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Autofahrer sollten jetzt prüfen, ob sie ihren Wagen nicht bei einem anderen Anbieter günstiger versichern können.

© Getty Images

Vertrag überprüfen: Wie Sie bei der Autoversicherung bis zu 83 Prozent sparen

Bis zum 30. November können Verbraucher ihre Autoversicherung kündigen. Wer jetzt wechselt, kann die Kosten kräftig drücken.

Auf 6,5 Millionen Autofahrer in Deutschland kommen im Jahr 2020 höhere Kosten zu. Und das liegt nicht am Klimapaket der Bundesregierung, sondern daran, dass ihr Auto in eine andere Typklasse umgestuft wird. Wer einen Honda Jazz fährt oder einen Skoda Octavia, wird beispielsweise zur Kasse gebeten. Da mit diesen Modellen deutlich mehr Unfälle verursacht wurden als zuletzt, steigen die Beiträge, wie aus einer Erklärung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) hervorgeht.

Wer sich aber frühzeitig um eine neue Police kümmert, könnte am Ende dennoch deutlich günstiger wegkommen. Jedes Jahr beginnt im Herbst die Wechselsaison, da Autoversicherungen meist zum 30. November eines jeden Jahres gekündigt werden können. Eine Studie des Verbraucher-Ratgebers „Finanztip“ zeigt nun, dass Autofahrer – natürlich auch die, die keinen Honda oder Skoda fahren – mehrere Hundert Euro sparen können, wenn sie ihre Kfz-Versicherung richtig wechseln.

So raten die Verbraucherschützer, den Vertrag auf einige Merkmale hin zu untersuchen. Erstens die gefahrenen Kilometer: Wer eine höhere Fahrleistung im Vertrag stehen hat, als er tatsächlich fährt, verschwendet Geld. Die Untersuchung ergab etwa, dass ein Fahrer, der 10 000 Kilometer angegeben hat, tatsächlich aber nur 5000 Kilometer gefahren ist, im Schnitt 12,7 Prozent weniger hätte zahlen müssen. Zweitens der Zahlungsrhythmus: Es lohnt sich praktisch immer, den Versicherungsbeitrag in einem Rutsch zu zahlen.

Wer halbjährlich überweist, zahlt demnach durchschnittlich 3,2 Prozent mehr; bei monatlichen Raten liegt der Preis sogar 7,9 Prozent über dem einmaligen Betrag. Drittens die Mitfahrer: Gerade ältere Autofahrer sollten prüfen, wer alles ihr Auto mitbenutzt. „Wenn etwa das eigene Kind mit 18 den Führerschein macht und es dann sofort Fahrpraxis über das elterliche Auto erlangen soll, verdoppelt sich der Preis für die Versicherung nahezu“, erklärt Kathrin Gotthold von Finanztip. Ist das Kind inzwischen schon längst aus dem Haus und nutzt das Auto nicht mehr, sollte es aus finanzieller Sicht also aus dem Vertrag genommen werden.

Sparen lassen sich bis zu 83 Prozent

Ein von Finanztip errechnetes Beispiel zeigt, wie groß die Einsparung sein kann. Die Experten berechneten zunächst den Versicherungsbeitrag für einen 46-jährigen Golf-VII-Fahrer, der monatlich zahlt und einen Vertrag über 20.000 Kilometer im Jahr, Voll- und Teilkasko ohne Selbstbeteiligung und ohne Werkstattbindung abgeschlossen hat. Auch sein 22-jähriges Kind nutzt das Auto. In diesem Fall läge der Tarif laut Finanztipp bei einem großen deutschen Versicherer bei 1777,32 Euro im Jahr.

Stellt er nun auf eine jährliche Zahlungsweise um, sinkt der Betrag der Rechnung zufolge bereits auf 1657,65 Euro. Eine Selbstbeteiligung und eine Werkstattbindung lassen die Summe auf 1275,91 beziehungsweise 1131,64 Euro fallen. Reduziert er nun auch noch die Jahreskilometer auf 10.000, liegt der Preis nur noch bei 846,14 Euro. Sollte sein Kind nicht mehr mit dem Auto fahren, müsste er nur noch 543,31 Euro zahlen. Und würde er jetzt auch noch zum günstigsten Anbieter wechseln, läge sein Versicherungsbeitrag nur noch bei 309,74 Euro – eine Ersparnis von 83 Prozent.

Doch wie findet man den günstigsten Anbieter? „In unserer Untersuchung bietet kein Portal oder Anbieter den besten Preis für jeden“, sagt Gotthold. Sie empfiehlt deshalb, beim Vergleichen der Angebote mehrere Anbieter zu kombinieren. Als am besten hat sich im Test dabei die Nutzung der beiden Online-Portale Verivox und Huk24 herausgestellt. In 26 von 32 Versuchen kamen die Finanztip-Experten dort zum günstigsten Preis. Dieses Ergebnis kann sich allerdings in den kommenden Wochen noch ändern. „Erfahrungsgemäß kommen die neuen Tarife Ende Oktober mit dem Start der Wechselsaison“, erklärt Gotthold. Für Verbraucher könne es dann noch mal günstiger werden.

Tatsächlich laufen sich einige Versicherer bereits warm für den Herbst. Die Allianz hat einen neuen Direktversicherer, Allianz Direct, ins Leben gerufen, Ergo wirbt mit einer deutlich vereinfachten Autoversicherung und mit der Hamburger Feuerkasse gibt es sogar einen neuen Wettbewerber. Marktführer Huk Coburg hat sich immerhin einen neuen Internetauftritt verpasst, zum Zeitpunkt des Finanztip-Tests allerdings noch keine neuen Preise veröffentlicht.

Verbraucher sollten die Preise vergleichen

Ehrgeizig sind vor allem die Pläne der Allianz. Denn auch abseits der neuen Direktversicherung hat sich Deutschlands größter Versicherungskonzern vorgenommen, bei Kfz-Policen die Marktführerschaft von Huk Coburg zu erobern. Aktuell sind dort gut zwölf Millionen Fahrzeuge versichert; die Allianz kommt nur auf 8,6 Millionen. Um das zu ändern, hat sich der Konzern jüngst mit dem Automobilclub ADAC zusammengetan. Bei deren Versicherungsdienst sind derzeit 650.000 Autos geschützt, die im Zuge der Zusammenarbeit bereits zur Allianz-Bilanz hinzukommen. „Wir haben als Allianz den Anspruch, in allen Branchen marktführend zu sein“, sagte Vorstandschef Joachim Müller. Man sehe das im Falle der Autoversicherungen aber als „langfristigen Weg“ an.

Was bedeutet all das nun für wechselwillige Kunden? Man sollte frühzeitig beginnen, die Preise zu vergleichen, rät Finanztip. Hat man das beste Angebot gefunden, sollte man den neuen Vertrag abschließen; den neuen wiederum sollte man erst kündigen, wenn der neue Versicherungsschein vorliegt. Wird im Vertrag die Kündigung in „Textform“ verlangt, genügt eine E-Mail. Bedarf es der „Schriftform“, ist ein unterschriebener Brief oder ein Fax gemeint. Dies ist vor allem bei Altverträgen der Fall.

Womit einige Versicherer Kunden derzeit locken wollen, sind sogenannte Pay- as-you-drive-Tarife; also Verträge, bei denen die Höhe der Zahlung von der tatsächlich gefahrenen Kilometerzahl abhängt. Das Start-up Emil tat sich hier mit den besten Angeboten hervor. „Diese Versicherungen lohnen sich nur, wenn man sehr wenig fährt“, meinen die Experten von Finanztip allerdings. Schon ab einer Fahrleistung von 5000 Kilometern schmelzen die Preisvorteile demnach deutlich. „Für diejenigen, die so wenig fahren, könnte eventuell Carsharing die günstigere Alternative sein“, heißt es von Finanztipp. Zudem muss beachtet werden, dass Pay-as-you-drive nicht für alle Autos verfügbar ist. Oldtimer beispielsweise können damit nicht versichert werden, weil es dafür einen OBD2-Anschluss braucht – eine Art Stecker unter dem Lenkrad –, der erst seit 2004 verpflichtend in Neuwagen ist.

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