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Idyllisch. Silberne Stunde von Hans Licht, vor 1935.

© Galerie Mutter Fourage

Verein Berliner Künstler und Berliner Secession: Wannsee-Gefühle

Nichts wie raus nach Wannsee. In der Galerie Mutter Fourage inszeniert der Verein Berliner Künstler seine Geschichte in Bildern.

Es irritiert, dass ausgerechnet Max Liebermann, der auf einem der schönsten Wannsee-Grundstücke residierte, kein Gemälde vom populären Rudersport geschaffen hat. In der Galerie Mutter Fourage ist derzeit eine illustre Künstlerrunde zu bestaunen, die sich abgearbeitet hat am Sujet des Wannsee-Motivs. Zum 175. Jubiläum des Vereins Berliner Künstler gilt ein Schwerpunkt seinem Verhältnis zur Berliner Secession. Ein spannendes Kapitel, weil der Verein trotz vieler Konflikte in der Hauptstadt konstant einflussreich gewesen ist. Und weil von dieser Vereinigung immer wieder innovative Impulse und kulturpolitische Initiativen ausgingen. Auch wechselten einige Künstler zwischen den Vereinen oder gehörten beiden an.

Die Galerie Mutter Fourage bringt berühmte Maler wie Liebermann und Leistikow zusammen mit zu Unrecht Vergessenen wie Paul Paeschke und Hugo Vogel. Paeschke zeigt beinahe kalligrafisch den Rummel in seiner Radierung „Wannseestrand“. Hier wird das Getümmel fühlbar. Paul Lehmann-Brauns hält 1922 das dichte Schilf am Kleinen Wannsee fest. Hans Herrmann lässt seinen Ruderer 1916 mit einer Schönen im strahlend weißen Gewand schippern. Und Oscar Begas inszeniert 1878 ein gänzlich ungewöhnliches Motiv in Preußen: eine „blühende Bananenstaude im sommerlichen Garten des Künstlers in Wannsee“.

Hans Hermann, Auf dem Wannsee von 1916.
Hans Hermann, Auf dem Wannsee von 1916.

© Galerie Mutter Fourage

Irisierend flammt das Schilf in Pastelltönen

Ähnlich überraschend lässt der oft als „kaisertreu“ gescholtene Historienmaler Anton von Werner vollkommen entspannt und impressionistisch seine Frau mit drei Kindern in einem Wannseegarten tollen. Im Pinselduktus eines Van Gogh breitet der 1882 in Ostpreußen geborene Theo von Brockhusen die opulente „Apfelblüte in Baumgartenbrück“ mit himmelblauem Horizont im Hintergrund aus. Eine der bezauberndsten Szenen stammt vom 1876 geborenen Hans Licht: Irisierend flammt sein Schilf in Pastelltönen. Ähnlich aufregend sind die Gemälde von Philipp Franck, eine der eindrücklichsten Wiederentdeckungen. In seinem Ölgemälde „Pflügender Bauer“ bersten die Blüten geradezu. Forsch schreitet der mit Schürze bekleidete Landsmann hinter seinen beiden Rossen.

Die Lebensumstände der Künstler änderten sich mit dem Nationalsozialismus radikal. In der Secession entbrannte ein Richtungsstreit, und auch der Verein Berliner Künstler verlor seine Selbstständigkeit. Als Traditionsverein gelang es ihm jedoch, seine Mitglieder um Künstler aus der Secession wie auch der Novembergruppe und des Bauhauses zu erweitern, die hier weiterhin arbeiten und ausstellen konnten. Es ist ein kaum zu überschätzendes Verdienst der Galerie Mutter Fourage, uns mit den höchst qualitätvollen Künstlern und Künstlerinnen wieder vertraut zu machen, von denen ein ganzer Teil der sogenannten verschollenen Generation angehört.

Galerie Mutter Fourage, Chausseestraße 15a, Wannsee; bis 31. 1., Fr 14–18 Uhr, Sa/So 12–17 Uhr

Martina Jammers

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