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Gänse auf einem Hof in Brandenburg

© Tsp/Kitty Kleist-Heinrich

Festtagstipps für Weltenretter: Lassen Sie die Weihnachtsgans leben!

Schluss mit Lametta, Geschenkeflut und Weihnachtsgans. Weihnachten lässt sich auch ökologischer, grüner und damit anständiger feiern.

Wenn Millionen Nadelbäume den Boden unter den Wurzeln verlieren, Menschen mit bunt bedruckten Geschenkpapierrollen durch die Gegend hasten und Lichterketten im Kaufhaus ausverkauft sind, weiß man: Es ist wieder Weihnachten. Das Fest der Liebe bringt nicht nur Familien und Freunde zusammen, es ist auch eine gigantische Materialschlacht.

Rund 30 Millionen Weihnachtsbäume bringen zu den Festtagen einen Hauch von Wald in die deutschen Wohnzimmer. Die allermeisten von ihnen kommen aus Monokulturen, sind zu Lebzeiten kräftig gespritzt und gedüngt worden. Geschmückt werden sie gern mit beschichteten Christbaumkugeln oder Lametta.

Unter dem Baum liegen die prächtig in Hochglanzpapier verpackten Geschenke, deren Inhalt man sich vom Onlinehändler hat liefern lassen. Und wenn der Bescherungsstress vorbei ist, kommt die Gans auf den Tisch, die man vorher günstig im Supermarkt gekauft hat.

Nachhaltig und klimafreundlich ist das nicht. Wie ginge es anders? An Vorschlägen, wie man Weihnachten besser, ökologischer, grüner, also kurzum anständiger feiern kann, ist kein Mangel. Hier sind einige von ihnen.

Bio-Weihnachtsbäume auf einem Hof in Bad Vilbel bei Frankfurt am Main
Bio-Weihnachtsbäume auf einem Hof in Bad Vilbel bei Frankfurt am Main

© epd

Tannenbaum: Bio und aus der Region

Der Naturschutzbund (Nabu) schockt die Traditionalisten unter den Weihnachtsfreunden mit einem revolutionären Vorschlag. Statt des echten Baums soll man sich baumähnliche Dekorationen holen oder basteln. Allerdings dürfte es nicht jedermanns Sache sein, seine Christbaumkugeln an eine ausgemusterte Vorhangstange zu hängen. Dann also doch lieber einen richtigen Baum kaufen.

Ökologisch korrekt holt man sich diesen aus der Region, bio- und FSC-zertifiziert. Will man dem Bäumchen ein langes Leben gewähren, sollte man ein Gewächs mit Wurzeln kaufen. Das kann dann nach Weihnachten in den Garten oder auf den Balkon. Aber Vorsicht: Der Plan funktioniert nur, wenn Sie die Tanne im Topf ausreichend gießen und sie nach Weihnachten nicht sofort dem Frost aussetzen. Gönnen Sie dem Baum eine Übergangszeit im Wintergarten oder an einem anderen kühlen Platz.

Wenn Lichterkette, dann LED: Die Technik senkt die Stromkosten.
Wenn Lichterkette, dann LED: Die Technik senkt die Stromkosten.

© dpa-tmn

Kerzen: Bienenwachs oder LED

Wer echte Kerzen an den Baum steckt, sollte Bienenwachs nehmen, empfehlen die Umweltschützer, möglichst von Bio-Bienen. Freunden von Lichterketten werden LED-Lämpchen nahegelegt. „Eine LED-Lichterkette spart gegenüber herkömmlichen Lämpchen – je nach Länge und Art – bis zu 85 Prozent Strom“, erklärt der Geschäftsführer des Versorgers Eon, Philip Beckmann. Selbst wenn man eine Kette mit 400 Lichtlein die komplette Weihnachtszeit lang eingeschaltet ließe, koste das nur 1,34 Euro. Macht trotzdem keiner, oder?

Bloß kein Lametta

„Lametta und beschichtete Christbaumkugeln haben in einem umweltfreundlichen Weihnachtsbaum nichts zu suchen“, heißt es beim Nabu. Sie enthalten teilweise giftiges Blei. Warum also nicht die Deko selber basteln? Strohsterne oder Engel aus Papier? Wen das zu sehr an seine Kindergartenzeit erinnert, kann den Baum natürlich auch mit Stoffbändern, Holzsternen, Nüssen, Plätzchen oder getrockneten Apfelsinenscheiben schmücken. Nüsse und Plätzchen sollte man allerdings nach dem Fest verzehren, den Rest kann man wiederverwenden.

Weihnachten bei den Royals in Windsor: Christbaumkugeln sind leider nicht sehr umweltfreundlich.
Weihnachten bei den Royals in Windsor: Christbaumkugeln sind leider nicht sehr umweltfreundlich.

© dpa

Wie schenke ich nachhaltig?

Das nachhaltigste, umweltfreundlichste Geschenk ist ... nichts zu schenken. Zumindest nichts Materielles. Stattdessen kann man Zeit verschenken, Gutscheine für ein Essen, einen Kinobesuch, einen Spaziergang oder eine Fahrradtour.

Auch selbst Gebasteltes oder selbst Gekochtes liegt im Trend. Hübsch verpackte Marmeladen, Kekse, Stollen, selbst gefilzte Untersetzer, grob gestrickte Socken oder was immer die Fantasie und die handwerkliche Fähigkeit hergeben.

Wer kein Strick-, Schreiner-, Näh-, Töpfer- oder Backprofi ist, kann natürlich auch weiterhin seine Geschenke kaufen. Vielleicht achten Sie aber dieses Mal auch auf den Stromverbrauch, etwa bei Computerspielen. Hosentaschenkonsolen wie Nintendo Switch kommen mit Kosten von einem bis drei Euro im Jahr aus, stationäre, große Player sind dagegen Stromfresser. Bei einer täglichen Spieldauer von zwei Stunden kostet der Strom für die Playstation 4 Pro 34 Euro im Jahr. Vielleicht ein gutes Argument, um das Kind von der Konsole zu lösen.

Festtagsbraten: Wenn Gans, dann bio und aus der Region. Aber wie wäre es mal mit einem vegetarischen Weihnachten?
Festtagsbraten: Wenn Gans, dann bio und aus der Region. Aber wie wäre es mal mit einem vegetarischen Weihnachten?

© dpa

Lassen Sie die Gans leben

Für viele gehört die Gans zum Fest dazu. Ein bisschen Herz zeigen Sie, wenn Sie die tiefgekühlte Gans aus Polen und Ungarn im Supermarkt liegen lassen und versuchen, jetzt noch eine Bio-Gans aus Brandenburg aufzutreiben. Denn in den osteuropäischen Ländern werden die Tiere noch immer qualvoll zwangsernährt, damit sie rechtzeitig vor Weihnachten schön schwer sind. Sie könnten aber natürlich auch auf Fisch umsteigen, etwa auf (Öko-)Karpfen. Oder Sie kochen mal vegetarisch. Das empfiehlt selbst die Deutsche Bahn. Im aktuellen DB-Magazin gibt es ein Rezept für Nuss- statt Rinderbraten.

Wenn es ums Essen geht, möchte auch die Bundesregierung ein Wörtchen mitreden. Ja, auch die gibt nämlich Tipps im Internet, wie man Weihnachten nachhaltig feiern kann. Planen Sie Ihre Lebensmitteleinkäufe früh, kaufen Sie Produkte aus der Region (jetzt gibt es Chicorée) und zaubern Sie anschließend auch aus den Resten etwas Leckeres, heißt es auf der Regierungsseite. Bei der Resteverwertung hilft Bundesagrarministerin Julia Klöckner mit ihrer „Beste-Reste-App“.

Was vom Fest übrig bleibt: Papiermüll ohne Ende.
Was vom Fest übrig bleibt: Papiermüll ohne Ende.

© dpa

Mehr Schein als Sein

Man weiß nicht, ob sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Kabinett an diese Tipps halten. Oder an die Empfehlung, doch mal weniger Verpackungsmüll zu produzieren. Statt alubeschichtetem Hochglanzpapier könne man Packpapier verwenden, rät die Regierung. Bemalt oder verziert mit Blumen oder Zweigen sei das ebenfalls hübsch anzusehen. Man kann aber natürlich auch all das Papier aus den Ministerien als Verpackungsmaterial nehmen, auf dem Reformideen stehen, aus denen nichts geworden ist. Als Einwickelpapier hätte das eine persönliche und zugleich politische Note, ist aber schwer zu beschaffen.

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