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Im früheren Opernpalais regiert jetzt moderner Schick: Das "Le Populaire" Unter den Linden.

© Kofler & Kompanie/Andreas Bohlender/promo

Von Tisch zu Tisch - die Restaurantkritik: Kühler Schick im Prinzessinnenpalais

Das plüschige Opernpalais Unter den Linden ist umgebaut und ziemlich cool: Das "Le Populaire" bietet empfehlenswerte Küche im Charme einer Schalterhalle.

Was ist das für ein greller Neonschein am Prinzessinnenpalais neben der Staatsoper? Direkt neben dem silbernen Kassentresen und Regalen mit Broschüren über das neue "Palais Populaire" ist der Raum möbliert mit spartanischen Tischen und Stühlen. Vorsichtshalber nochmal nachgefragt: Ist dies das Restaurant "Le Populaire"?

Im Laufe des Abends erfahren wir von der Kellnerin, dass der Betreiber kein Mitspracherecht gehabt habe bei der Gestaltung des Raumes. Dabei ist der eine Kapazität der Berliner Restaurantszene: Klaus Peter Kofler, dessen Unternehmen "Kofler & Kompanie" außerdem für exquisite Caterings bekannt ist. Bei der Neugestaltung des Prinzessinnenpalais hatte offenbar allein die Bank zu bestimmen, deren Kunstsammlung hier ausgestellt wird. Wirkt, als hätten die Banker ihren Schalterhallen-Designer verdonnert, in der Mittagspause mal schnell eine Museumskantine einzurichten. Und vielleicht hatte der gehört, dass es früher an dieser Stelle im Operncafé ein sehr plüschig-kuschelig-konservativ zuging. Jedenfalls hat er extra nüchterne Sitzmöbel mit einem wuchtigen, aber unpraktischen Tresen kombiniert, dazu nackten Beton und entsetzliches Licht, das die Sehnsucht nach einer Sonnenbrille weckt. Wir waren die einzigen Gäste.

In das frühere Opernpalais wurde eine Kunstausstellung integriert

Vom netten Service wurden wir gut umsorgt. Rasch wurde Prosecco entkorkt, frisch gestärkte Servietten hervorgeholt. Die Karte ist klein, aber brauchbar. Vorweg schmeckte eine sehr gekonnt gewürzte, ausgesprochen pittoresk angerichtete Samtsuppe vom Kürbis mit Kernen und festen Stücken von demselben und einer Emulsion vom steirischen Kürbiskernöl (8 Euro).

Originell und gut gemacht war auch die BBQ-Maispoularde als Vorspeise. In eine Schale aus knusprigem Papadam schmiegten sich Auberginenpüree mit Mango und Koriander, drei großzügige Tupfer Barbecue-Sauce und Hummus. In der Mitte lagerten vier vorbildlich saftig- zarte Poulardenstreifen (8 Euro). Der gute kulinarische Eindruck setzte sich bei den Hauptgängen fort. Ein perfekt gegartes Filetstück "Ladies Cut" kombinierten wir mit Kartoffel-Endivien-Stampf, Rauchpaprika und einer sehr schönen Béarnaise-Mayonnaise (32 Euro). Zur saftig-rosigen Lachsforelle mit Safran gab es dunkelgrünes Erbsen-Minze-Püree und dreierlei Bete-Stangen (18,50 Euro), köstlich, apart und schlicht zugleich. Genau das will man vor oder nach der Oper essen, aber vielleicht nicht unbedingt in Kühlhaus-Ambiente.

Zum Nachtisch probierten wir eine eigenwillige, aber gelungene Variante der "Birne Helene". Mit Mohnbiskuit, Schokomousse, Schmand und leise knusperndem Cassiseis neben einem aromatischen Birnenfächer war das eine moderne Interpretation des immer noch populären Klassikers. Wunderbar!

Ein stilistischer Kontrast zum historischen Opernhaus

Auch die nicht sehr große Weinkarte spiegelt den gastronomischen Vollprofi. Neben einer guten Auswahl von Flaschenweinen gibt es sehr brauchbare offene. Der Pfälzer Riesling "365 Tage Weiss", ein wohltemperierter Genuss (0,2 l zu 6,50 Euro) wie auch der Rote von Emil Bauer auf seine samtig einschmeichelnde Art (0,2 l zu 7,50 Euro).

Der Museumsshop, an dem man auf dem Weg zu den Toiletten vorbeikommt, ist durch interessant gestaltete Wände abgetrennt, die auch das Restaurant optisch etwas intimer machen könnten. Fazit: Es ist eine urbane Sünde, wenn man so gutes Essen direkt neben einem der feinsten historischen Opernhäuser serviert, und dann hat keiner Lust zu kommen, weil der Raum so kalt wirkt. Richtig inszeniert, könnte sich dieses Restaurant in Spitzengeschwindigkeit zu einer Lieblingsadresse wandeln. Vorerst empfehlen wir es allen, die einen Kontrast zum weihnachtlichen Gemütlichkeitswahn brauchen und etwas Ordentliches essen wollen.

Le Populaire, Unter den Linden 5, Mitte, Tel. 23 32 17 792, Mi – Mo von 9 – 23 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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