Vorstellungen in einem langen, vorsichtigen Prozess annähern. Dass es nun neben dem besternten Gourmet-Restaurant auch ein Bistro gibt, ist somit ein Zeichen allseitiger Zuneigung, das läuft insgesamt sehr stabil im Einklang mit den Tennisspielern, die längst nicht mehr darauf bestehen, verschwitzt mittendurch zu laufen. Und dass dieses Bistro "Grundschlag" heißt, erklärt sich daraus, dass man eben beim Tennis erst die Grundschläge lernt, bevor man den Gegner mit Volleys vom Netz oder fiesen Stoppbällen in die Schranken weist.

Das "Grundschlag" ist Probebühne fürs Gourmetrestaurant nebenan

Die Konzeption dieses Bistros in einem kleinen Nebenraum ist nur verständlich aus der Geschichte Peter Frühsammers, der ja selbst Koch ist und in den Achtzigern zu Sterneruhm kam. Was seine Frau, die Sterneköchin Sonja Frühsammer, heute kocht, kann er trotzdem nicht nachmachen, aber so ganz will er auch nicht davon lassen, es könnte ja auch mal nützlich sein. Und deshalb gibt es im Grundschlag vor allem Gerichte, die der Chef damals auch ungefähr so hätte kochen können; dazu kommen Sachen, die fürs Gourmetrestaurant erst ausprobiert werden sollen. Sie kommen natürlich aus der selben Küche von der Brigade, die auch sonst das Essen macht. Was für eine gewisse qualitative Sicherheit spricht.

Auch ein so unsterblicher Klassiker wie der gebeizte Lachs mit Sahnemeerrettich, Rösti und kleinem Salat (12,50 Euro) ist deshalb im Angebot, und bitte, das schmeckt wie damals, daran muss ja niemand was verändern. Spannender ist natürlich der Spargelsalat mit Krabben und Rhabarber (13,50 Euro), den wir hier mit Rezept schon in der vergangenen Woche vorgestellt haben. Das ist ein hübsches Spiel mit Aromen, die sich dem Spargel brav unterordnen, aber doch attraktive Kontraste ins sonst oft monotone Thema bringen. Übrigens hat Peter Frühsammer auch ein Faible für Ölsardinen, die er in verschiedenen Reifegraden für um die 12 Euro anbietet. Eine Dose reicht als Vorspeise für zwei, ein bisschen Salat gibt es dazu, das ist keine Küchenkunst, aber schmeckt – wer’s mag.

Rindergulasch mit Champignons und Kartoffelpüree - ein Klassiker, perfekt zubereitet

Einen Hauptgang habe ich mit besonderer Freude gegessen: Das Rindergulasch mit Champignons, Schmorzwiebeln und ordentlich Butterbröseln auf dem (nicht zu fetten) Kartoffelpüree (16 Euro). So etwas kocht einem ja kein Mensch mehr oberhalb der Kantinenlandschaft, dabei kann es so köstlich sein, wenn eine gute Küche ihr Können reinsteckt. Die schön saftig gebratenen Lachsforellenfilets auf Risotto mit quietschgrünem Kräuterpüree liefen dann wieder unter "Gourmet-Küche der Achtziger", für 16,50 Euro ein toller Deal – wie man in Bistros wie diesem ja überhaupt viel besser essen kann als in irgendwelchen Allerweltsläden, wo die Gerichte auch nicht billiger sind. Andererseits ist hier natürlich das Verführ-Risiko größer, denn niemand wird daran gehindert, nach der Weinkarte von nebenan zu fragen, wenn ihm das Angebot, vor allem gute deutsche Weine offen aus der Literflasche, zu einfach ist. Feine Desserts gibt es dazu, das Wasser, aufbereitet aus der Leitung, wird mit 1,70 pro Gast berechnet – das ist also die perfekte Einstiegsdroge fürs Restaurant nebenan. Wobei es ratsam ist, die Öffnungszeiten zu erfragen, denn sogar hier herrscht Personalmangel.

Grundschlag, Flinsberger Platz 8, Schmargendorf, Tel. 89 73 86 28, geöffnet Mo ab 17, Di-Sa ab 12 Uhr.

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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