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Von der Ostsee bis ins Schwabenland. Die Küche im Restaurant Bass will sich regional nicht festlegen.

© Restaurant Bass/promo

Von Tisch zu Tisch - die Restaurantkritik: Schwäbische Küche für den Strandkorb

Nord- und süddeutscher Küchenstil, lässt sich das kombinieren? Kulinarisch klappt es im Restaurant Bass einfach perfekt.

Ein sehr geräumiges Restaurant – das ist schon von außen durch die großen Schaufensterscheiben zu erkennen. Vielleicht kein Wunder, denn die Küchenrichtung ist ungewöhnlich, eine Kombination von norddeutschen Gerichten, wie sie auf Rügen geschätzt werden, und baden-württembergischen Spezialitäten, die ohnehin einen guten Ruf haben. Ausschlaggebend für die Kombination ist wohl die Herkunft der beiden Betreiber: Die Gastgeberin stammt von der Ostseeküste, der Küchenchef aus Rastatt. Und es ist für Gäste nicht schwer herauszufinden, wer woher kommt.

Die Restaurantleiterin reagiert – jedenfalls an unserem Abend – auf jede Anmerkung, egal wie harmlos oder nett gemeint, nordisch kurz angebunden. Die im Plauderton gestellte Frage, wer denn im Strandkorb mit dem für zwei gedeckten Tisch davor sitzen dürfe, beantwortet sie lakonisch mit: „Gäste.“ Auch die als Lob gemeinte Nachfrage, woraus die Einlage in der Schwarzwurzelcremesuppe besteht, scheint sie zunächst zu entrüsten. Die Suppe, ein großer Topf voll, war einfach köstlich: viele knackige Lauchkringel, dazu Pumpernickelbrocken als farblich kontrastierende Sättigungsergänzung (5 Euro). Sehr liebevoll ist der Vorspeisensalat mit Croûtons und allerlei Körnern bereitet und mit wirklich gutem Dressing angemacht (5 Euro). Dazu gibt es knuspriges Baguette und Quark mit reichlich frischem Schnittlauch und Pfeffer.

Eine charmante Mischung aus nord- und süddeutscher Küche

Sehr gut sind die Käsespätzle mit Gruyère, Emmentaler und Bergkäse, schön cremig und mit knuspernden Röstzwiebeln und Kräutern bestreut, der Käse zwischen den Spätzle auch noch erkennbar. Liebhaber dieses Gerichts sollten sich diese Adresse merken (12 Euro). Bei den Tagesgerichten schmeckt der Kabeljau auf einem Bett von Erbsen und bissfesten Kohlrabischeiben zart und saftig. Die guten Beziehungen zu den Fischern von Sassnitz merkt man ihm an. Nur der Kartoffelstampf war etwas zu grob, die Senfsauce aber verleiht auch diesem Gericht noch ein i-Tüpfelchen (18,50 Euro). Quarkmousse mit Hagebutte, das klingt vielversprechend, und wir werden nicht enttäuscht. Die Hagebutte kommt als Saucenspiegel mit herben Akzenten, die Mousse schmeckt warm und sanft, ist aber mit Crunch aufgepeppt. Ein Drei-Gänge-Menü kostet hier verträgliche 27, die Weinbegleitung dazu 14,50 Euro.

Die Weinauswahl ist übersichtlich und lädt zum Verweilen ein. Sowohl der Sassbacher Grauburgunder (0,25 l zu 6 Euro) als auch der Yburger Riesling (6 Euro) oder der Bühlertaler Spätburgunder (7 Euro) erinnern jeder auf seine Weise an wunderbar weinselige Abende in guten Schwarzwälder Gaststätten. Qualität und Preis stimmen einen fast nostalgisch. Bis hierher ist die Gentrifizierung jedenfalls noch nicht vorgedrungen.

Qualität und Preis stimmen fast nostalgisch

Gegensätze ziehen sich an. Im „Bass“ findet man die perfekte Illustration für diesen Spruch: Nord und Süd, Boddenzander und Badisches Schäufele, wortkarg und redselig, spröde und charmant. Eigentlich schade, dass der freundlich plaudernde Koch Bernd Schwarz erst am späteren Abend die Honneurs macht. Er ist gewissermaßen die Redebegleitung zum letzten Schoppen der guten offenen Weine. Gern erzählt er von seinen Erfahrungen in der Sterneküche, im Brandenburger Hof zum Beispiel oder im Swissôtel, wo sich die Partner auch kennengelernt haben.

Vielleicht wäre es einer Anstrengung wert, auf die Partnerin Anja Stiba ein bisschen abzufärben. Ihre Wortkargheit scheint eher eine Mentalitätsfrage zu sein, kassiert jedoch kritische Kommentare im Internet. Möglich aber auch, dass die mangelnde Verbindlichkeit Notwehr aus Personalmangel ist. Wäre das Restaurant richtig voll, wäre die Arbeit für die Gastgeberin allein wohl nicht zu schaffen.

Bass, Xantener Str. 9, Wilmersdorf, Tel. 88 67 75 09, Di–Fr 12–14.30 und 18–23 Uhr, Sa–So 17–23 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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