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Das Restaurant Pots im Hotel Ritz-Carlton am Potsdamer Platz.

© Ritz-Carlton/promo

Von Tisch zu Tisch - die Restaurantkritik: Deutsche Küche übersetzt in Fine Dining

Impresario im Ritz-Carlton-Restaurant ist ein Sternekoch: Dieter Müller. Davon profitiert die Küche – einfach köstlich!

Das „Pots“ heißt so nach dem Potsdamer Platz, nicht etwa nach den kupfernen Töpfen, an denen man vorbeigeht, und die schon einen kleinen Hinweis aufs Programm geben. In diesem Restaurant wird die klassische deutsche Küche neu erfunden von Küchenchef Frederik Grieb – und Sternekoch Dieter Müller, dessen Konzeption hier umgesetzt wird.

Das Restaurant ist ziemlich groß, eine riesige Showküche bietet reichlich Einblicke in Arbeit der Köche. In der exquisiten Höflichkeit der Empfangsdame drückt sich zumindest stilistisch die Nähe zur Sterneküche aus. Auch die Art, wie der Sommelier die Aperitifs anpreist, ohne Preise zu nennen, seinen Empfehlungsakzent aber zielgerichtet auf die teureren Varianten setzt, weist darauf hin. Hauptgänge für 19 Euro wiederum zeigen modische Bodenständigkeit.

"Lila Senfei", gekrönt von bunten Blüten

Vorweg gibt es kein Amuse Gueule, dafür ein köstliches warmes Minibrot mit Butter, Kräuterquark und Essiggemüse im Glas. Der Riesling-Sekt ist fast ein bisschen knapp bemessen, könnte dafür bei einer Blindverkostung allerdings auch als Champagner durchgehen. Bald kommen die Vorspeisen, und die schreien in ihrer ganzen Pracht: „Wir sind nicht zum Teilen gedacht.“ Das „Lila Senfei“ erzählt die Geschichte, wie Berlin aus einer Hauptstadt der deftigen Arme-Leute-Küche zur Pilgerstätte hipper Foodies wurde. Auf einer schaumig pikanten Senfsauce lagert ein butterweich gekochtes Ei im Purpurmantel unter einer bunten Blütenkrone. Spuren von Endiviensalat und Kartoffelstampf erden das Ganze (zwölf Euro). Mariniertes vom Rind darf man sich vorstellen wie ein Küchlein aus grob geschnittenem, zart pikant gewürztem Tatar unter einem kreisförmigen Ornament aus gleichgroßen Radieschenscheiben mit Klecksen vom safrangelben Saiblingskaviar. Zwei kleine Blüten, etwas Grün setzen auch hier den frühlingshaften Akzent. Dazu gibt’s in einer Extraschale eine lindgrüne Thunfisch-Limonen-Creme, köstlich (zwölf Euro).

Sumpfkrebse aus dem Tiergarten dienen als Deko für den Klops

„Klopse“, das kling so ganz und gar bodenständig. Was denn der dazu annoncierte „Berliner Hummer“ sei, wollten wir vom eloquenten Kellner wissen. Die Lösung: amerikanische Sumpfkrebse aus dem Tiergarten. Die werden hier allerdings nur als Verzierung eingesetzt. Der zweifarbige, kunstvoll ineinander verrührte Hummer- und Riesling-Estragonschaum steht den Klopsen gut, die nach feinstem Fleisch und hoher Würzkunst schmecken (19 Euro). Gebratener Zander ist auch so ein Berliner Klassiker. Wir bekommen ein kleines Stück mit Haut, schneeweiß und saftig. Der lila Senfschaum teilt sich die Bühne mit einer klaren Schnittlauchsauce, dazu gibt es Sauerkraut und obenauf thront ein Speckbaiser. Kartoffelpüree mit Schmorzwiebeln (5 Euro) passt gut dazu und schmeckt super samtig (19 Euro).

Ein Traum von Schwarzwälder Kirsch

Schwarzwälder Kirsch steht an Schönheit den Hauptgerichten nicht nach. Und auch nicht an Geschmack. Ein rotes Rosenblatt krönt die Komposition aus einer Nougat-Schokoladenstange, einer sehr festen Sahnekugel, bestreut mit Bröseln von getrockneter Kirsche, Tonkabohnen-Vanilleeis, Schoko-Asten und zwei wunderbar geheimnisvoll präparierten Kirschhälften (9 Euro). Eigentlich ist das nicht mehr zu toppen, als uns ein spätes Amuse Bouche doch noch erreicht: Pralinen auf Schokostreusel in Gestalt von Champignon, Maiskölbchen und Gürkchen – hier schließt sich also der Kreis.

Dass die Weinkarte nur Gutes enthält, darf man im Ritz erwarten. Sommelier Mathias Brandweiner ist aber offenbar auch dafür zuständig, dass die Rechnung nicht zu pizzeriamäßig ausfällt, denn, von vielleicht einer Ausnahme abgesehen, fangen die Flaschen bei 45 Euro an und klettern auch mal in dreistellige Höhen. Der 2016er Rosé aus dem Kamptal (45 Euro) war dann aber auch richtig gut.

Pots, Hotel Ritz Carlton, Potsdamer Platz 3, Mitte, Tel. 33 77 75 40 2, Mo-Fr 12-14.30 und Di-Sa 18-22 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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