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Zum Greifen nah: Martin Schulz könnte an Stelle von Sigmar Gabriel Kanzlerkandidat werden.

© dpa

Von der EU nach Berlin: Martin Schulz - und alles ist möglich

Er wollte Fußballprofi werden, war alkoholabhängig und verließ die Schule ohne Abi. Was wird er jetzt: Außenminister? SPD-Kanzlerkandidat?

Irgendwie ist es doch so, dass Martin Schulz etwas Seelsorgerisches an sich hat. Nicht nur, dass er sich um seine Gesprächspartner kümmert, sehr persönlich, gleichsam im Geist der Brüderlichkeit. Ob sie auch ausreichend zu essen haben, wie das Leben zu ihnen gerade so ist – auch der Geist der Unterhaltung ist ihm wichtig.

Nehmen wir mal als Beispiel, einfach so: Sigmar Gabriel. Diese beiden sind Politiker durch und durch, ein jeder ist ein Homo Politicus, aber bei Schulz kommt einem dann ein Detail aus seinem Lebenslauf in den Sinn, und zwar, dass er in seiner Jugend das katholische Heilig-Geist- Gymnasium der Missionsgesellschaft der Spiritaner in Würselen besucht hat.

Nun muss man zum besseren Verständnis wissen, was die Spiritaner sind. Die Wurzeln dieser Ordensgemeinschaft reichen mehr als 300 Jahre zurück, ihr Gründer Claude Francois Poullart des Places kaufte in Paris ein Haus, um jungen Männern aus armen Verhältnissen das Studium zum Priester zu ermöglichen. Nach ihrer Ausbildung sollten die jungen Männer selber in solchen Gebieten arbeiten, für die die Kirche nur schwer Seelsorger findet. Ja, und irgendwie muss das alles auf Schulz, den Martin, benannt nach dem Heiligen, der seinen Mantel teilte, eingewirkt haben.

Aber erst später, wie durch eine Diffusion in seine Gedankenwelt. Denn erst einmal war er alles andere als heilig, sondern ein „Sausack“, wie er von sich selbst sagt. Und „ein unangenehmer Schüler“, was heißt: Abitur war nicht. Kein Wunder. Dann war er auch noch Alkoholiker als Jugendlicher.

Weil aber auch viel zusammenkam, ihn traf es wie eine Keule. Das Leben spielte Foul, um es mal so zu sagen. Schulz’ Traum vor der Sucht war, Profi-Fußballer zu werden, bei dem damals noch erstklassigen Traditionsverein Alemannia Aachen. Aachen ist die Nachbarstadt zu seiner Heimat Würselen. Schulz hatte sich auch Hoffnungen machen können, wurde beobachtet als – heute könnte man anspielungsreich sagen: natürlich – Linksverteidiger bei Rhenania Würselen. (Übrigens: Jupp Derwall, früher einmal Bundestrainer, Europameister, auch in Würselen geboren, hatte bei Rhenania gespielt. Und bei der Alemannia. Das alles weiß Schulz, und man fordert ihn besser nicht heraus, über Fußball zu reden. Er kennt die Mannschaftsaufstellungen bald aller Teams, besonders auch die des 1. FC Köln.) Aber eine schwere Knieverletzung verhinderte diese Karriere.

Womit wir wieder bei den Spiritanern wären. Im selben Geist ist er heute unterwegs, landauf, landab, stocknüchtern, abstinent seit Jahrzehnten, trotzdem fröhlich. Unverwüstlich. Rheinisch. Konrad Adenauer, der Langzeitkanzler war ja auch Rheinländer, nicht?

Schulz jedenfalls gibt allen, auch Gabriel, seinem Freund, dem Erzbengel, ein gelebtes Zeugnis von ...

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