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Traditionelles Ambiente. Das Restaurant "Sapori di Casa" in Tiergarten.

© Sapori di Casa/promo

Von Tisch zu Tisch - die Restaurantkritik: Gemütlich auf sizilianisch

Das "Sapori di Casa" wirkt wie ein unscheinbarer Nachbarschaftsitaliener. Aber eine Anreise lohnt sich auch von weiter weg.

Es gibt nicht so viele Restaurants, in denen man sich auf Anhieb gemütlich fühlt. Das „Sapore di Casa“ ist eins davon. Erklären kann man das, wie es bei Gefühlen nun mal so ist, nicht. Das Lokal ist nicht allzu groß, es ist nicht besonders schick, aber zweckdienlich eingerichtet, es hat Patina und so eine gewisse Herzlichkeit, die in der Luft liegt und den Appetit anregt. Dunkelbraune Möbel, Kerzen auf den Tischen, Imitate von weißem Felsengemäuer an den Wänden.

Den köstlich duftenden Pizzen, die vorbeigetragen wurden, sah man an, dass es sich um Spezialitäten des Hauses handelt, aber die probieren wir beim nächsten Mal. Ein guter Prosecco moussierte kühl und fröhlich im Glas. Der Koch ist eigentlich ein Maler. Die vegetarischen Vorspeisen hat er hübsch wie ein Blumenbild aufgefächert. In der Mitte Rucola mit zwei Queen-Oliven drauf, ringsum gegrillte Auberginenscheiben, Zucchini, eingelegte rote Paprika und Zwiebeln, nochmal anders marinierte gelbe Paprika und Champignons, drei getrocknete Tomaten-Streifen, feine Artischocken. Kräuterstreusel drüber, fertig. Ein Gericht, das so aussieht, spricht zum Gast: „Ich bin mit Liebe gemacht“ (8,50 Euro).

Der Koch neigt zu kunstvollen Verzierungen auf dem Teller

Künstlerische Ambitionen werden auch bei der Caponata offenbar. Die hat er mit Sternstrahlen versehen und mit Balsamico-Essig einen Notenschlüssel daneben gemalt. Die Melodie der fein gewürfelten, zu einem Quadrat geschichteten und nach sizilianischer Art zubereiteten Aubergine ist süß-sauer, aber pianissimo, ganz unaufdringlich. Den modernen Knuspereffekt bringen die drüber gestreuten Mandelscheibchen (8,50 Euro) Sehr gutes, knuspriges Brot gibt es dazu. Auch die Strozzapreti al cinghiale von der Empfehlungskarte dürfen sich gemalter musikalischer Begleitung erfreuen. Unter fein gehobelten Käsespänen sind die frisch zubereiteten Nudeln mit Wildschweinragout und würziger Tomatensauce mächtig zwar, aber geschmacklich apart zubereitet (13 Euro).

Vor dem Fisch gibt es noch einen frischen Beilagen-Salat mit Gurke, Möhren, Radicchio und einem unaufdringlichen Dressing. Tonno ai Sapori di Casa ist ein stolzes Gericht. Ein riesiges Stück Thunfisch bedeckt von einer köstlichen, sehr gekonnt gewürzten kräftigen Sauce aus Cherrytomaten, Kapern und schwarzen Oliven. Dazu gibt es frische grüne Bohnen, Brokkoli und Kartoffeln (18,50 Euro). Wo so viel Gutes serviert wird, leistet natürlich auch Großmutter ihren Beitrag. Die Torta della Nonna ist mit geschmeidiger, nicht zu saurer Zitronencreme und Pinienkernen anmutig gefüllt und mit Puderzucker dick bestreut. Kein Grund eigentlich, sich den Abend mit Roséwein schön zu trinken. Aber die Wahl des sizilianischen Regaleali Le Rosé mit Anmutungen von Brombeeren, Kirschen und Rosenblüten bereuten wir nicht. Der passte schon von der Farbe, aber auch vom Geschmack her gut zu den Speisen (23,50 Euro). Und zum Schluss gab’s den Sambuca aufs Haus.

Die Familie stammt aus Sizilien und Lampedusa

Aufmerksamer, freundlicher und kenntnisreicher Service und eine perfekt orchestrierte Abfolge der Gerichte. Sieht von außen aus wie ein ganz normaler Nachbarschaftsitaliener. Drinnen versteckt sich die Vorhut für besondere Nachbarn mit anspruchsvollem Geschmack und Sinn fürs Ambiente-Understatement. Gemütlich ist natürlich kein Kriterium für ein Restaurant mit anspruchsvoller Küche. Aber hier gefällt das Zusammenspiel. Mario Monterosso konnte seinen Vater Angelo für die Küche begeistern und seinen Schwiegervater Franco di Caro für den Service. Die Familie stammt aus Sizilien und Lampedusa und macht dem Namen Sapori, der übersetzt „Aromen“ heißt, alle Ehre. Wünschen wir Moabit, dass die Familie in der Gegend bleibt und nicht der Versuchung erliegt, in schickeren Räumen auf Edelitaliener zu machen.
Sapori di Casa, Wilsnacker Str. 61, Tiergarten, Tel. 28 42 45 72, geöffnet Mo - Sa ab 16, So ab 11.30 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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