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Manche Fonds schneiden jetzt in der Krise besser ab als andere.

© Getty Images/iStockphoto

Geld anlegen in Corona-Zeiten: Welche Fonds die Krise am besten meistern

Aktien- oder Mischfonds? Aktiv oder passiv? Darauf sollten Anleger bei der Auswahl von Fonds jetzt achten.

112 Milliarden Euro haben Anleger in Deutschland zwischen Anfang 2015 und Ende 2019 in Mischfonds platziert. Keiner Fondskategorie schanzten Kleinanleger in den vergangenen Jahren mehr Geld zu. Die Papiere investieren in Aktien und Anleihen, manchmal auch in Immobilien und Rohstoffe – und wollen damit vor allem Risiken aus der Geldanlage nehmen.

Kippen die Börsen, so das Ziel, können Anleihen und andere defensivere Papiere das Minus abfedern. In den jüngsten Turbulenzen an den Aktienmärkten sei dies einigen auch gelungen, hat eine Analyse des Berliner Rating-Unternehmens Scope ergeben. Die zehn besten Mischfonds schafften es, im beobachteten Zeitraum zwischen 16. Februar und 23. März nur zwischen 1,4 und 8,2 Prozent ins Minus zu rutschen. Der MSCI World, wichtigster weltweiter Aktienindex, verlor in diesem Zeitraum jedoch 31 Prozent.

Wo das Minus besonders gering ausgefallen ist

Am besten gehalten, stellten die Analysten von Scope fest, habe sich der erst 2017 aufgelegte Lampe Sicav Liquid Return, der im Crash nur 1,4 Prozent verloren hat. Allerdings hat der Fonds auch die jüngste knapp 30-prozentige Gegenbewegung an den Aktienmärkten verpasst, denn er ist gegenwärtig eigentlich kein Mischfonds mehr: Fast 93 Prozent der Anlegergelder stecken in Anleihen, davon 82 Prozent in deutschen Staatspapieren. Der Rest liegt in Cash, ein Teil steckt auch in Aktienfutures. Die Wertentwicklung im April ist deshalb ebenfalls im Minus stecken geblieben.

Nicht viel anders ist es beim Zweitplatzierten von Scope, dem Axa Defensiv Invest. Der Fonds ist zu 87 Prozent in Anleihen investiert, er hält aktuell exakt null Prozent in Aktien. Den Crash hat er damit mit einem Minus von nur vier Prozent überstanden. Die Nerven ihrer Anleger geschont haben auch der DWS Concept DJE Alpha Renten Global mit minus 4,7 Prozent sowie der Sigma Plus Konservativ aus dem Hause der Deka, der Fondstochter der Sparkassen, und der Schweizer Vontobel Fund Multi Asset defensiv, beide mit einem Minus von 6,7 Prozent. Alle defensiven Mischfonds sind auch im Normalbetrieb mit eher niedrigen Aktienquoten unterwegs, meist liegen sie bei maximal 30 bis 35 Prozent des Portfolios.

Wer die Anbieter der Fonds sind

Marktführer für Mischfonds in Deutschland ist mit großem Vorsprung Union Investment, die Fondsgesellschaft der genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbank-Gruppe. Sie verwaltet in Mischfonds Kundengelder von deutlich mehr als 30 Milliarden Euro. Auf Platz zwei folgt die Deka.

Den bei Weitem größten Mischfonds in Deutschland verwaltet ebenfalls Marktführer Union Investment: Gut 18 Milliarden Euro stecken derzeit im „PrivatFonds: kontrolliert“, der sich selbst als eine Art Vermögensverwaltung für kleine Anleger innerhalb eines einzigen Papiers versteht. Der Fonds kann in Assets aller Art investieren, neben Aktien und Anleihen auch in Geldmarktinstrumente, Junkbonds, Währungen, Rohstoffe, Derivate und andere Fonds. Die Aktienquote soll je nach Marktphase zwischen fünf und 45 Prozent liegen. Aktuell sind es allerdings nur acht Prozent, hinzu kommen gut 84 Prozent in Anleihen, dazu Cash, Gold und Derivate.

Insgesamt sieht sich der Fonds, so ein Sprecher von Union Investment, nicht als größerer Renditebringer, sondern als eine Art Ersatz für das Sparbuch, das derzeit keine Zinsen abwerfe: „Zwei bis drei Prozent Rendite sind da für den Kunden schon eine gute Sache.“ Erreicht hat dies der Fonds im Rückblick aus aktueller Betrachtung nicht: Zum 9. April lag die Wertentwicklung der vergangenen fünf Jahre bei minus 0,7 Prozent pro Jahr. Etwa zehn bis 15 Prozent der defensiven Mischfonds, die global anlegen, kommen im Fünfjahresrückblick jedoch auch aktuell auf eine positive Wertentwicklung. Stabilisiert hätten das Portfolio im Crash vor allem Bundesanleihen, Gold und Erlöse aus Verkaufsoptionen auf Aktien, also auch auf spekulative Derivate, sagt Fondsmanager Alexander Wagner.

Wo bei Mischfonds der Haken ist

Problem vieler Mischfonds ist das sogenannte Market Timing. Ihre Fondsmanager müssen laufend entscheiden, wann welcher Bestandteil ihres Depots verkauft wird und wann der Zeitpunkt zum Nachkauf gekommen sein könnte. Derzeit halten die meisten defensiven Mischfonds weiter nur sehr kleine Aktienanteile oder haben ihre Aktienquoten weiter über Derivate reduziert.

Die zwischenzeitlichen Aufwärtsbewegungen haben die meisten konservativen Mischfonds-Manager damit nur vom Seitenaus beobachtet und weiter auf sichere Anleihen gesetzt. Je länger die Eindämmungsmaßnahmen dauerten, sagt Fondsmanager Wagner, desto gravierender wären die Folgen für die Wirtschaft.

Warum passive Mischfonds eine Alternative sind

Das Problem des richtigen Kaufs- und Verkaufszeitpunkts vermeiden wollen passive Mischfonds, von denen es allerdings nur wenige gibt. Pionier ist der Arero, ein nach wissenschaftlichen Kriterien des Mannheimer Betriebswirtschaftsprofessors Weber aufgelegter Fonds, der mit einem hohen Aktienanteil von bis zu 60 Prozent eher zu den aggressiven Mischfonds zählt. Der Fonds – Arero steht für „Aktien, Renten, Rohstoffe“ – steuert die Aufteilung des Geldes nur einmal pro Jahr im Rahmen eines „Rebalancing“, bei dem die ursprünglich festgelegten, aber durch die reale Entwicklung veränderten Quoten wieder auf den Ausgangswert zurechtgesetzt werden.

Im Crash nun hat der Arero deutlicher verloren als defensive und aktiv gemanagte Mischfonds (minus 13 Prozent binnen drei Monaten per 14. April), bleibt aber im Vergleich von drei, fünf und zehn Jahren im Plus. Im Crash nun ist der Arero von seiner sturen passiven Strategie abgewichen und hat die Aufteilung der Kundengelder außer der Reihe neu angepasst: Am 18. März, als der Dax unter 8500 Punkten stand, wurde der durch den Crash gestauchte Aktienanteil wieder auf 60 Prozent angehoben.

Anderen passiven Mischfonds geht es ähnlich: Sie haben in der massiven Abwärtsbewegung seit dem 20. Februar hohe Verluste angehäuft, langfristig jedoch schlagen sie sich häufig besser als die aktiv gemanagten Mischfonds.

Wie reine Aktienfonds abschneiden

Gerade in der langfristigeren Betrachtung spielen auch reine Aktienfonds ihre Stärken im Vergleich zu Mischfonds aus: Trotz des Crashs stehen sie im Vergleich von fünf oder gar zehn Jahren häufig besser da als reine Mischfonds. So hat beispielsweise der JP Morgan Global Select Equity seit Januar zwar 19 Prozent verloren, aber im vergangenen Jahr 32 Prozent hinzugewonnen. Die besten Mischfonds kommen – aus gegenwärtiger Sicht und im langfristigen Vergleich seit 2010 – auf ein jährliches Plus zwischen vier und fünf Prozent. Zu den Spitzenreitern zählen etwa der M&G Optimal Income Fund, der Amundi Multi Asset Sustainable Future oder der Flossbach von Storch Multi Asset Defensive.

Aktienfonds, die defensiv und mit globalem Blick agieren, stehen zwar auf breiter Front derzeit zerzauster da und strapazieren damit die Nerven der Anleger massiver. Langfristig gesehen werden die Wogen jedoch durch frühere bessere Wertentwicklung geglättet: Ein jährliches Plus zwischen fünf und neun Prozent bleibt eher die Regel als die Ausnahme. Abgeliefert haben es zum Beispiel der Nordea Global Stable Equity, der DWS Invest Croci World oder der Uni Value Global.

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Aktienanleger, die schon mindestens zehn Jahre auf Wachstumsaktien setzen, können sich noch beruhigter zurücklehnen: Auf jedes Jahr heruntergerechnet hat ihnen ihr Investment auch nach dem massiven Absturz in vielen Fällen noch sechs bis in der Spitze 15 Prozent pro Jahr gebracht. Kurzfristig betrachtet sieht die Bilanz jedoch in den meisten Fällen desaströs aus. Nicht wenige Anleger mussten zusehen, wie ihre Aktienfonds in den vergangenen drei Monaten 20 oder gar 30 bis 40 Prozent verloren haben.

Wie hoch die Kosten sind

Mit ein Grund für die kurzfristig zwar oft beruhigende, langfristig aber eher schwache Entwicklung von Mischfonds sind die hohen Kosten. Nach einer Studie des Fondsraters Morningstar aus dem vergangenen Herbst werden vor allem deutsche Anleger hier zur Kasse gebeten. 1,8 Prozent kosten die Papiere in Deutschland im gewichteten Mittel, in den USA liege dieser Wert deutlich unter einem Prozent. Auch passive Misch-ETF sind deutlich günstiger. Nach einer Untersuchung der Marktaufsicht Esma fällt vor allem bei Mischfonds ein Missverhältnis zwischen Rendite und Kosten auf.

Auch die Verbraucherzentralen sehen Mischfonds kritisch und verweisen auf statistische Erkenntnisse, wonach auf Sicht von 30 Jahren in 93 Prozent aller Zeiträume seit 1900 die Aktie die ertragreichste Geldanlage gewesen sei – oft mit großem Abstand vor Anleihen, Immobilien oder Gold. Crashs und Krisen müsse man aussitzen. Wer dies nicht schafft, ist mit Mischfonds gut bedient, muss dafür aber Renditeabstriche hinnehmen.

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